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McDonald‘s Mitarbeiter wollen raus aus "Armutslohn"

Mitarbeiter von McDonald‘s im Salzlandkreis kämpfen für mehr Lohn, auch in Schönebeck und Brumby.

12.02.2020, 01:00

Brumby/Schönebeck l „Diese Arbeit ist mehr Wert als den Mindestlohn“, sagt Thomas Gawron von der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) in Magdeburg. Gemeinsam mit Mitarbeitern von McDonald‘s-Filialen in Sachsen-Anhalt, auch von Brumby und Schönebeck, forderte er am Montag öffentlich das „Ende der Armutslöhne.“

In Schönebeck und Brumby fanden vor den Fast-Food-Restaurants kurze Kundgebungen statt. „Wir haben an allen Filialen Halt und auf unser Anliegen aufmerksam gemacht, bevor wir schließlich alle mit dem Bus zum Streik nach Hohenwarsleben gefahren sind“, so Thomas Gawron.

Aktuell bekommen Mitarbeiter bei McDonald‘s den Mindestlohn von 9,35 Euro pro Stunde. Die bundesweite Gewerkschaft mit einer Zweigstelle in Magdeburg fordert aber „armutsfeste Löhne“ von mindestens 12 Euro pro Stunde. „Die Wut der Beschäftigten ist groß. Sie stehen rund um die Uhr an der Fritteuse oder an der Verkaufstheke, bekommen dafür aber meist nur den Mindestlohn von 9,35 Euro pro Stunde“, so der Geschäftsführer der NGG Magdeburg, Holger Willem.

Gegen 9.15 Uhr war die Truppe am Montag am Brumbyer McDonald‘s an der Autobahn. Nach einer kurzen Kundgebung ging es weiter nach Schönebeck. Dort lief die gleiche Aktion bei McDonald‘s etwa ab 10.15 Uhr. Nur jeweils drei bis vier Mitarbeiter der Filialen in Schönebeck und Brumby konnten sich beteiligen und mit zum Streik nach Hohenwarsleben fahren. „Es mussten jeweils Mitarbeiter im Frei sein“, so Thomas Gawron. Im Schnitt hätten die Franchise-Filialen 20 Mitarbeiter insgesamt.

Ein Streik im eigentlich Sinne fand weder in Schönebeck noch in Brumby statt. „Hier war kein Streik angemeldet und es bestand kein Streikrecht“, heißt es von McDonald‘s in Schönebeck auf Nachfrage. In diesem Sinne sollten die Kundgebungen außerhalb der Filialen stattfinden.

Denn angemeldet war ein richtiger Streik nur für die Filiale in Hohenwarsleben. Dort haben die Mitarbeiter die Arbeit niedergelegt und wurden von den herangefahrenen Mitarbeitern aus Brumby, Schönebeck, der Börde, dem Jerichower Land und Magdeburg unterstützt. Die Filiale in Hohenwarsleben ist eine der wenigen in Sachsen-Anhalt, die noch vom eigentlichen Unternehmen McDonald‘s direkt geführt wird. Viele andere Schnellrestaurants wie Schönebeck und Brumby sind in der Hand von Franchiseunternehmern, die den Betrieb eigenständig führen und Produkte, Werbung und Aussehen des amerikanischen Riesen nutzen.

„In Spitzenzeiten bereitet ein Mitarbeiter bei McDonald‘s 180 Burger pro Stunde zu“, argumentiert Thomas Gawron von der Gewerkschaft. „Während McDonald‘s im letzten Jahr allein in Deutschland einen Umsatz von 3,5 Milliarden Euro gemacht hat, werden die Mitarbeiter mit dem Mindestlohn abgespeist.“ Im Salzlandkreis existieren noch zwei weitere McDonald’s-Filialen in Aschersleben und Bernburg.

Laut Thomas Gawron stehen die Zeichen gut, dass man mit den Forderungen vorankommt. In Stuttgart soll es morgen die dritte bundesweite Verhandlung in der laufenden Tarifrunde zwischen der Gewerkschaft NGG und dem Bundesverband der Systemgastronomie (BdS) geben. Immerhin befindet sich McDonald‘s mit der Gewerkschaft im Dialog und macht Vorschläge. „Der Arbeitgeber hatte bei einer zweiten Runde im Januar bereits ein erstes Angebot von 9,48 Euro pro Stunde gemacht, das sind 13 Cent über dem Mindestlohn.“ Man wolle selbstverständlich noch mehr herausholen. Neu ausgehandelte Löhne gelten dann auch für die Franchiseunternehmer.

In der Fast Food-Branche arbeiten bundesweit rund 120.000 Beschäftigte in 3000 Restaurants und Cafés. Profitieren würden von neuen Löhnen auch die Mitarbeiter von Starbucks, KFC, Nordsee, Vapiano, Tank & Rast und Pizza Hut.