Neugeborene Corona: Babyboom bleibt in Staßfurt aus
Die Standesämter registrierten in der Corona-Zeit überdurchschnittlich viele Neugeborene. Gezeugt wurden die – wie man vielleicht erwarten würde – allerdings nicht während des ersten Lockdowns, sondern vielmehr als dieser wieder gelockert wurde. In Staßfurt kommt dieser Trend jedoch nicht an. Es wurden sogar weniger Babys geboren als sonst.

Staßfurt - So viele Geburten wie seit 20 Jahren nicht mehr wurden im März 2021 deutschlandweit vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden verzeichnet. Binnen eines Monats sind fast 66000 Neugeborene registriert worden. Hat Corona jetzt also doch zu einem Babyboom geführt, der eben nur etwas später eintraf, als zunächst vermutet wurde? Stichworte: Mehr Zeit für Zweisamkeit im Lockdown?! Wohl nicht.
Denn zumindest das Statistische Bundesamt in Wiesbaden sieht, was diesen März-Baby-Boom angeht, einen zeitlichen Zusammenhang mit dem Abflauen der ersten Corona-Welle und Lockerungen ab Anfang Mai vergangenen Jahres.
Und in Staßfurt hatten die Menschen im Sommer 2020 wohl viele andere Dinge im Kopf, aber wenig Zeit im Schlafzimmer. Denn hier ist ein gegenläufiger Trend zu beobachten. Gab es im März 2019 noch 19 Geburten, so waren es im März 2020 17 und im März 2021 sogar nur 16 Geburten, wie die Stadt Staßfurt mitteilt.
Offensichtlich weniger Zweisamkeit im Lockdown
Dabei hätte man doch eigentlich denken können, dass Paare ihre mehr oder weniger aufgezwungene Zweisamkeit im ersten Lockdown ab Mitte März 2020 nutzen würden, um für einen Corona-Baby-Boom zu sorgen. Wäre dem so gewesen, hätten allerdings schon im Dezember 2020 und Januar 2021 die Neugeborenenzahlen steigen müssen. In diesem Monat lagen sie deutschlandweit laut Statistischem Bundesamt aber auf Vorjahresniveau.
In Staßfurt wurden dabei im Dezember 2020 nur acht Geburten registriert. Nie gab es seit Januar 2019 weniger Babys in einem Monat in Staßfurt. Im Januar 2021 waren 13 Neugeborene registriert worden, der Anstieg zum Januar 2020 mit zwölf Neugeborenen ist zu vernachlässigen. Im Januar 2019 waren es noch neun Babys. Ein leichter Anstieg, mit dem Staßfurt auch hier gegen den Trend arbeitet, der eigentlich von konstanten Zahlen ausgeht. Viel Zweisamkeit haben die Staßfurter im Lockdown also nicht genossen – oder die Abstandsregeln einfach auch in den heimischen vier Wänden eingehalten? Wer weiß.
Im Februar 2021 habe sich nach vorläufigen Zahlen des Bundesamtes deutschlandweit dann ein Anstieg der Geburtenzahlen um sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat abgezeichnet. Und in Staßfurt? Hier sind im Februar 2021 elf Neugeborene im Einwohnermeldeamt angemeldet worden. Das sind ganze zwölf weniger als im Februar 2020. Es scheint, die Staßfurter seien grundsätzlich etwas faul geworden zu sein, was die Produktion von Nachwuchs angeht …
Im März stieg die deutschlandweite Zahl der Neugeborenen im Vergleich zum Vorjahresmonat dann um 5900 oder anders gesagt um zehn Prozent, wie das Bundesamt kürzlich mitteilte. 1998 habe es zum letzten Mal in einem März mehr als 65000 Geburten gegeben.
Staßfurt unter dem Durchschnitt
Ein Blick auf den Jahresbeginn zeigt somit, dass sowohl deutschlandweit als auch in Staßfurt während des ersten Lockdowns nicht mehr Kinder gezeugt worden. Während bundesweit ab März die Zahlen dann ansteigen, bleiben sie in Staßfurt aber weiterhin im Keller. Auch in den weiteren Monaten waren die Zahlen rückläufig. Im April, Mai und Juni 2021 waren in Staßfurt jeweils weniger Babys geboren worden als in den gleichen Monaten im Jahr 2020. So kommt auch die Stadt Staßfurt zum Fazit: „Stand Juni 2021 liegen die Geburten in Staßfurt unter dem Durchschnitt der letzten zwei Jahre.“ Im ersten Halbjahr 2021 wurden 74 Kinder in Staßfurt geboren. 2019 waren es im gleichen Zeitraum noch 78, 2020 sogar 95 Babys.
Das Statistische Bundesamt berichtet, dass die Entwicklung im März 2021 mit dem Babyboom keineswegs ein nur in Deutschland zu beobachtendes Phänomen sei. Auch in anderen europäischen Staaten stieg die Zahl der Geburten im März.
In besonders von der Pandemie betroffenen Ländern wie Spanien oder Belgien hätten sich die zunächst rückläufigen Zahlen wieder stabilisiert. In anderen Ländern nahmen sie im März im Vergleich zum Vorjahresmonat deutlich zu. Nach den Angaben der dortigen Ämter gab es in Rumänien 15 Prozent, in Estland und Litauen 13, in den Niederlanden, Finnland und Ungarn zehn Prozent mehr Babys.
Da kann sich Deutschland mit seinen ebenfalls zehn Prozent mehr Neugeborenen im März 2021 doch sehen lassen. Und Staßfurt ist eben besonders. Man muss ja auch nicht jeden Trend mitmachen.