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Mietmarkt Staßfurt verliert Wohnungen

Die Staßfurter Wohnungs- und Baugesellschaft (Wobau) nimmt 110 Wohnung vom Markt. Vier Blöcke werden im vorderen Friedensring abgerissen.

Von Daniel Wrüske 08.03.2016, 17:25

Staßfurt l Mittwoch war Schlüsselübergabe. Allerdings nicht für einen Neubau. Nach einer Bauberatung hat Wobau-Chef Jürgen Wedekind die Schlüssel für vier Häuser an die Bauleitung einer Bernburger Abrissfirma übergeben. In diesen Tagen richten ihre Mitarbeiter die Baustelle ein. Die Entkernung von vier leer stehenden Blöcken im Staßfurter Friedensring beginnt. In der kommenden Woche gehen die Arbeiten dann richtig los. Dann rücken die Bagger an und die Blöcke im vorderen Bereich des Rings, parallel zur Förderstedter Straße, sollen bis August Geschichte sein. Ganz speziell geht es um die Nummern 1 bis 5, 7 bis 11, 13 bis 23 und 10 bis 20.

Die Wobau hat sich von den Häusern getrennt. 110 Wohnungen werden mit dem anstehenden Abriss vom Markt genommen. „Der Bedarf ist nicht mehr da und eine Investition in die Gebäude wäre wirtschaftlich nicht vertretbar“, sagt Jürgen Wedekind im Volksstimme-Gespräch.

Die Blöcke sind zum großen Teil in den 1930er Jahren gebaut worden. Einer von ihnen soll erst nach dem Zweiten Weltkrieg fertiggestellt worden sein. Hier moderne Standards im Zuschnitt und im Bereich der Sicherheit zu setzen, sei nahezu unmöglich, berichtet der Wobau-Geschäftsführer und nennt ein Beispiel. „Die Decken sind alle aus Holz. Wollte man hier Brandschutzmaßnahmen durchführen, würde die Zimmerhöhe bei zwei Metern liegen. Das ergibt keinen Sinn.“ Zwar sind die Gebäude 1990/19 saniert worden. Die erneuerten Fenster zeugen davon. Doch einen neuesten technischen Stand könne man mit der Grundsubstanz heutzutage nicht mehr erzielen.

Aus diesem Grund hat sich die Wobau entschlossen, kein Geld mehr in die Gebäude zu stecken. Rund ein Jahr lang standen die Häuser leer. Über einen langen Zeitraum wurden den letzten Mietern davor neue Wohnungen angeboten. Jetzt sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden. Denn die Voraussetzungen sind günstig. Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowie das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr Sachsen-Anhalt fördern den Abriss. Die Staßfurter Wobau wird mit 230 000 Euro unterstützt. Dazu muss sie einen Eigenanteil aufbringen, zu dem Jürgen Wedekind allerdings keine konkreten Angaben machen will.

Er sagt aber, dass der kommunale Wohnungsanbieter nicht nur von den Fördermittel profitiere, sondern auch Einsparungen erziele, wenn die Häuser weg sind. Denn nach wie vor gebe es laufende Kosten - Grundsteuer und Regen- wasserentsorgung müssten zum Beispiel bezahlt werden.

Mittwoch hat die letzte Bauberatung vor dem Abriss stattgefunden. Vertreter der Wobau trafen sich mit Mitarbeitern der Stadt Staßfurt, des Salzlandkreises und der Baufirma. Dabei wurden Details abgestimmt. Während der Abrissarbeiten wird der Friedensring im Bereich der Baustelle gesperrt. Der hintere Bereich der Straße kann weiterhin genutzt werden. An der Einfahrt von der Förderstedter Straße Höhe Getränkemarkt-Parkplatz wird es halbseitige Sperrungen geben. Zunächst werden die Gebäude entkernt. Dann rückt schweres technisches Gerät an. Reinhard Block, Bauleiter bei der Abrissfirma Jaeger Bau, erklärt: „Wir setzen einen Langarmbagger ein, weil die Häuser sehr hoch sind. Dazu mehrere kleinere Bagger.“ Fünf Monate sollen die Arbeiten dauern, die mit der Renaturierung enden. Dort wo jetzt also noch Häuser stehen, werden bald Grünflächen sein.

Die Wobau hat keine Pläne, hier neue Wohnungen zu errichten, sagt Peter Kniep, Technischer Leiter des kommunalen Unternehmens. Es gebe keine Nachfrage und die Infrastruktur sei nicht optimal. Der Friedensring ist zu weit weg vom Zentrum. „Wir engagieren uns gezielt im Innenstadtbereich und wollen hier modernen Wohnraum in der Stadtmitte anbieten.“

Fragen während der Bauarbeiten beantwortet Bauleiter Reinhard Block unter (01577) 2 64 71 81.