Investor der geplanten Biomethan-Raffinerie in Glöthe chartert Bus und lädt zur Betriebsbesichtigung ein / Biogas-Park Könnern läuft seit fast einem Jahr NordMethan stellt sich Fragen der Bürger
Beim Bau der geplanten Biomethan-Raffinerie im Gewerbegebiet des Staßfurter Ortsteils Glöthe setzt der potenzielle Investor NordMethan auf Transparenz. Eine Bürgerinformationsveranstaltung hat stattgefunden. Die Ortschaftsräte haben sich eine Anlage des Unternehmens in Könnern vor Ort angeschaut. Auf 17 Hektar ist dort deutschlandweit einer der größten Biogas-Parks entstanden. Am 21. August chartert NordMethan für die Glöther einen Bus und lädt Ortschaftsräte und alle interessierten Bürger zur Besichtigung ein.
Glöthe/Könnern. "Wir wollen zeigen, wie die Abläufe sind, wie was funktioniert. Die Bürger können Fragen stellen, ihre Ängste schildern", Dirk Tempke von der NordMethan Außenstelle in Magdeburg sagt, dass das Unternehmen ganz offen mit den Betroffenen sprechen will. Beratungen vor Ort hätten gezeigt, dass die Pläne des Investors nicht überall auf offene Ohren stoßen. Unterstützung habe man seitens der Wirtschaftsförderung in Staßfurt mit dem "deutlichen Signal: Wir wollen euch" erfahren, so Tempke. Auch Landwirte seien befürwortend an den Betrieb herangetreten. Familien hingegen, die unweit der Gewerbefläche in Glöthe auf dem Land ihr Heim gebaut hätten, stünden der Ansiedlung verständlicherweise kritisch gegenüber. Auch auf einer ersten Informationsveranstaltung seien die Meinungen aufeinander geprallt, schildert er das derzeitige Stimmungsbild.
Was sagen die Anwohner in Könnern?
Auf die Frage, ob in Könnern nach der Inbetriebnahme der Anlage im September 2009 Klagen der Bevölkerung eingegangen sind, informiert Tempke, dass das Unternehmen eng mit der Ortsgruppe vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) zusammenarbeitet. Einmal im halben Jahr finden Treffen statt. Das letzte Mal im Dezember. Gab es Beschwerden? "Fragen zum Problem der Geräuschbelästigung", so Tempke, "sind von einigen wenigen Bürgern geäußert worden." Das Problem sei aber durch den Einbau eines zusätzlichen Schalldämpfers behoben worden, habe NordMethan umgehend reagiert, sagt der Prokurist.
Das Verfahren, mit dem die Firma in Könnern arbeitet, soll auf Glöthe, im kleineren Stil, übertragen werden. In sogenannten Green Energy Parks, die das Unternehmen errichtet, werden Energiepflanzen (Substrat) in Fermentern vergoren. Dabei entsteht Biogas, welches im nächsten Schritt zu Biomethan aufbereitet (gefiltert, entwässert und geschwefelt) und in das Erdgasnetz eingespeist wird.
Das zu Biomethan umgewandelte Substrat, etwa Maissilage, Körnergetreide oder Ganzpflanzsilage, soll in Glöthe in drei Silos gelagert werden. "Es wird fast keine Gülle verarbeitet", sichert Substratmanager Rainer Tögel von NordMethan zu. In Könnern sei der Gülle-Anteil an der Substratmenge wegen der Zuckerrübenpressschnitzel, geliefert aus der ortsansässigen Zuckerfabrik, nach und nach runter gefahren worden. Das Endprodukt der Gärung, ein etwas holzig wie Rindenmulch aussehendes Ge- misch, rieche zudem nicht, argumentiert er weiter.
Insgesamt ist der Biogaspark in Könnern viel größer als der in Glöthe geplante Bau. Im Könneraner Biogaspark entsteht Biogas auf einer bebauten Flächen von 13 Hektar in insgesamt 36 Behältern mit einem Fassungsvolumen von rund 2500 Kubikmetern. Im Glöther Gewerbegebiet auf sechs Hektar der Bau von sechs Behältern (drei Fermenter, drei Gärrestlager) geplant. Die Anlage soll rund 400 Meter entfernt von der Ortslage errichtet werden.
Drei Bewerbungen schon eingegangen
Das Gewerbegebiet Glöthe ist für NordMethan deshalb ein idealer Ansiedlungsstandort, weil das nach der Aufbereitung gewonnene Gas wegen einem nur rund 100 Meter von der Erschließungsstelle entfernten Anschluss direkt in das Netz des regionalen Gasnetzbetreibers eingespeist werden kann.
Acht neue Arbeitsplätze und zwei Azubi-Stellen sollen mit der Investition geschaffen werden. Drei Bewerbungen sind im Unternehmen bereits eingegangen. Gesucht werden unter anderem Mechatroniker und Anlagenfahrer.
Weiter will NordMethan mit der Ansiedlung als potenzieller Auftraggeber das regionale Gewerbe stärken. Für den Biogaspark in Könnern werden Fremdleistungen pro Jahr über 4 Millionen Euro zugekauft. Die Firmenchefs sprechen von der "Einkommenssicherung für Landwirte und Lohnunternehmen, Dienstleistungen und im Handwerk."
Muttergesellschaften von NordMethan sind die Stallkamp-Gruppe (Hersteller im Bereich von Edelstahlbehältern) und die Dammann und Westerkamp GmbH (Anbieter von Trocken- und Flüssigfütterungsanlagen). Beide gehören wiederum zur Weltec Bio Power GmbH. Für den Biogaspark in Könnern wurde vergleichbar mit NordMethan auf derselben Ebene das Unternehmen Agridea als Zwischenholding gegründet.
NordMethan betreut zudem Projekte etwa in Arneburg. Auch in Köthen will der Investor eine Biomethan-Raffinerie ähnlich wie in Glöthe bauen.