1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Staßfurt
  6. >
  7. Egeln baut 1896 ein neues Rathaus am Markt

Bodestadt feiert in diesem Jahr 1070-jähriges Jubiläum / Die Volksstimme blättert in der Chronik Egeln baut 1896 ein neues Rathaus am Markt

Von Nadja Bergling 18.08.2011, 04:30

Vor genau 1070 Jahren wurde die Stadt Egeln das erste Mal urkundlich erwähnt. Die Bodestadt hat also eine lange Geschichte. Aus diesem Grund blättert die Volksstimme zusammen mit dem Ortschronisten und Museumsleiter Uwe Lachmuth in der Chronik der Stadt Egeln.

Egeln. In der letzten Folge unsere Serie zum 1070-jährigen Jubiläum der Stadt wurde davon berichtet, dass die Stadt Egeln das alte Rathaus am Markt und weitere Häuser verkauft hatte, um ein Wirtschaftsgebäude auf dem Asseburger Hof an der Meisterstraße zum Rathaus auszubauen. Dieses war nur ein reiner Zweckbau und auch zu abseits vom Markt gelegen. Deshalb kam es bald darauf wieder zu Beratungen mit dem Ziel, einen repräsentativen Neubau am Markt zu errichten. Allerdings erteilte die genehmigende Behörde dazu die Auflage, dass die Stadt Egeln vorher eine Kanalisation anlegen müsse.

Nach einer Darlegung des Arztes Dr. med.Rhode im Wochenblatt für Egeln und Umgebung vom 16. Juli 1873 glich Egeln nach einem Regenguss einem wahren Morastloch. "Mangelhaft sind die Abzugsgräben, Kanäle und Kloaken. Die offenen Rinnsteine erweitern sich an vielen Stellen zu Havelseen en miniature, die statt Fische Infusorien und Algen beherbergen, die ihre giftigen Dämpfe bis in die Schlafzimmer der hiesigen Bewohner schicken", heißt es. Deshalb wurde ab 1895 für 10000 Mark erst einmal eine neue Kanalisation angelegt, die mit diesen Verhältnissen Schluss machte.

Es werde ein Sitz des Friedens

Dann konnte mit dem Bau eines neuen Rathauses begonnen werden. Die Grundsteinlegung erfolgte am 25. April 1896. Der damalige Bürgermeister Pflugbeil sagte als Begleitwort zu den drei symbolischen Hammerschlägen auf den Grundstein: "Es werde ein Sitz des Friedens und der Eintracht sein, zum Segen und Gedeihen der Stadt, in steter Liebe und Treue!" Danach sagte der Stadtverordnetenvorsteher Beck: "Mit freiem Bürgersinn, in treuer Arbeit, zum Wohle der Stadt!" Dann gingen die Bauleute der Firmen, die bis auf den Braunschweiger Architekten Stäbing aus Egeln waren, an die Arbeit. Die Einweihung des Rathauses fand am 20. Oktober 1897 im Beisein des Wanzleber Landrates, Herr von Kotze, statt.

Allerdings konnte das Rathaus nicht wie geplant zweiflüglig mit Eingang und Turm in der Mitte gebaut werden, da der Landwirt und Brauereibesitzer Unger sein Haus, rechts neben dem Rathaus, nicht verkaufen wollte. 1936 versuchte man nochmals durch Kauf oder Tausch das nachbarliche Grundstück zu erhalten, was aber wiederum misslang. Seit 1994 gehört dieses Grundstück der Stadt Egeln, aber nun fehlen die notwendigen Mittel, so dass das Rathaus für immer unvollendet erscheinen wird.

Nach dem Neubau des Rathauses wurde 1896 ebenfalls am Markt ein neues kaiserliches Postamt und 1904 am Plan, jetzt Pestalozziplatz, eine neue Stadtschule errichtet. Dann war die Zeit des Bauens erst einmal vorbei, denn politische Unruhen und die Vorzeichen eines neuen Krieges führten die Gedanken der Menschen weg von Kunst und Kultur.