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Starkregen Wenn Wasser aus dem Gully sprudelt

Die Bilder gleichen sich: Bei Starkregenereignissen sprudelt das Niederschlagswasser aus den Gullys. Kann das auch in Schönebeck passieren?

Von Olaf Koch 21.06.2018, 01:01

Schönebeck l Es ist nur eine Frage der Zeit. Was in Süddeutschland passierte, kann auch bald wieder in Schönebeck eintreten: In einem sehr kurzen Zeitintervall fällt eine große Menge an Niederschlag. Dieser kann kaum vom Boden aufgenommen werden, selbst wenn es sich um versickerungsfähigen Boden handelt. Die großen Wassermengen können dann auch nicht mehr von den Niederschlagswasseranlagen erfasst und abgeleitet werden.

Das ist das Ergebnis eines Gespräches mit Vertretern der Stadtverwaltung und der Oewa Wasser und Abwasser GmbH Schönebeck. „Auf solche außergewöhnlichen Naturereignisse können wir uns nicht vorbereiten“, berichtet Marco Feldheim, Bereichsleiter Betrieb Nord der Oewa. Diese Aussage ist nicht auf den typischen Landregen bezogen, sondern auf ein kurzes Starkregen-Ereignis.

Dennoch sind nicht nur in Schönebeck, sondern deutschlandweit Vorkehrungen dafür getroffen, die regelmäßig überarbeitet werden. In Deutschland ist alles irgendwie nach DIN geregelt, genormt und festgeschrieben – auch der Regen, der vom Himmel fällt und abfließen muss. So hat die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) Richtlinien festgelegt, die im Grunde schon für alle Planer und Architekten bindend sind. „Schmutzwasserkanäle beginnen mit einem Durchmesser von 200 bis 250 Millimetern, Niederschlagskanäle mit 300 Millimetern“, berichtet Marco Feldheim.

In der weiteren Berechnung fließen die Größe der versiegelten Fläche und Daten des Wetterdienstes zu Regenmengen und Häufigkeit – eine Art Modellregen – mit ein. All diese Informationen kommen in ein Rechnungsprogramm der Planer, die daraus das Rohrsystem und die notwendigen Durchschnitte berechnen. Abgerundet werden die Daten mit bestimmten Regenspitzen, die die Kanalnetze aufnehmen müssen.

„Nach diesen Grundlagen wird deutschlandweit gebaut“, so Jörn Naumann von der Stabsstelle Trinkwasser/Abwasser in der Stadtverwaltung Schönebeck. Das Kanalnetz der Stadt wird also für die Dimensionierung ein Niederschlagsereignis zu Grunde gelegt, das in einem bestimmten Zeitintervall eine bestimmte Wassermenge bringt, und dieses Ereignis muss durch die Niederschlagswasserentsorgungsanlagen bewältigt werden. „Alle größeren Ereignisse führen dann meist zu Überstauungen“, so Jörn Naumann.

Für die Stadt Schönebeck, wo es naturgemäß eine größere versiegelte Fläche als beispielsweise ein Ostelbien gibt, gilt nach Auskunft des Oewa-Mitarbeiters eine gleiche Berechnungsgröße. Nachteile erwachsen somit dem städtischen und dem ländlichen Gebiet der Stadt nicht. Insgesamt werden in Schönebeck 71 Kilometer Niederschlagswasserkanäle und 40 Kilometer Mischwasserkanäle betreut.

Dennoch kann auch Schönebeck jederzeit von derartigen Ereignissen heimgesucht werden. „Hilfreich ist es schon, wenn die Straßen und Plätze möglichst sauber gehalten werden, da bei Niederschlagsereignissen Unrat sehr schnell aufgenommen wird und dann bei den Straßeneinläufen zu Verstopfungen führt – dies wirkt dann noch zusätzlich erschwerend auf die Niederschlagswasserentsorgung ein“, gibt Jörg Naumann abschließend noch einen Tipp. Das könne jeder Bürger freiwillig vor seiner Haustür machen. Es ist schließlich nur eine Frage der Zeit bis zum nächsten Stark-regen.