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Buch Schönebeck: Autor Manfred Stock kehrt mit seinem Buch an die Orte seiner Vergangenheit zurück

Ein Plan, den zwei Freunde 1987 im Café Teria beschlossen, schlug fehl. Manfred Stock und sein Freund Andreas Zander wollten fliehen und ihre Schönebecker Heimat verlassen. Ein Buch über jene Ereignisse bringt ihn und die Leser zurück in diese Zeit.

Von Stefan Demps 26.07.2023, 06:28
Im ehemaligen Café Teria plante Manfred Stock gemeinsam mit seinem Freund die Flucht aus der DDR. Über Ungarn sollte es nach Österreich gehen. Kurz vor der Grenze wurden beide aufgegriffen und in die DDR zurückgeschickt.
Im ehemaligen Café Teria plante Manfred Stock gemeinsam mit seinem Freund die Flucht aus der DDR. Über Ungarn sollte es nach Österreich gehen. Kurz vor der Grenze wurden beide aufgegriffen und in die DDR zurückgeschickt. Fotos: Stefan Demps

Schönebeck - Manfred Stock steht in der Böttcherstraße vor dem Haus, wo sein Freund zu der Zeit wohnte. „Ein Mann kam uns entgegen und sprach meinen Kumpel an, er solle sich in zwei Wochen beim Ministerium melden. Dann ging er weiter, drehte sich nochmal um und meinte zu mir, ich solle auch gleich mitgehen“, erinnert er sich. Diese Szene ist Teil eines Buches und spielte sich so 1988 in Schönebeck ab. Es ist die Geschichte von Manfred Stock, geboren am 14. August 1963 in der DDR.

Gemeinsam mit seinem Freund Andreas Zander hat er, ein paar Wochen vor dem Zusammentreffen in der Böttcherstraße, versucht, die DDR zu verlassen. Ihre Flucht scheitert und sie sind in das Visier des Ministeriums für Staatssicherheit geraten. Einige Zeit später werden beide ausgewiesen. Die Ereignisse dieser Tage hat Manfred Stock nun in einem Buch niedergeschrieben. Ein Teil der Handlung spielt in Schönebeck.

Fehlende Perspektive als Fluchtgrund

Manfred Stock schreibt Texte. Das im August erscheinende Buch „Hähnchen machen auch nicht satter als Broiler“ ist sein zweiter Ausflug in die Welt der Literatur. Sein erstes Werk war ein Ratgeber. „Das Schreiben hat mir Spaß gemacht“, berichtet er über die Erfahrungen. Manfred Stock entschließt sich, seine eigene Geschichte zu erzählen, Beweggründe zu schildern und mit der Thematik abzuschließen.

„Es gibt zwei Erzählstränge. Einer wird in der DDR spielen und der zweite nach der Wende. Beide werden sich treffen“, berichtet der Autor. Der in der DDR vorgezeichnete Weg war nicht seiner. „Ich bin nicht aus politischen Gründen geflohen sondern aus perspektivischen. Ich habe in der DDR keine Zukunft für mich gesehen“, verdeutlicht Manfred Stock seine Beweggründe.

Schwierige Wohnsituation

Nach seinem Abitur studierte er. Doch weder das Studium noch die Arbeit in Schönebecks Industrie sorgten für Zufriedenheit. Privaten Rückhalt hatte er nicht, eher das Gegenteil war der Fall. „Ich habe noch mit meiner Ex-Freundin zusammengewohnt“, erzählt er über die schwierige Situation. Eine eigene Wohnung, so dass er ausziehen konnte, habe er nicht bekommen. Mit seinem Vater hatte er sich verkracht, so dass eine Rückkehr in das Elternhaus nicht möglich war.

Ähnlich schwierig ergeht es seinem Freund, den er im Buch Andreas Degenhart nennt. Beide fühlen sich fehl am Platz in der DDR und fassen den Entschluss zur Flucht. Doch aufgrund der schwierigen Wohnverhältnisse passiert dies nicht in Stocks Wohnung sondern außerhalb. „Hier haben wir den Plan zur Flucht getroffen“, zeigt Manfred Stock auf das Gebäude, das sich äußerlich kaum verändert hat. 1987 war es noch das Café Teria in der früheren Wilhelm-Pieck-Straße. Inzwischen heißt die Straße Am Stadtfeld und in das Gebäude ist inzwischen das Zentrum einer evangelischen Freikirche eingezogen.

Der Plan der beiden Fluchtwilligen war schnell entworfen. Zuerst sollte es nach Budapest gehen. „Dort wohnte ein Onkel von mir“, erläutert Manfred Stock den Grund für diese Route. Auch hatten beide die Hoffnung, dass dort nicht so genau aufgepasst wird wie an der innerdeutschen Grenzen. Über Ungarn sollte es nach Österreich und dann in die Freiheit gehen, so der weitere Plan. In den folgenden Wochen verkaufen die beiden Freunde ihre Wertgegenstände. „Von dem Geld haben wir zwei Wochen Urlaub in Budapest gemacht“, berichtet der Autor. Diese unbeschwerten Tage sollten für längere Zeit die letzten in Freiheit sein. An der ungarischen Grenze werden die beiden Fluchtwilligen geschnappt und in die DDR zurückgeschickt.

Manfred Stock mit seiner Frau Anett vor dem alten Stasi-Gebäude.
Manfred Stock mit seiner Frau Anett vor dem alten Stasi-Gebäude.
Stefan Demps

„Das war mein erster Flug und das in Handschellen“, erinnert sich Manfred Stock an die Rückreise. Es folgen Wochen, die er teilweise im Gefängnis verbringt. „In der Nachbarzelle war eine Frau, mit der habe ich mich über Klopfzeichen verständigt“, berichtet er über diese Zeit. Schließlich kommt er aus dem Gefängnis frei und er kommt zurück nach Schönebeck. „Ich bekam dann eine neue Wohnung“, so Stock. Schließlich wird er 1988 ausgewiesen. Er geht nach Hamburg und erlebt die Wende. 1992 kehrt er in die Elbestadt zurück. Nur um diese erneut, problemlos diesmal, zu verlassen. Er zieht nach Garbsen, wo sich seine Zukunft und Vergangenheit treffen.

Über die soziale Netzwerke hat er seine heutige Frau Anett Stock getroffen. Dabei kannte er sie schon aus seiner zeit in Schönebeck. „Wir wohnten damals beide in der Hermannstraße. Ich habe sie jeden Morgen abgeholt“, erzählt er. Den restlichen Schulweg zur Käthe-Kollwitz-Schule absolvierten sie gemeinsam. Die Schönebeckerin zieht noch während ihrer Schulzeit innerhalb Schönebecks um. Ein paar Jahre nach der Wende zieht sie schließlich nach Garbsen, wo dann auch Manfred Stock hinzieht. Doch sie kommen öfter noch zu Besuch nach Schönebeck. „Meine Schwester wohnt noch hier“, sagt der Schriftsteller. Die Veränderungen der Stadt erzeugen gemischte Gefühle. „Die hat sich ganz schön verändert“, resümiert Anett Stock über die sanierte Grundschule. Den Charme des alten Gebäudes findet sie im Neubau nicht wieder. Für den Marktplatz haben beide lobende Worte übrig. Schönebeck bleibt ein Teil von Manfred Stock und seine Geschichte kann ab August, wenn das Buch erscheint, nachempfunden werden.