Elbe Stadthafen Barby: Sorge um das Hochufer beim nächsten Hochwasser
Das Hochufer am Barbyer Stadthafen ist ein neuralgischer Punkt beim nächsten Hochwasser. Zu dieser Schlussfolgerung kommt Ewald Vetterkind, der sich als ehemaliger Maisan- und Cargill-Mitarbeiter auf dem Gelände auskennt.

Barby - Man kann über die Gefahr am Barbyer Stadthafen sagen was man will. Ist das Ufer zu niedrig oder nicht? Kann das Wasser der Elbe bei einer Extremflut überlaufen oder nicht?
Ewald Vetterkind besitzt Fotos vom Juni 2013, an denen es nichts zu rütteln gibt. Die Elbe tritt über das Ufer. Nicht umsonst wurden damals Bigbags gesetzt, um Cargill und das Hinterland zu schützen. Ein Gleisbett des Weizenverarbeiters war bereits zum Wasserbett geworden.
Die Riesensandsäcke stehen noch immer wie mahnende Denkmale da.
Ewald Vetterkind und sein Mitstreiter Martin Kukler von der Wasserwehr wissen um die menschliche Natur. Katastrophe war gestern, sie ist vergessen. Bis zum nächsten Mal jedenfalls. Nicht viel anders scheinen auch die zuständigen Behörden zu ticken.

„Fehlende Höhe 1,15 Meter“
Vetterkind besitzt eine Karte, die die Höhen dokumentiert. Im Bereich des Stadthafens gibt es einen Bereich, an dem „fehlende Höhe 1,15 Meter“ steht. Im Ruinengelände des ehemaligen Maisanwerkes können die Höhen nicht definiert werden, da sich dort Schuttberge türmen und alte Tunnel verdecken.
Fazit von Vetterkind und Kukler: Am Hafen und dem Maisanwerk droht Gefahr, wenn es die Elbe, wie 2013, mal wieder übertreibt.
Das Hochufer an der Maisan befindet sich in einer Breite von rund sieben und auf einer Länge von zirka 230 Metern im Eigentum der Stadt Barby.
Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) hat diesen Bereich nicht auf dem Schirm, er sei laut Ronald Günther, Flussbereichsleiter, nicht in seinem Zuständigkeitsbereich.
Warum eigentlich nicht?
Hochwasserschutz auf breiten Schultern
Günther holt dazu aus: „Auch wenn wir den Hochwasserschutz im Namen tragen, gibt es keine ausschließliche Verantwortung des Landes dafür.“ Es sei vielmehr eine Aufgabe, die sich auf breite Schultern verteilen müsse. Dazu verweist er auf das Wassergesetz des Landes. Danach ist geregelt, dass der Ausbau und die Unterhaltung der Deiche dem Land obliegen. Das sind der Deichkörper, der Deichverteidigungsweg, die beidseitigen Deichschutzstreifen und die Sicherungsbauwerke wie Fußbermen, Qualmdeiche, Deichseitengräben, Fuß- und Böschungssicherungen sowie Siele und Deichrampen.
Das Hochufer an der Maisan ist kein Deich, sondern Nebenanlagen, die nicht dem LHW obliegen.

Und: „Das Wassergesetz regelt hierzu, dass Gemeinden, die erfahrungsgemäß von Hochwasser- und Eisgefahr bedroht sind, zur Unterstützung der Wasserbehörden bei der Erfüllung deren Aufgaben dafür zu sorgen haben, dass ein Wach- und Hilfsdienst für Wassergefahr eingerichtet wird und die erforderlichen Hilfsmittel bereitgehalten werden“, zitiert Günther das Gesetz. Damit sind die Wasserwehren gemeint.
Noch mal Fazit: Hochwasserschutz ist Aufgabe aller Betroffenen, also nicht nur des Staates.
Hochufer und Stadtmauer haben einen Status
Zu diesen speziellen Fällen zählt danach nicht nur das Hochufer bei Maisan, sondern auch die Barbyer Stadtmauer.
Im August 2018 fand mit Vertretern von Cargill, dem LHW, der Wasserwehr und der Stadt Barby eine Vor-Ort-Begehung jenes Bereiches statt, der während des Hochwassers 2013 mit Bigbags gesichert war. Holger Goldschmidt, Amtsleiter der Stadt Barby, stellte klar: Wir haben für die Erhöhung kein Geld.
In dem Protokoll stolpert man über zwei Kernsätze: „Der LHW könnte sich unter bestimmten Voraussetzungen vorstellen, bei einer Förderung den Eigenanteil der Kommune zu übernehmen.“
„Wir freuen uns über weitere Gespräche ...“
Und: Die Vertreter von Cargill „sehen durchaus die Möglichkeit, dass das Material für die Geländeerhöhung von Cargill gestellt wird“. Was zumindest offenbart, dass man die Gefahr erkannt hat. Auf Nachfrage teilte die Pressestelle des Unternehmens dazu mit: „Wenn das Vorhaben konkreter werden sollte, freuen wir uns über weitere Gespräche. Wir sind natürlich daran interessiert, dass der Deich in einem guten und sicheren Zustand zum Schutz vor Hochwasser ist.“
Mit anderen Worten: Die Aussage der Stadt ist ebenso unverbindlich wie die von Cargill.