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Heimaträtsel Das Haus an der Unfallkreuzung

Das Chausseehaus, an der einstigen B 185 bei Warmsdorf, war beim jüngsten Heimaträtsel gesucht.

09.11.2017, 23:01

Warmsdorf l Christina Gerner aus Warmsdorf berichtet: „Auch nach dem Abriss des Chausseehauses an der Kreuzung B 185 und der L 72 war dort immer noch ein Unfallschwerpunkt. Erst nachdem dort die heutige Ampelanlage installiert worden ist, sind weniger Unfälle zu verzeichnen.“ Letzte Bewohner des markanten Hauses sei die Familie Rudi Brandt gewesen, erinnert sie sich noch.

Bernd Wilhelm aus Wolmirsleben weiß ebenfalls noch, dass selbst nach Abriss der Gebäude die Kreuzung Unfallschwerpunkt blieb. Renate Kunert aus Staßfurt machte sogar selbst die Erfahrung. Nach der Wendezeit sei ihr mal jemand ins Auto gefahren und abgehauen.

Einen seiner schwersten Unfalleinsätze erlebte Dieter Matthes dort als Einsatzleiter der Freiwilligen Feuerwehr Staßfurt. „Es war ein Unfall in den 1970er Jahren mit drei Toten und einer verletzten Person. Die Familie war in ihrem Pkw aus Richtung Aschersleben unterwegs, als ein Lkw, der aus Richtung Warmsdorf kam, sie förmlich überrollte.“ Zur Bergung der Fahrzeuge musste noch ein Kranwagen vom damaligen CAS angefordert werden. Der Staßfurter kann sich zudem noch gut erinnern, dass das Chausseehaus als Winterdienststelle diente. In die kleine Garage habe gerade so der Lkw eines privaten Unternehmens gepasst. „Zuletzt stand nur noch ein Haus, bevor auch das wegen des Baus der Fernwasserleitung abgerissen wurde“, so Dieter Matthes.

„Da wohnten die Angestellten der Straßenmeisterei“, weiß Hartmut Bohnenstein, „Unten, hinter dem großen Tor lagerten Geräte. Und es gab Übernachtungsmöglichkeiten für Radwanderer – etwa bis zum 2. Weltkrieg.“ Der 97-jährige Neundorfer kann sich ebenfalls an die unübersichtliche Situation erinnern, wenn man aus Richtung Staßfurt kam.

„Dieses idyllische Gebäude nannte sich das Chausseehaus zwischen Neundorf und Warmsdorf und war ein wirklich sehr hübsch anzusehender Gebäudekomplex. Am Giebel des Nebengebäudes war ein großes Bild gemalt, und ich erinnere mich noch an eine Wandergruppe mit Gitarre“, schrieb uns Helga Mewes aus Löderburg. „Es war immer so eine Art richtungsweisendes Symbol. Ziemlich dicht an der Straße gelegen, musste weit vorgefahren werden, um den Blick Richtung Aschersleben frei zu haben. Hier wohnte der Chausseewärter, und dieser war verantwortlich für die Instandhaltung der Straße, der Straßengräben und die an dieser Straße stehenden Obstbäume, welche von Güsten bis Aschersleben standen.

Sicher hatte er dafür ein Gespann oder Fahrrad? Zur damaligen Zeit waren die Straßen noch nicht so strapaziert durch die vielen Fahrzeuge. Vom Güstener Heimstättenhof, wo ich wohnte, hatte man im Winter den Blick bis zum Chausseehaus frei. Jetzt wurden hier viele Einfamilienhäuser errichtet, und der Blick wird nicht mehr so weit sein.“ Als dann das Chausseehaus abgerissen wurde sei man ziemlich betroffen gewesen. „Irgendetwas fehlte. Plötzlich war alles so kahl. Der schöne Anblick war weg. Man musste mehr aufpassen, wenn man abbiegen wollte. Das hat sich aber eingespielt.“

Jürgen Möhring aus Güsten hat sogar von 1957 bis 1969 im Chausseehaus gewohnt. „Mein Vater war Straßenbauer, gehörte erst zum Staatlichen Straßenunterhaltungsbetrieb Halberstadt, später zur Bezirksdirektion Magdeburg. Erst wohnten wir in dem kleinen Haus und sind dann rüber gezogen. Im großen Haus befand sich unten die Werkstatt mit Schildern und so weiter. Oben waren die Wohnungen. Neben dem kleinen Gebäude gab es einen Brunnen. Wenn im Winter die Schwengelpumpe nicht funktionierte, mussten wir aus zwölf Metern Tiefe das Wasser mit einem Eimer hochziehen.“

Zu dem Anwesen gehörten noch Hof, Garten und Plumpsklo. „Wie das eben so war damals“, sagt Jürgen Möhring. Und auch er kann sich erinnern, dass die große Kreuzung unfallträchtig war. „Höllisch aufpassen musste man, wenn die Russen einfach über die Hauptstraße rollten, selbst ohne Posten.“ Der Standort des Hauses sei übrigens an der heutigen Pumpstation gewesen. Sie steht an der Auffahrt Richtung Aschersleben. Als das Chausseehaus 1992 abgerissen wurde, war Jürgen Möhring bei der Abrissfirma in Löbnitz beschäftigt. „Mir wurde dieser Anblick aber erspart, ich brauchte nicht mit raus.“

Die richtige Antwort hatten auch Gerald Fastner aus Hecklingen, Gabriele Schwoch aus Güsten, Robert Gruschwitz aus Staßfurt und Christel Gahse aus Kroppenstedt. Die gebürtige Warmsdorferin weiß noch, dass ihre Familie mit einer Familie vom Chausseehaus verkehrte und sie dort auch öfter mal feierten.

Vielen Dank allen Teilnehmern, insbesondere auch für die interessanten Erinnerungen. Dank auch dem Heimatverein Ränzelstecher, der mit Hilfe seines umfangreichen Fundus‘ die Anregung zu diesem Heimaträtsel gab. Unsere Glücksfee ermittelte Jürgen Möhring als Gewinner. Herzlichen Glückwunsch! Ein Biber-Ticketgutschein liegt zur Abholung in der Redaktion bereit.