Kitas Keine Schnellschüsse

Die Politiker im Staßfurter Stadtrat sind der Meinung, dass der Architekt König angehört werden sollte, wenn alle Informationen vorliegen.

29.11.2020, 23:01

Staßfurt l Mit reichlich Patronen schoss der Magdeburger Architekt Michael König um sich. Er warf der Staßfurter Stadtverwaltung vor, dass diese allein schuldig am Planungsdebakel bei Kitas und Schulen wäre. Von sieben Projekten wurden König fünf gekündigt. Teilweise wurden die Planungen neu ausgeschrieben, teils liegen sie auf Eis. König kritisierte auch die Einseitigkeit der Berichterstattung in der Volksstimme sowie die Kommunalpolitiker, die ihn nicht zum Stadtrat oder Sonderausschuss eingeladen hätten, damit der Architekt seine Sicht der Dinge darstellen kann.

Wie sehen die Politiker die Kritik? Wie stehen sie zu den Aussagen des Architekten?

„Gespräche mit dem Architekten im Ausschuss sind wirklich überfällig, ohne dabei anzuklagen. Bei vielen Dingen hat er Recht. Wir müssen das aufarbeiten“, sagt Ralf-Peter Schmidt (UBvS), der Vorsitzender des Sonderausschusses zum Planungsdebakel ist. „Wir sollten aber nicht den Ball hin- und herspielen. Der Architekt hätte zum Beispiel auch offensiv agieren können. Wir sind ja keine Experten und müssen uns auch auf die Profession des Architekten verlassen. Ich denke aber, dass die Stadt sich mit der Fülle an Projekten übernommen hat.“

Klaus Stops (CDU) ist auch offen für Gespräche mit Michael König. „Vielleicht wurden mir die Augen geöffnet, mal mit ihm zu reden. Vielleicht sollte man ihn mal einladen in den Ausschuss“, sagt er. Allerdings weist er darauf hin, dass es einen Rechtsstreit gibt. „Der Stadtrat hatte keine Veranlassung, mit einem Gegner im Rechtsstreit zu reden. Der Stadtrat kann zudem nicht einladen.“ Er will das weitere Vorgehen jetzt besprechen. Am 13. Januar trifft sich der „zeitweilig beratende Ausschuss zur Betrachtung von Investitionsfördermaßnahmen“, wie der Sonderausschuss offiziell heißt, zum zweiten Mal. „Die Infos der Verwaltung waren da, haben aber keine Rückschlüsse auf das Ausmaß der Probleme zugelassen“, so Stops.

Bianca Görke (Linke) zeigt sich selbstkritisch. „Ich möchte uns nicht herausnehmen aus der Kritik. Wir hätten die Kommunikation dreiseitig führen müssen zwischen Stadt, Stadtrat und Architekten. Darauf hätten wir beharren sollen. Wir wurden von den Ereignissen überrollt und haben das aus den Augen verloren.“ Görke ordnet den Rundumschlag von Michael König aber auch ein. „Ich kann seine Argumente nicht allein gelten lassen. Subjektive Befindlichkeiten sind immer Mist. Wir müssen es objektiv betrachten“, sagt sie. Auch Görke plädiert dafür, Königs Argumente im Ausschuss zu hören. „Mir kamen schon Zweifel. Mich hat schon früh der Eindruck gestört, dass wir mit dem Architekten einen Schuldigen für alles gefunden haben.“

Matthias Büttner (AfD) mahnt zu Geduld. „Wir müssen uns erst einmal einen Überblick verschaffen und ganz genau Bescheid wissen. Der Aufarbeitungsprozess steht am Anfang. Im Verlauf der Aufarbeitung kann man natürlich mit dem Architekten reden. Grundsätzlich ist es gut, mit und nicht über Menschen zu reden“, so Büttner. Er drängt aber auch darauf, den Architekten genau unter die Lupe zu nehmen. „Als er im Stadtrat wegen der Probleme bei der Kita Förderstedt vorgesprochen hat, hat er keine gute Figur gemacht. Da hat er ganz schön rumgeeiert.“

Auch Günter Döbbel (FDP) warnt vor Schnellschüssen. „Das ist eine rein subjektive Darstellung des Architekten. Da ist auch viel Polemik dabei. Man sollte vorsichtig sein mit Vorurteilen“, sagt Döbbel. „Ich warte auf den Zwischenbericht des Anwalts der Stadt und den Bericht der Saleg (Sachsen-Anhaltinische Landesentwicklungsgesellschaft mbH Magdeburg – Anm. der Red.). Saleg und Anwalt prüfen neutral. Wir sollten den Architekten erst einladen, wenn die Berichte vorliegen.“

Michael Hauschild (SPD/Grüne) ist vor allem irritiert über die Schärfe der Kritik des Architekten König. „Ich finde es bedauerlich, dass es zu dieser Entwicklung gekommen ist. Die Art und Weise ist keine gute Methode. Das ist nicht mein Stil. Ich finde zum Beispiel, dass die Volksstimme sehr wohl ausgewogen berichtet hat. Wir versuchen uns jetzt an einen Tisch zu setzen, um nach vorn zu schauen“, sagt er.

Die Stadt Staßfurt sieht von einer Stellungnahme ab. Es wird mitgeteilt, dass „die Stadt Staßfurt wegen der beabsichtigten Durchführung eines Klageverfahrens die gestellten Fragen nicht beantworten wird. Darüber hinaus sieht die Stadt Staßfurt aufgrund der beabsichtigten nicht taggleichen Veröffentlichung des Interviews und einer Stellungnahme der Stadt Staßfurt generell von einem offiziellen Statement im Nachgang des Interviews ab.“ Die Volksstimme hatte neun Fragen an die Verwaltung herausgeschickt, in denen unter anderem um Stellungnahme zu den Vorwürfen von Michael König gebeten wurde.