Absolventen des Beruflichen Bildungs- und Rehabilitationszentrums (BBRZ) verabschieden sich ins Berufsleben "Janet hat sich ihren Arbeitsplatz mit Fleiß und Umsicht erarbeitet"
Die Absolventen des Beruflichen Bildungs- und Rehabilitationszentrums (BBRZ) Rathmannsdorf haben gestern ihre Zeugnisse in Empfang genommen. Für einige von ihnen beginnt nun das Berufsleben. So zum Beispiel für die 29-jährige Janet Mühlbach.
Rathmannsdorf. Komplexe theoretische Sachverhalte nachzuvollziehen, fällt Janet Mühlbach schwer. Die 29-jährige war nie besonders gut in der Schule. Sie hat eine Lernschwäche und spricht ganz offen darüber. "Ich bin wohl das, was der Volksmund eine Praktikerin nennt", sagt sie und lächelt schüchtern. Dass die junge Frau nun eine Ausbildung abgeschlossen hat, ist einer speziellen Förderung zu verdanken.
Dass sie eine Förderung benötigt, wurde allerdings erst spät erkannt. Zu spät, denn zwei Ausbildungen hatte Janet zu diesem Zeitpunkt schon abgebrochen. Bei der dritten schaffte sie die Prüfung nicht. "Die Jobagentur riet mir dann, mich an das BBRZ zu wenden", erzählt sie. "Dort sollte ich eine spezielle, auf meine Schwächen zugeschnittene Ausbildung bekommen."
Aus Praktikumsplatz wird Festanstellung
Im BBRZ wird Jugendlichen mit Beeinträchtigung eine Möglichkeit zur Berufsorientierung geboten. Die Ausbildung ist theoriereduziert, die Schüler erfahren mehr Unterstützung.
Janet entschied sich hier für eine dreijährige Ausbildung im Bereich Hauswirtschaft und Ernährung. Bereits 2002 hatte sie schon einmal eine Ausbildung zur Hauswirtschaftsassistentin begonnen, scheiterte jedoch an den besagten Schwierigkeiten in der Schule.
Neben ihren abgebrochenen Ausbildungen zur Kinderpflegerin im Jahr 2001 und zur Altenpflegerin im Jahr 2003 war die Hauswirtschaft ein Berufszweig, der der jungen Frau besonders viel Spaß machte. So fiel ihr die Wahl zwischen Garten- und Landschaftsbau, Raumgestaltung und Farbtechnik und einigen anderen Ausbildungsangeboten des BBRZ nicht schwer. Zahlreiche Praktika, die sie während der Ausbildung machte, bestärkten sie in ihrer Entscheidung. Ihr jüngstes Praktikum bei einer Leipziger Firma, die unter anderem in Staßfurt für ein Seniorenpflegeheim tätig ist, war für Janet ein kleiner Durchbruch. Weil sie sich in ihrer Arbeit sehr zuverlässig und engagiert zeigte, wurde das vierwöchige Praktikum von ihrer Chefin Carola Macht kurzerhand auf sieben Wochen verlängert. Und dies mit dem Ergebnis einen Arbeitsvertrag unterschreiben zu dürfen.
"Janet hat sich ihren Arbeitsplatz mit Fleiß und Umsicht erarbeitet", erklärt ihre Chefin. "Ich habe Janet als sehr engagierte junge Frau kennengelernt. Von einer Lernschwäche habe ich nichts bemerkt."
Seit Mittwoch hat für Janet der Berufsalltag begonnen. Sie ist noch immer sehr aufgeregt.
Vermissen werde sie vor allem das Sicherheitsgefühl, dass die Mitarbeiter des BBRZ ihr gegeben haben. "Ich wusste, es ist immer jemand da, der mir zur Seite steht", sagt sie.
Dass sie mit dem Verlassen des Zentrums jedoch nicht allein ist, versichert ihr Petra Wiese, Integrationspädagogin des BBRZ. "Wir werden auch nach der Schule ein Auge auf unsere Schützlinge haben."