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Gericht Polizist kann Nackten nicht greifen

Was Richter so verhandeln müssen: Am Prinzenberg in Staßfurt greift ein Staßfurter drei Polizisten an, ist dabei allerdings völlig nackt.

16.06.2019, 23:01

Staßfurt l Erstaunlich wie professionell und ernst Mitarbeiter und Richter am Amtsgericht Aschersleben bleiben können, selbst wenn ihnen eine Komödie wie diese präsentiert wird. Die Posse vom 11. März 2018, die jetzt verhandelt wurde, begann mit einem jungen Staßfurter, der vor drei Jahren schon einmal wegen Körperverletzung aufgefallen war. Er raste an dem Tag gegen 20.30 Uhr mit seinem BMW durch die Straßen am Prinzenberg in Staßfurt und überfuhr sämtliche Kreuzungen. Zwei Polizisten samt Praktikant im Streifenwagen waren hinter ihm her. Als sie den jungen Mann in der Nähe seiner Wohnung anhielten und einen Drogentest wollten, eskaliert die Situation.

„Er hat sich losgerissen, um sich geschlagen und ist zur Haustür gerannt“, berichtet die Polizistin vor Gericht. Er trommelte wie verrückt an die Tür und rief „Papa, Papa, hilf mir, die Polizei!“

Dieser ließ sich das nicht zweimal sagen. Der Staßfurter führt seit DDR-Zeiten ein Vorstrafen-Register, das mit Körperverletzung mit Todesfolge, Drogenhandel und Steuerhinterziehung gefüllt ist. „Wenn mein Kind um Hilfe schreit, ist mir alles egal“, motzt er vor Gericht.

Der Herr stand gerade unter der Dusche und war frisch eingeseift, als er den Hilferuf seines Sohnes hörte. „Der Vater kam splitterfasernackt und eingeseift auf die Straße gerannt“, berichtet die Polizistin weiter. Dort drängte er die drei Polizisten mit Gewalt von seinem Sohn weg, damit dieser flüchten kann.

Dabei gelang es den drei Polizisten im wahrsten Sinne des Wortes nicht, den Mann zu fassen. „Ich konnte mich schlecht wehren und ihn überhaupt nicht greifen. Da er eingeseift war, bin ich ständig abgerutscht“, gibt der Polizist vor Gericht zu Protokoll. Seine Kollegin versuchte es unterdessen mit Pfefferspray, traf jedoch den verdutzten Polizeipraktikanten in die Augen. Zwar hatte sie den Warnruf „Pfeffer“ gegeben, aber in dem überraschenden Moment hatte der Neuling dann doch genau hingeschaut. „Dann war ich erstmal raus“, erklärte dieser vor Gericht.

Der wütende Vater ließ von dem Polizisten nicht ab. Der wollte eigentlich den Sohn verfolgen, der gerade in den Hof flüchtete. Dort machte dem Polizisten aber ein kleiner Teich einen Strich durch die Rechnung. Er rutschte „knietief“ hinein und wurde vom Vater solange nach unten gedrückt, bis es der Sohnemann über den Zaun geschafft hatte und über alle Berge war.

Im BMW des jungen Mannes fand die Polizei noch Cannabis. Um den Drogentest ist er durch die Flucht „erfolgreich“ herumgekommen. Allerdings hat das Vater-Sohn-Duo nun Strafen wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte abzuleisten. Der Sohnemann erhält eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten. Der weniger einsichtige Vater, der vor Gericht Ermahnungen wegen seiner vorlauten Aussagen erhielt, bekommt zehn Monate, jeweils auf Bewährung. Das Gericht stuft die Tat als besonders schwer ein, da die beiden gemeinschaftlich handelten.