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Naturschutz Spaziergang zum Försterfriedhof erlaubt

Wie das europäische Artenschutzprojekt Natura 2000 im Raum Barby aussieht, stellten Fachleute vor.

Von Thomas Linßner 01.04.2019, 09:00

Barby/Lödderitz/Breitenhagen l Darf ich jetzt noch zum Försterfriedhof bei Lödderitz spazieren oder nicht? Das historische Naturareal liegt seit der Deichrückverlegung in der Kernzone, die für jegliches unbefugte Betreten tabu ist.

Ja, man darf! Im Vorfeld gab es gelinde gesagt zu Fragen wie dieser einige Irritationen. Besonders die Bewohner der betroffenen Bereiche in Breitenhagen und Lödderitz waren verunsichert. Deswegen startete das Landesverwaltungsamt eine Öffentlichkeitskampagne, in der den Bürgern Veränderungen erklärt werden.

Ursprünglich sollten nur jenen Menschen Einblick „in die Abwägungsergebnisse zum Ausweisungsverfahren“, wie es im schönsten Amtsdeutsch heißt, gewährt werden. Doch vor Ort, zum Beispiel beim Info-Termin in Barby, sah es Torsten Pietsch, Referent des Landesverwaltungsamtes für Natura 2000, der mit den Sachbearbeiterinnen Nadine Stiller und Andrea Bachmann gekommen war, nicht so eng.

Der Forst Lödderitz sei Bestandteil der Verordnung zum Naturschutzgebiet und größtenteils Kernzone. Der Försterfriedhof ist davon allerdings wegen der Begehung und der touristischen Erschließung ausgenommen. Auch Bedenken aus Breitenhagen, dass das Museumsschiff „Marie Gerda“ als Teil des Naturschutzgebietes an der Elbe nicht mehr zu betreten sei, erteilte Torsten Pietsch eine Absage: „Wegen des Bestandsschutzes gibt es für das Museumsschiff eine Sondergenehmigung.“ Das Grundstück des Schiffs erscheint schon rein optisch auf der Karte „merkwürdig“, weil es wie eine (Ausnahme)-Insel inmitten der Tabu-Zone liegt.

Ein Betretungsverbot besteht jedoch nördlich der „Marie Gerda“ bis zur Saalemündung zwischen Alter- und Stromelbe. Damit endet auch der Barby/Breitenhagener Traum, an der Flussmündungsspitze ein Denkmal aufzustellen.

Das Saalhorn im Dreieck Alte Saale/Stromsaale ist ebenso gesperrt, wie der Bereich am Krummen Horn, der aber schon vorher Kernzone war. Die westliche Seite der Alten Elbe mit den Schwedenschanzen und dem Hügel der alten Salzfaktorei sind Schutzzone, aber für die Betretung frei gegeben. Man muss hier allerdings auf den Wegen bleiben.

Im Vorfeld war die Sorge einiger Ortschaftsräte und der Stadt Barby, dass durch die Verordnung der Hochwasserschutz gefährdet sei. Ronald Günther, Flussbereichsleiter vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz, gab dafür Entwarnung: Der Hochwasserschutz sei nicht gefährdet. Es gebe zwar ein paar Einschränkungen: zum Beispiel zu anderen Zeiten mähen und Auflagen beachten. Günther sieht aber keine Gefährdung der Deichanlagen. Die Abstimmung mit dem Landesverwaltungsamt hätte einige Probleme hervorgebracht, aber am Ende sei man zu einer Einigung gekommen.

Um noch mal auf die Gegend bei Lödderitz zurückzukommen. Der Gemeindefriedhof (nicht zu verwechseln mit dem historischen Försterfriedhof am Schmiedesee) kann über einen Waldweg erreicht werden. Als die Natura-Karte im vergangenen Jahr vorgestellt wurde, sah das anders aus.

Wie bisher ist die Jagd in der Kernzone untersagt. Zur Reduzierung des Wildbestandes - und damit ist in erster Linie Schwarzwild gemeint - soll es Ausnahmen geben. Sie müssen zwischen der Biosphärenreservatsverwaltung und den Jägern abgesprochen werden. Damit dürften die Herbstdrückjagden im Lödderitzer Forst weiterhin Bestand haben.

Das EU-Projekt Natura 2000 will ein zusammenhängendes Netz von Schutzgebieten schaffen. In Sachsen-Anhalt sind elf Prozent der Landesfläche betroffen. Die Verordnung, die die Gebiete rechtlich sichern will, trat zum 1. Januar 2019 in Kraft. Das Landesverwaltungsamt erarbeitete dazu eine entsprechende Verordnung. Die Schutzmaßnahmen haben Einfluss auf mehr als 100 Städte und Gemeinden im Land.