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Jugend und Ausflug Staßfurter Jugendliche reisen in die deutsche (Grenz-)Geschichte

Jugendfreizeittreff Glashaus Staßfurt fährt zu Orten, die die Zeit der deutschen Teilung prägten.

12.10.2024, 10:13
In Hötensleben trafen die Jugendlichen einen ehemaligen Staßfurter, der dort als Grenzsoldat stationiert war.
In Hötensleben trafen die Jugendlichen einen ehemaligen Staßfurter, der dort als Grenzsoldat stationiert war. Foto: Bernd Christoph

Staßfurt/VS. - Bis zum Jahr 2019 war es fester Bestandteil des Veranstaltungsplanes des Jugendfreizeittreffs (JFT) Glashaus im Monat Oktober: Das Projekt Grenzenlos mit Fahrten zu Erinnerungsorten an die Zeit der deutschen Teilung. „Schon bei der Planung wurde deutlich, dass das Wissen und Interesse um dieses Stück Zeitgeschichte bei den jugendlichen Besuchern der Einrichtung nur noch sehr gering ist. Sie sind in einer Zeit geboren, in der Staßfurt genauso selbstverständlich zu Deutschland gehört wie die Partnerstadt Lehrte oder Reisen durch Europa und Grenzkontrollen,“ schreibt Bernd Christoph.

Trotzdem auf den Weg gemacht

Trotzdem machten sich sechs Jugendliche auf den Weg zur ersten Station der Exkursion in die deutsch-deutsche Geschichte nach Marienborn. Dort an der ehemals größten DDR-Grenzübergangsstelle direkt an der A 2 bekam die Gruppe bei der Besichtigung ehemaliger Funktionseinheiten wie der Einreisekontrolle Pkw und Lkw, der Zoll-Abfertigung oder der Geldwechselstelle einen Eindruck vom damaligen Grenzregime und über die Hintergründe zur Teilung Deutschlands. Einen besonders starken Eindruck hinterließ eine Sonderausstellung, in der ehemals Betroffene ihre Erfahrungen und Erlebnisse in Form kurzer Comics verarbeiteten.

Von Schutzstreifen und Minenfeldern

Weiter führte der Weg in das nur wenige Kilometer entfernte Helmstedt. Dort beleuchtete das Zonengrenzmuseum in fünf Abteilungen die Geschichte der ehemaligen Grenze am Beispiel des Landkreises Helmstedt. Neben Text- und Bildtafeln werden Originalobjekte, Fotos, Modelle und lebensgroße Darstellungen präsentiert. Sie vermitteln ein anschauliches Bild der Grenze von ihrer Anfangszeit bis zur Wiedervereinigung Deutschlands 1990. Zum Abschluss ging die Fahrt nach Hötensleben. Auf einer Länge von 350 Metern veranschaulicht ein erhaltener „Schutzstreifen“ aus Mauern, Metallgitterzäunen, Signaldrähten, Minenfeldern und Wachtürmen als Grenzdenkmal den Zustand der bis 1989 systematisch ausgebauten DDR-Grenzsperranlagen vor Ortschaften, die direkt an der innerdeutschen Grenze lagen. Die seit 1990 unter Denkmalschutz stehende Anlage gilt als das weitaus am besten und umfassendsten erhaltene Zeugnis der DDR-Grenzbefestigung an der „Staatsgrenze West“.

Ein ehemaliger Grenzsoldat aus Staßfurt erzählt spannende Geschichten

Noch auf dem Gelände wurde die Gruppe von einem Mann angesprochen, der zur Zeit des Mauerfalls in Hötensleben als Grenzsoldat stationiert war. Er nutzte den Tag der Deutschen Einheit für einen Besuch an der Stätte, die seine Jugend geprägt hat. Als sich im Gespräch ergab, dass er zwar heute in Regensburg wohnt, aber gebürtiger Staßfurter ist, war das Eis gebrochen. Er musste sehr viele Fragen der Jugendlichen beantworten und wusste auch spannende Geschichten vom Grenzalltag zu erzählen. Zum Abschied verriet er, dass er später als Rentner auf jeden Fall nach Staßfurt zurückkehren werde.