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Verschärfung Wenn die Masken Worte schlucken

Wie Schulen in Staßfurt und Güsten mit der verschärften Maskenpflicht im Unterricht klarkommen.

Von Falk Rockmann 03.12.2020, 06:28

Staßfurt/Güsten l „Grundsätzlich haben unsere Lehrer und Schüler eine Akzeptanz zum Tragen der Maske entwickelt, auch wenn darüber niemand glücklich ist“, hat Tanja Schaaf, Leiterin der Freien Sekundarschule in Güsten, seit Beginn der Masken-Ära feststellen können, denn „Schließlich beeinflusst dies die Qualität des Unterrichts. Schülerantworten sind schwer zu hören.“

Ja, man habe Schüler, die mit ärztlichem Attest vom Tragen der Maske befreit sind. „Da ist im Raum Abstand zum Nachbarn vorhanden. „Außerhalb des Raums sind sogar diese Schüler bereit, durch kurzzeitiges Anlegen der Maske, zum Beispiel bei Wegen durch das Treppenhaus, unser Hygienekonzept zu unterstützen.“ Tanja Schaaf, ihre Kollegen und Schüler wollen vorerst nach dem Motto arbeiten: „Bis Weihnachten halten wir so durch und hoffen, dass es im neuen Kalenderjahr besser wird.“

Mit der Einführung der Maskenpflicht im Unterricht gab es auch an den Berufsbildenden Schulen (BBS) Wema des Salzlandkreises keine größeren Probleme. „Wir haben ja schon länger damit gerechnet“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Liane Wiele, „Es ist natürlich nicht unproblematisch, da der Unterricht – besonders die Kommunikation – mit Gestik und Mimik verbunden ist.“ Auch würden die Masken oft die Worte schlucken. „Es ist mal wieder eine neue Herausforderung für uns, jetzt kann jeder Lehrer seine Schauspielerqualitäten zeigen und mit den Augen sprechen“, so Wiele.

Wiele verschweigt aber auch die ernsten Probleme nicht: „Die Lehrer haben mir zu verstehen gegeben, dass sie nach 90 Minuten intensiven Unterrichtens mehr geschafft sind und von ihnen eine noch höhere Konzentration abverlangt wird, da man ja nicht mehr ,sieht‘ was der Schüler spricht.“

In der Schülerschaft habe es nach bisherigem Kenntnisstand keine Probleme gegeben. „Ich denke, wir wissen alle, dass die Einschränkungen nicht schön sind, aber notwendig.“ Liane Wiele zählt weiter auf die bewusste Verantwortung der jungen erwachsenen Menschen, auch bei den Auszubildenden gegenüber ihren Ausbildungsbetrieben.

Ausnahmen mit einer Befreiung für die Maskenpflicht gibt es auch an der BBS. Dabei gelte auch hier die 1,50 Meter-Abstands-Regelung.

„Die Maskenpflicht im Unterricht hatte ich lange befürchtet, nun ist sie da und erschwert den Unterrichtsalltag zusätzlich“, beschreibt Steffen Schmidt als Schulleiter die Lage am Dr.-Frank-Gymnasium. Dabei habe er beobachten können, „dass alle Schüler und Lehrer sich bewusst um die Einhaltung der Regeln bemühen“.

„Der Krankenstand liegt im Rahmen des jahreszeitlich üblichen“, so Schmidt weiter, „Für die Lehrer wie die Schüler der Jahrgangsstufen 7 bis 12 ist der Unterricht sehr anstrengend. Es gibt aber die Möglichkeit, zusätzliche Gelegenheiten zum Luftholen an frischer Luft zu schaffen.“

Generell müsse lauter gesprochen werden, und Brillen beschlagen sehr schnell. „Probleme gibt es weiter mit dem Einnehmen von Mahlzeiten, das Frühstücken im Unterrichtsraum ist nach den neuen Vorschriften nicht möglich“, bedauert Steffen Schmidt.

Der Kreiselternrat des Salzlandkreises sieht die verschärfte Maskenpflicht kritischer. „Die Maskenpflicht im Unterricht findet bei fast allen Eltern keinen Zuspruch“, hat der Vorsitzende der Elternvertretung Kay Lorenz erfahren. Viele Kinder würden jetzt schon über Kopfschmerzen klagen. Sorgen bereite auch der medizinische Aspekt. Ihm gegenüber hätten sich selbst Schulleiter gegen eine Maskenpflicht im Unterricht ausgesprochen. Ob die Maßnahme überhaupt sinnvoll sei, darüber ließe sich nur mutmaßen, so Lorenz.

Derweil werde eine Verlängerung der Weihnachtsferien von den meisten Eltern akzeptiert. Andererseits sei es schwierig, so kurzfristig zusätzlichen Urlaub in Anspruch nehmen zu können.