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Trockenheit Das große Sterben in Staßfurt

Lücken in den Baumbestand reißen die beiden zurückliegenden trockenen Sommer auch im Gebiet der Stadt Staßfurt.

03.10.2019, 23:01

Staßfurt l Das ist ein Schlag ins Kontor. Es fällt auf, wenn in einer der ohnehin baumärmsten Regionen vermehrt die Kettensägen sprechen.

Die Stadt ist zum Handeln verdammt. „Wenn wir einen Baum feststellen, von Trockenheit betroffen oder mit Schädlingen befallen, ist schnell zu reagieren“, weiß Susanne Epperlein, „auch angesichts zu erwartender Herbststürme.“

Die Fachdienstleiterin in der Stadtverwaltung unterstreicht die Gefahrenabwehr, gerade in öffentlichen Räumen wie Friedhöfen, auf Plätzen, an Straßen aber auch in Kindertagesstätten beispielsweise.

Kaum einer der zwölf Friedhöfe im Gebiet der Stadt Staßfurt ist verschont geblieben. Besonders stark betroffen: Der in der Hecklinger Straße in Staßfurt. 135 Fichten mussten auf dem Friedhof I auf Grund von Dürreschäden und Befalls mit dem Borkenkäfer im Sommer gefällt werden. Kostenpunkt: 35.000 Euro. 70 Fichten listet Susanne Epperlein für den Friedhof II (Leopoldshall) auf, im August/September gefällt für 20.000 Euro. Die Friedhöfe in Rathmannsdorf (neun Birken), Glöthe/Üllnitz, Neundorf (je zwei Fichten) und Förderstedt (eine Linde) zeigen: Auch andere Baumarten sind betroffen.

Und es geht weiter. Auf dem Löderburger Friedhof sind in der kommenden Woche 39 Fichten und zwei Linden an der Reihe. Bei einer erneuten Überprüfung auf dem Friedhof Hecklinger Straße wurde Borkenkäferbefall bei zehn weiteren Fichten festgestellt.

„Das geht ganz fix. Drei Wochen zuvor waren die Bäume scheinbar noch grün. Jetzt rieseln die Nadeln“, sagt Frank Beier betroffen. Der Leiter Friedhofsverwaltung ist für alle Friedhöfe der Stadt verantwortlich und sieht neben dem Baumsterben auch die Entwicklung der Hecken mit großer Sorge. Hunderte Meter Thuja-Grün verfärben sich zusehends braun. Die Lücken, wo Bäume und Hecken standen, werden immer größer.

Privat und durch die öffentliche Hand wird dafür gesorgt, dass das Braun beziehungsweise die Gefahren von oben verschwinden.

„Versiegt ist die Quelle des Lebens“ ist in das Grabmal für die Gemeinschafts-Urnenanlage graviert – und der Spruch symbolisiert auch die aktuelle Situation der Natur rings um die „Grüne Wiese“. Eine Hoffnung macht Frank Beier aus: „Der dünnblättrige Buxbaum hält offensichtlich durch.“

Und er sieht auch eine gewisse Erleichterung für die Grabpflege durch die nun fehlenden Nadelbäume: Es können keine Nadeln mehr auf die Gräber fallen und für sauren Boden sorgen.

Nachpflanzungen seien auf jeden Fall geplant. Allerdings dort, wo genügend Platz ist, damit sich die Jungbäume entwickeln können. Der Friedhof I mit 62.000 Quadratmeter Fläche ist trotz allem noch sehr baumreich. Also könnten auch andere von neuen Bäume profitieren.

Als eine Konsequenz aus der Trockenheit und deren Folgeschäden sollte die Wahl auf andere Baumarten fallen, die künftig zu pflanzen sind, meint Susanne Epperlein. Auf keinen Fall Flachwurzler. „Selbst Birken und Linden als sogenannte Herzwurzler, sind ja betroffen. Also sollten wir künftig Tiefwurzler wie beispielsweise Säulen-Eichen pflanzen.“

Eine weitere Konsequenz werde sein: Mehr Bewässerung betreiben. Die Motorsensen des Stadtpflegebetriebs würden bei Trockenheit eh öfters stehengelassen, so dass Zeit frei wird für die Bewässerung und Feststellung von Baumschäden. Mit deren Beseitigung dürften im übrigen ab einer gewissen Baumgröße nur Dritte beauftragt werden.

Daraus schlussfolgert auch die Summe von über 100.000 Euro, die die Stadt für die Beseitigung von Baumschäden 2018 und im laufenden Jahr aufgebracht hat. Darin stecken neben den betroffenen Friedhöfen auch die Kosten für sonstige öffentliche Räume wie den Spielplatz in Brumby beispielsweise oder den Kaligarten in Staßfurt.

In diese Summe fällt auch die Beseitigung von Sturmschäden im vergangenen Jahr.

„Es waren Ausnahmejahre“, blickt die Fachdienstleiterin zurück und hofft, dass sich solche Mehrbelastungen für den städtischen Haushalt nicht wiederholen.