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Atemschutzübung im FTZ Mit Video: Warum Feuerwehrleute aus dem Salzlandkreis in Staßfurt an ihre Grenzen kommen

In der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) in Staßfurt wird der Ernstfall simuliert, bei dem die ehrenamtlichen Einsatzkräfte ihre Kondition und Belastung testen. Was sie dort erwartet.

Von Lisa Kollien Aktualisiert: 05.03.2024, 08:27
In der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) in Staßfurt wird der Ernstfall simuliert, bei dem die ehrenamtlichen Einsatzkräfte ihre Kondition und Belastung testen.
In der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) in Staßfurt wird der Ernstfall simuliert, bei dem die ehrenamtlichen Einsatzkräfte ihre Kondition und Belastung testen. Foto: Lisa Kollien

Staßfurt/Calbe - Es ist laut, Menschen sprechen, Kinder schreien. Dazu ist es dunkel, hin und wieder wird der Raum durch das Blaulicht erhellt. Nur die Taschenlampen zweier Einsatzkräfte spenden Licht. Die Feuerwehrleute tragen Atemschutzgeräte, die Sicht durch die Maske ist begrenzt.

Der Blick eines Kameraden geht über die Schulter, dem Kollegen wird die Hand gereicht. Der zwängt sich durch ein Loch im Boden, muss die nächste Ebene erreichen. Nur zusammen kommen die Beiden weiter. Das Atmen fällt schwer, ein hoher Pfeifton ist zu hören. Die Atemluft in der Druckluftflasche wird knapp. Jetzt heißt es, Ruhe bewahren. Das Einzige, was in diesem Szenario fehlt, ist der Rauch. Der, der bei einem Brand entsteht und binnen Minuten eine ganze Wohnung, ein Haus oder einen Industriekomplex einnimmt.

 
In der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) in Staßfurt wird der Ernstfall simuliert, bei dem die ehrenamtlichen Einsatzkräfte ihre Kondition und Belastung testen. (Bericht/Kamera: Lisa Kollien, Schnitt/Sprecher: Christian Kadlubietz)

Jährlicher Nachweis ist Pflicht

Arnold Grauke prüft seine Ausrüstung. Nichts darf undicht sein.
Arnold Grauke prüft seine Ausrüstung. Nichts darf undicht sein.
(Foto: Lisa Kollien)

Das, was die ehrenamtlichen Feuerwehrleute aus Calbe und dem Bördeland am Samstagmorgen in der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) in Staßfurt erleben, ist nur eine Simulation. Doch die hat es in sich.

Übung wird Belastungsprobe

„Ich erkläre es den jungen Kameraden gerne so: In eurer Wohnung könnt ihr euch orientieren, ohne etwas zu sehen. Doch wie wäre es, wenn ihr bei einem Nachbarn seid? Was seht ihr dann?“, erklärt Frank Lingner, Leiter des FTZ in Staßfurt und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Peißen. Gemeinsam mit seinem Kollegen Ronny Weber − ebenfalls Mitglied der Peißener Wehr, Mitarbeiter beim FTZ und Übungsleiter am Samstagmorgen − leitet und überwacht er die Belastungsübung.

Frank Lingner überwacht die Aktivität der Feuerwehrleute.
Frank Lingner überwacht die Aktivität der Feuerwehrleute.
(Foto: Lisa Kollien)

„Es ist anstrengend“, weiß er aus eigener Erfahrung. Und: Aktuell finden in fast jeder Woche Übungen statt. „Das liegt daran, weil wir wegen des Umbaus des FTZ fast sieben Monate lang keine Belastungsprüfung anbieten konnten.“ Dadurch kämen pro Einsatztag derzeit 24 Kameraden aus dem gesamten Salzlandkreis nach Staßfurt, um ihren jährlichen Nachweis zu erbringen. Seit Ende Januar hat das FTZ seinen Dienst wieder aufnehmen können. „Wenn die Testphase rum ist, können wir wahrscheinlich auch 30 Teilnehmer pro Tag prüfen“, hofft Lingner.

Neu sind unter anderem die Armkurbel, der Stepper und der Parcours. Zuerst müssen die Einsatzkräfte in kompletter Ausrüstung an den Fitnessgeräten üben. Anschließend geht es durch den Dunkelraum. „Mit 300 Bar Atemluft beginnen die Kameraden die Übung“, erklärt Ronny Weber. „Fällt der Druck auf 50 Bar, ist ein Pfeifton zu hören.“ Bei einem echten Einsatz das Signal, spätestens jetzt umzukehren.

Ronny Weber (links) erklärt der Einsatzkräften, welche Aufgaben sie zu bewältigen haben. Neu im FTZ sind die Armkurbel und der Stepper.
Ronny Weber (links) erklärt der Einsatzkräften, welche Aufgaben sie zu bewältigen haben. Neu im FTZ sind die Armkurbel und der Stepper.
(Foto: Lisa Kollien)

Je nach persönlicher Fitness wird die Luft in der rund 15 Kilogramm schweren Flasche langsamer oder schneller verbraucht. Je weniger Atemluft noch vorhanden ist, desto niedriger ist der Druck. Klaus Stredicke und Arnold Grauke aus Calbe starten an diesem Tag als letzte ihre Prüfung. Nach knapp 20 Minuten haben sie alle Übungen absolviert. Während Stredicke sich erst einmal hinsetzt, nachdem er seine Ausrüstung abgelegt hat, atmet Grauke ruhig. „Ich habe erst vor drei Monaten mit dem Rauchen aufgehört, das merkt man schon“, sagt er scherzend. Beide haben noch gute 100 Bar Restluft. Ein gutes Ergebnis.

„Knapp zehn Prozent schaffen es nicht“, weiß Frank Lingner. Das liege vor allem an der Fitness. „Wir sind alle freiwillige Einsatzkräfte“, erklärt er. Der Sport müsse neben Arbeit und Ehrenamt aus eigener Motivation betrieben werden. „Und es kommt auch auf die Tagesform an.“

Prüfung für den Ernstfall

Und auch am Samstag haben es zwei Prüflinge nicht geschafft. „Sie können die Belastungsübung wiederholen.“ Sollten sie dann erneut durchfallen, stehe ein Besuch beim Hausarzt an, um die körperliche Gesundheit zu überprüfen. „Das ist wichtig, um für den Ernstfall gewappnet zu sein“, fügt Weber hinzu.

Aktuell wird der Parcours getestet, meint Lingner. Im kommenden Jahr wird zusätzlich Theaternebel zum Einsatz kommen. Damit die Einsatzkräfte der Wehren des Salzlandkreises das Gefühl bekommen, bei einem echten Einsatz zu sein. „Und dann finden auch die Übungen wieder regelmäßig statt.“