Kommunalpolitik Die jüngste Stadträtin in Staßfurts Geschichte
Luise Schubert ist in der Kommunalwahl für den Ortschaftsrat Förderstedt gewählt worden, nun ist sie auch in den Stadtrat Staßfurt nachgerückt. Sie stellt sich vor.

Staßfurt. - Die Förderstedterin Luise Schubert, Kfz-Mechatronikerin und Studentin für mechatronische Systemtechnik, hat sich zu den Kommunalwahlen im Juni für den Ortschaftsrat Förderstedt aufstellen lassen, zunächst parteilos, dann für die CDU. Nun hat sie Jonas Zelmer im Stadtrat Staßfurt abgelöst, der aufgrund seiner Anstellung bei der Stadt seinen Posten aufgegeben hat. Was sie dazu bewegt hat, sich der CDU anzuschließen, erzählt sie im Gespräch mit Alma Paschke.
Wusstest Du eigentlich, dass Du die jüngste Stadträtin bist?
Luise Schubert: Wow, nein. Das wusste ich tatsächlich nicht. Ich dachte schon, ich bin hier altes Eisen, Jonas Zelmer ist ja noch ein paar Monate jünger als ich. (lacht)
Was hat Dich inspiriert, politisch aktiv zu werden?
Ich gebe Unterricht im Reiten und Voltigieren, wo turnerische Übungen auf einem Pferd ausgeübt werden. Das mache ich mit ein paar jüngeren Mädels, und manchmal schaue ich sie mir an und denke: „Mensch, sie brauchen doch auch eine gute Zukunft.“ Sie haben mich eigentlich inspiriert. Auch generell, wenn ich durch meinen Ort gehe, denke ich, dass man da so viel mehr draus machen könnte.
Warum hast Du Dich für die CDU aufstellen lassen?Zuerst war ich parteilos, aber als Parteilose kann man gefühlt nicht viel mitbestimmen. Enrico Lärz hat mich dann für die CDU angeworben, die meiner Meinung nach eine sehr starke Partei ist. Und die Ansichten von meiner Seite und von der CDU gleichen sich stark. Es ist eine Partei, die noch realistische Zukunftsvisionen hat. Keine Partei, die mit Parolen um sich schmeißt, gerade was Klima angeht.
Bist Du denn christlich?
Nein, tatsächlich nicht. (lacht)
Ist das nicht eine Voraussetzung?
Kann, aber es ist kein Muss. Ich habe einfach im Antrag ein bestimmtes Kreuz gemacht.
Wie haben Deine Familie und Freunde auf Deine Kandidatur reagiert?
Alle recht neutral, natürlich haben sie gesagt: „Ich wähl’ dich!“ Aber aus meiner Familie und aus meiner Freundesgruppe bin ich die Einzige, die wirklich politisch aktiv ist.
Gab es auch negative Reaktionen auf Deine Kandidatur?
Eigentlich nur wegen meiner Parteiwahl. Im Wahlkampf gab es ein paar ältere Leute, die blöde Kommentare gemacht haben. Aber ich mache trotzdem mein Ding. Und dann denke ich, wenn sie unzufrieden sind, sollen sie sich halt selbst einsetzen.

Wie war Dein Eindruck in den Sitzungen, an denen Du bisher teilgenommen hast?
Gut, es wird viel diskutiert, aber das ist ja auch der Sinn und Zweck. Aber an sich ein angenehmes Klima. Ich denke mal, das kann sich aber auch schnell ändern, wenn verschiedene Ansichten aufeinandertreffen.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) hat gerade erst öffentlich über die Debattenkultur im Bundestag gesprochen, die wohl härter und diskriminierender geworden ist. Schön zu hören, dass das nicht Dein Eindruck ist.
Gut, die Bevölkerung ist halt enttäuscht und wütend auf die Ampel, das ist auch irgendwo verständlich. Aber im Bundestag sitze ich zum Glück noch nicht.
Gibt es da Ambitionen?
Erstmal schaue ich, was die Zukunft bringt. In den nächsten vier Jahren werde ich mich hoffentlich gut hier einfinden. Aber ich bin generell ein sehr spontaner Mensch. Nach dem Abi war ich auch spontan in Australien, danach habe ich ‚schnell‘ die Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin gemacht und jetzt bin ich ja wieder im Studium für mechatronische Systemtechnik in Magdeburg. Da fahre ich fast jeden Tag hin und zurück, dann habe ich das Autoschrauben als Hobby und noch meine Mädels, die ich unterrichte. Manchmal wünschte ich, der Tag hätte 30 Stunden.
Wie lässt sich das mit Deinen Sitzen kombinieren?
Zwischen Fraktionssitzung, Ortschafts- und Stadtrat kommen wirklich viele Termine zusammen, das habe ich unterschätzt. Da kann jede Sitzung schon zwei bis vier Stunden dauern. Es variiert, aber 20 Stunden im Monat kommen bestimmt zusammen. Aber es geht schon, ich mache immer eine Aufgabe nach der nächsten.
Fühlst Du Dich innerhalb Deiner Partei als die Repräsentation für junge Leute?
Schon ein bisschen. Aber dafür bin ja da, dafür mache ich das. Aber bei manchen Themen wie bei den Jugendclubs finde ich es schwierig, mich auszusprechen, weil ich selbst noch nie in einem war. Es ist schwer für mich, darauf einzugehen, wenn mir selbst die Erfahrung fehlt.
Beeinflusst denn Dein Beruf Deine politischen Handlungen?
Eigentlich nicht. Aber ich habe das Gefühl, dass sich viele mit mir identifizieren können, die auch einen handwerklichen Beruf haben. Das ist eher selten unter Politikern.
Was sind denn Deine Themen, die Du mit einbringst?
Die Mobilität natürlich, die Jugendförderung, Bildung in den Schulen, und wahrscheinlich trete ich auch noch dem Kulturausschuss bei. Ich würde gerne Kreativität hier in jeder Weise unterstützen.
Hast Du konkrete Vorhaben?
Ich möchte gerne erreichen, dass die Digitalisierung in den Schulen hier weiter vorangetrieben wird. Und vielleicht kann man in die Richtung Motorsport etwas Cooles bewirken. Es gibt zig Millionen Fußballplätze in Deutschland und keinen Platz, wo man mit dem Motorrad trainieren kann. Aber konkrete Projekte habe ich noch nicht.
Und andersherum: Wie beeinflusst Dein politisches Engagement Deinen Alltag?
Schon stark, also dass man mehr die Augen öffnet und weniger mit Scheuklappen durchs Leben geht. Aber auch dass man automatisch Ansprechpartner für die Anliegen anderer wird. Was auf einer Seite schön ist. Aber es heißt schnell „Los, mach!“, auch zu Sachen, die außer unserer Kontrolle liegen.