Beim jährlichen Kartoffelfeuer werden in Schneidlingen die Ernte gefeiert und der Herbst begrüßt Eine besonders heiße und leckere Tradition
Auch wenn heute nicht mehr das von der Ernte übrig gebliebene Kartoffelkraut verbrannt wird - Tradition ist Tradition. So treffen sich die Bürger der Gemeinde Schneidlingen auch in diesem Jahr zum Fackelumzug, dessen Höhepunkt das Kartoffelfeuer ist.
Schneidlingen l Die Kameraden der Schneidlinger Feuerwehr haben am Mittwochabend einen ganz besonderen Einsatz, denn diesmal wird kein Feuer gelöscht, sondern entzündet. Um die Kartoffelernte zu feiern, ist es nämlich Brauch, ein munteres Beisammensein am Feuer zu organisieren. Dazu gehört auch der traditionelle Fackelumzug durch das Dorf.
Treffpunkt ist die Gaststätte "Zum Auerhahn" am Bahnhof. Große und kleine Blauröcke haben sich hier versammelt und warten auf das Kommando von Ortswehrleiter Joachim Braun, der den Startschuss zum Umzug gibt. "Wir warten noch, bis ein paar mehr Bürger hier sind und dann geht es los", sagt Joachim Braun. Die Pechfackeln werden schon einmal angezündet. Die Kameraden der Jugend- und Kinderfeuerwehr führen den Umzug zusammen mit einem Spielmannszug an. Dieser ist extra aus Cochstedt angereist, um die Schneidlinger Kameraden zu unterstützen.
Mit fröhlicher Marschmusik zieht der Trott kurz darauf los. Unterwegs schließen sich immer mehr Bürger an. Unter ihnen auch Manja Kühne, die zum ersten Mal am Umzug teilnimmt. "Meine Tochter ist jetzt alt genug, um selber mitzulaufen. Deswegen werden wir ab jetzt wohl jedes Jahr am Umzug teilnehmen", erklärt die Schneidlingerin. Tochter Jule ist mit ihren zwei Jahren eine der jüngsten Lampionträger an diesem Abend. Auch Oma Angela wollte nicht verpassen, wie ihre Enkelin zum ersten Mal mit ihrem Lampion loszieht.
Nach 20 Minuten nähert sich Umzug dem Feuerplatz. "Es ist Zeit, das Kartoffelfeuer zu entzünden", verkündet Joachim Braun. Der Feuerwehrnachwuchs versammelt sich in einem großen Kreis um den mächtigen Reisighaufen. Auf Kommando von Joachim Braun werden die fast heruntergebrannten Fackeln als Anzünder benutzt. Aber nicht nur das Feuer spendet an diesem kühlen Oktoberabend Wärme. Bei Gegrilltem und Glühwein genießen die Schneidlinger auf den aufgebauten Bierbänken das Flammenspiel.
"Es ist schön, dass eine so alte Tradition noch immer beibehalten wird. Auch wenn wir heute kein Kartoffelkraut mehr verbrennen, feiern wir so noch immer das Erntedankfest", zieht Joachim Braun ein Resümee. So verweilen die Schneidlinger an diesem Abend noch lange gemeinsam am Feuer. Natürlich lassen sich auch viele die in den Flammen gerösteten Kartoffeln schmecken.