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Heimatverein Atzendorf erforscht Geschichte des Böttcher-Handwerks Von der Schlachtemolle bis zum Gurken- und Sauerkrautfass

Von Kurt Braun 15.11.2013, 01:09

Atzendorf l Der Heimatverein Atzendorf befasste sich bei seinen heimatgeschichtlichen Forschungen auch mit der Entwicklung des Böttcherhandwerkes im Dorf.

Im Adressbuch der Atzendorfer Haushalte aus dem Jahre 1926 steht geschrieben, dass der Böttchermeister Karl Hoffmann in Atzendorf im Haus mit der Hausnummer 270 eine Böttcherwerkstatt betrieb. Es handelt sich um das Grundstück im Magdeburger Weg mit der Hausnummer 3 der Familie Niemann-Schwarz. Leider konnte nicht in Erfahrung gebracht werden, ob die Werkstatt schon von Vorfahren des Karl Hoffmann bestand.

Unsere Recherchen ergaben, dass es sich um einen sehr leistungsfähigen Meisterbetrieb handelte, der Schlachtemollen, Badewannen, Haushaltsbottiche, Brühfässer für die Hausschlachtungen, Flomenschieber, Holzkellen und Schlachtetische herstellte.

Die Böttcherei Hoffmann fertigte u. a. Gurken- und Sauerkrautfässer für die im Ort ansässige Gurken- und Sauerkrautfabrik O. Muthwille an, in denen die landesweit bekannten "Ritter Atzo"-Gewürzgurken und das bekannte Delikat-Sauerkraut per Eisenbahntransport nach Leipzig, Halle und in Richtung Hamburg oder mit dem Lkw der Speditionsfirma W. Krüger Förderstedt nach Magdeburg transportiert wurden.

Leider ist der Sohn Otto, er hatte das Handwerk beim Vater erlernt und sollte den Betrieb des Vaters übernehmen, seit August 1944 in Stalingrad vermisst. Der Krieg hat die Familientradition vernichtet, das Böttcherhandwerk der Familie Hoffmann starb damit auch in Atzendorf aus.

Die Tochter Herma Dertz stellte dem Heimatverein Atzendorf freundlicherweise mehrere Bilder zur Verfügung. Dadurch war es uns möglich von den 21 Betrieben, Geschäften und Gewerken, die sich einst auf dem Magdeburger Weg in Atzendorf niedergelassen hatten, zu berichten.

All das gibt es heute nicht mehr, nur noch der Meisterbetrieb Bau- und Möbeltischlerei Richter bewahrt die handwerkliche Tradition des Tischlerhandwerks auf dem Magdeburger Weg in Atzendorf bis heute.

Der Betrieb, mit Erweiterung eines Küchenstudios, wird von der Tochter bereits in der dritten Familiengeneration geführt.

Der Dank des Heimatvereins gilt im Besonderen Herma Dertz, Enkelin von Böttchermeister Karl Hoffmann und Tochter von Otto und Martha Hoffmann, geb. Kunze.