Deponie Kritik am neuen Wertstoffhof in Staßfurt
Ein neuer Wertstoffhof ist eröffnet und einige Staßfurter beklagen bereits Mängel. Der Kreiswirtschaftsbetrieb arbeitet an Änderungen vor Ort, will aber auch nicht jeder Kritik beipflichten.

Staßfurt - Die Kritik der Staßfurter hält auch beim neuen Wertstoffhof an. Schon am Tag der Eröffnung letzten Donnerstag kamen die ersten Hinweise: Der Grüngutcontainer sei zu hoch zum Einwerfen. Auch in dieser Woche kommen neue Klagen und Beanstandungen.
„Die Schlange stand bis weit auf die Straße hinaus und war genauso lang wie die am alten Wertstoffhof“, berichtet Gerhard Kopp aus Staßfurt von seinem Besuch am Dienstagvormittag. „Der Hof war so voll, das man nicht durchkam, die Leute blockierten sich selbst“, sagt er. Die Container seien leider nicht in Senken aufgestellt, wodurch man nicht bequem einwerfen könne.
„Der Hof ist kein bisschen besser als der alte. Da ist nichts modernisiert und es liegen nur alte DDR-Platten auf dem Boden“, beschwert sich Gerhard Kopp, der auch die Berichte zum neuen Entsorgungszentrum Staßfurt gelesen hat.
Grüngut in Massen
Das führt die Redaktion auf den Wertstoffhof, am Donnerstag dieser Woche. Die Mitarbeiter am Eingang haben sich ihr Lächeln im Gesicht bewahrt, trotz aller Beschwerden. „Es war tatsächlich viel los hier am Samstag und am Dienstag“, bestätigt ein Mitarbeiter an der Einfahrt.
Auch von offizieller Seite bestätigt der Kreiswirtschaftsbetrieb (KWB), dass in Staßfurt derzeit ein enormes Abgabe-Aufkommen für Grünschnitt herrsche. „Wir haben den Grüngutcontainer ein wenig nach hinten versetzt, damit die Autos von jeder Seite heranfahren können“, erklärt der Mitarbeiter an der Einfahrt zur aktuellen Diskussion. Vorher hatten sich die Autofahrer dort gegenseitig zugeparkt.
Warten zu Stoßzeiten
Die Mitarbeiter fragen die Besucher an der Einfahrt, was abgegeben werden soll und weisen die Menschen ein. „Manche kommen an und sagen sofort: Na, wo sind denn die fünf Millionen Euro?“, erzählt der Mitarbeiter weiter. Manchmal müssen die Leute eine Weile warten, bis sie dran sind. „Es wird gemeckert und wir kriegen es ab.“
Auch dass jetzt allgemein sehr viele Menschen den Wertstoffhof besuchen, kann der Leiter des Kreiswirtschaftsbetriebs, Ralf Felgenträger, bestätigen. Er sieht das aber nicht als Problem an. Immerhin ist das ein Zeichen dafür, dass die Menschen ihren Abfall fachgerecht entsorgen und nicht in die Feldflur schmeißen. Er sagt: „Es ist zunächst einmal, wie auf jedem anderen Wertstoffhof im Salzlandkreis auch, gegenseitige Rücksichtnahme angesagt, was das Autofahren betrifft. Ich denke, das wird sich alles einpegeln. Dafür ist das Personal da. Was in Aschersleben funktioniert, kann auch in Staßfurt funktionieren.“
„Es gibt immer Stoßzeiten und wenn hier bis auf die Straße gestanden wird, dann ist das immer noch besser, als auf einer Landesstraße wie vorher zu stehen“, so Felgenträger weiter. Platz sei auf dem Hof ohne Ende vorhanden.
Bauschutt kostet fünf Euro
Der nächste, der am Donnerstag mit seinem Auto angerollt kommt, ruft: „Ihr macht auch Bauschutt?“ Auch hier hatte es Verwunderung gegeben. Das kostet nämlich fünf Euro pro Abgabe. Das war allerdings schon immer so. Mehr als ein Kubikmeter ist nicht erlaubt. „Man kann aber tatsächlich mehrmals am Tag mit Kleinstmengen kommen“, so Felgenträger.
Während der Mitarbeiter am Eingang seine Formulare ausfüllt, ruft ihm ein Mann am Container zu: „Hier ist es genauso schlecht wie auf dem anderen Hof“. Der Mitarbeiter bliebt freundlich und sagt: „Das finde ich nicht.“
Nur eine Zwischenlösung
Hier hatte es Missverständnisse gegeben: Der Kreiswirtschaftsbetrieb hatte ein neues „Entsorgungszentrum“ im Marnitzer Weg angekündigt. Das soll aber erst in frühestens zwei Jahren kommen – für insgesamt fünf Millionen Euro samt Verwaltung und Flotte. „Das ist in Planung. Was wir jetzt im Manritzer Weg haben, ist wirklich nur eine Interimslösung“, so Felgenträger.
Deswegen auch kein asphaltierter Weg und keine großen Investitionen. Wenn auch der Umzug 150000 Euro gekostet hat samt Tiefbau, Versorgungsanschlüssen und Aufwand für die Zauneidechsen von allein 30000 Euro.
Der niedrigerer Grüngutcontainer soll übrigens, wie am Tag der Eröffnung schon bestätigt, bald angeschafft werden. Dieser muss aktuell erst einmal gekauft werden.
Beleidigungen kommen auf dem Wertstoffhof sogar auch vor, wenn die Besucher mehr als einen Kubikmeter abgeben wollen und weggeschickt werden. „Mitarbeiter werden zum Teil beschimpft. Aber das sind einzelne Personen, die meinen, sie haben Privilegien“, so Felgenträger. Insgesamt sei man froh, dass der Betrieb gestartet ist und viele Kunden seien sicher auch zufrieden.
Tatsächlich fährt am Donnerstag auch mal ein Autofahrer vom Hof, der den Mitarbeiter fragt „Schulde ich Ihnen noch etwas?“ und sich herzlich bedankt.

