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Grundwasser Die Pegel sinken weiter

Die Grundwasserpegel sinken im Strandsolbad und Albertinesee. Bürger im Raum Förderstedt sorgen sich, dass Felder bewässert werden.

24.08.2020, 23:01

Staßfurt l Wieder hatten die Rettungsschwimmer im Strandsolbad die Abgrenzung für den Nichtschwimmerbereich gen Gewässermitte verlegen müssen, um den Kleinsten das Badevergnügen nicht ganz zu nehmen.

„Ob wir das noch einmal machen können?“ Schwimmmeister Frank Kowalik kann nur hoffen, dass sich der Pegel bis zur nächsten Saison nicht weiter so rapide nach unten bewegt wie seit drei Jahren. Denn ein gewisser Puffer muss sein bis zur Bodenkante, an der es dann abrupt in die Tiefe des Gewässers geht.

Ein ähnliches Bild gibt der Albertinesee. Auch dort sinkt der Pegel im Laufe des bisheringen Sommers 2020 um mehr als einen halben Meter. Und auch dort ist es bis zum Abgrund, der Nichtschwimmern das Baden nicht mehr erlaubt, kaum einen Meter weit.

In Förderstedt/Üllnitz sucht man nach Ursachen, warum das beliebte Badegewässer immer weniger wird. Schnell ist ein Landwirt ausgemacht, der der seine Feldfrüchte bewässert – mit Wasser des privatisierten Karlsees. Der liegt in unmittelbarer Nachbarschaft des Albertinesees.

„Die Seen sind doch alle durch Grundwasser miteinander verbunden“, meint zum Beispiel Harry Ehlers.

Diese Meinung teilen einige Bürger, die aber wollen nicht mit Namen genannt werden.

Marco Kunze kennt solche Mutmaßungen. Der Landwirt fühlt sich aber durch die wasserrechtliche Genehmigung von der unteren Wasserbehörde und die Einhaltung der harten Bedingungen, die daran geknüpft sind, keiner Schuld bewusst.

„Ich habe wöchentlich Nachweise zu erbringen, über Pumpzeiten und Entnahmemengen“, erklärt Kunze.

Was der Salzlandkreis für die untere Wasserbehörde bestätigt. „Die Entnahme ist nur bis zu einem minimalen Wasserstand zulässig“, sagt Pressesprecherin Marianne Bothe. Sobald der Minimal-Wert erreicht sei, ist die Entnahme bis zur Entspannung des Wasserdargebots einzustellen.

Auch auf Grund von Hinweisen aus der Bevölkerung habe die Untere Wasserbehörde des Salzlandkreises erst kürzlich eine Vorortkontrolle durchgeführt. „Dabei wurden keine Auffälligkeiten festgestellt“, so das Ergebnis.

„Unabhängig davon beobachtet der Salzlandkreis sehr aufmerksam und regelmäßig die Wasserstands-Entwicklungen in den Gewässern“, versichert Mariane Bothe, „Das ist in der jetzigen wasserwirtschaftlichen Situation von besonderer Bedeutung. Wenn es zur Gewährleistung der gesetzlichen Ziele und zum Erhalt der Funktions- und Leistungsfähigkeit der Gewässer (Mindestwasserführung) erforderlich würde, müssten im Einzelfall entsprechende Anordnungen ergehen.“

Vom jüngst verhängten Entnahmeverbot (siehe links) sei der Karlsee im übrig ausgenommen, so Marco Kunze. Der Landwirt nennt zudem eine zweite Kontroll-Instanz: „Das Landesverwaltungsamt, rechnet mit uns jährlich den Wassercent ab.“ Es kennt also auch die Mengen, die dem (privaten) Gewässer entnommen werden.

Der Karlsee ist neun Hektar groß und maximal 18 Meter tief. „Wir haben erst im vergangenen Jahr die Wassermenge bestimmen und analysieren lassen, wie viel Wasser wir entnehmen können, damit es unschädlich ist für Pflanzen und Tiere des Gewässers“, so Marco Kunze. Schließlich sei man selbst an einem gesunden Nachfluss interessiert, dass auch für das Folgejahr wieder genügend Wasser vorhanden ist. „Wir haben von der unteren Wasserbehörde auch bestätigt bekommen, dass es besser sei, Wasser aus dem See zu nehmen anstatt dafür einen Tiefbrunnen zu bohren.“

Hydrologische Karten würden zudem zeigen, dass die Grundwasser-Ader, die den Karlsee auch speist, aus Richtung Glöthe komme. Dort, nahe Rusche-Schacht, wiederum müsse die Stadt immerhin pumpen, dass Keller trocken bleiben, so Kunze.

Diese Tatsache würde sich mit der Aussage des Gewässerkundlichen Landesdienstes decken, wonach sich Grundwasserstände räumlich sehr unterschiedlich entwickeln können.

Zurück zur angeblichen Verbindung zwischen Albertinesee und Karlsee. „Der Karlsee liegt sogar etwa einen Meter höher als der Albertinesee“, sagt der Förderstedter Landwirt.

Am 11. August sei im übrigen die letzte Beregnung erfolgt und nach den ergiebigen Niederschlägen am 15. August mit 35 Litern/Quadratmeter der Pegel des Karlsees um 1,5 Zentimeter gestiegen.

Und sieht die Stadt Staßfurt die drastische Entwicklung in ihren Freibädern? „Die Pegelstände sollte man natürlich über einen längeren Zeitraum betrachten“, meint der stellvertretende OB Hans-Georg Köpper. Er habe noch vor Augen, dass vor einigen Jahren das Wasser des Strandsolbads bis zum Eingangstor stand. Andererseits erinnert sich Köpper auch noch daran, dass der Pegel vor etwa 15 bis 20 Jahren schonmal sehr niedrig gewesen sei, als man am Ost-Ufer Steinschüttungen vorgenommen hat.

Die Stadt halte jedenfalls an Investitionen zur Erhöhung der Attraktivität des Strandsolbads fest und plane auch ein Konzept für den Albertinesee.