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Bestattungen Wandel in der Bestattungskultur

Seit 2018 gibt es auf dem Friedhof Leopoldshall in Staßfurt halbanonyme Gräber und Gemeinschaftsanlagen für Paare.

12.02.2019, 17:19

Staßfurt l Wenn ein Wind durch die Bäume geht, die Sonne durch die Wipfel scheint und die notwendige Ruhe greifbar ist, dann liegen die ästhetisch sehenswerten Grabsteine im Halbkreis im richtigen Licht.

Seit etwa einem Jahr gibt es auf dem Leopoldshaller Friedhof in der Hohenerxlebener Straße in Staßfurt neue Grabanlagen, die bisher einmalig in Staßfurt und den Ortschaften sind. Neben den normalen Erd- und Urnenbestattungen sowie die Möglichkeit der Bestattung auf der sogenannten Grünen Wiese, finden die Angehörigen linker Hand des Friedhofs sogenannte halbanonyme Gräber sowie die Grabstellen auf der Urnengemeinschaftsanlage für Paare. Die bauliche Umsetzung erfolgte über den Zeitraum von 2015 bis 2018 in drei Bauabschnitten und kostete 110.000 Euro.

Weil sich das bewährt hat, sollen nun auch auf dem Friedhof in Förderstedt noch in diesem Jahr neue Grabanlagen kommen. Kostenpunkt: 30.000 Euro. „Ich weiß nicht, wie das aussehen soll“, merkte Ortsbürgermeister Peter Rotter (CDU) im Ortschaftsrat Förderstedt an. „Meinetwegen kann das auch günstiger ausfallen. Die Leute wollen es nicht pompös. Aber es brennt den Menschen unter den Nägeln. Das ist wichtig, dass wir so etwas bekommen.“

Worum es geht: Das Bestattungsverhalten hat sich verändert mit den Jahren. Nicht nur in Staßfurt, sondern generell. Das hat auch die Stadt festgestellt. „Durch den demografischen Wandel hat sich die Grabpflege verändert“, sagt Michaela Dorow vom Fachbereich II, Fachdienst Stadtsanierung und Bauen. „Die Familien sind zerstreut über mehrere Generationen.“ Menschen, die früher in Staßfurt gewohnt haben, sind also wegen Familie und/oder Arbeit weggezogen, haben aber nach wie vor Angehörige in der Bodestadt. Und wenn diese dann sterben und natürlich in ihrem Heimatort begraben werden wollen, wird die Pflege der Gräber zum Kraftakt.

Auch den Bestattungsunternehmen ist dieses Problem bekannt. „Im Hochsommer müssen die Blumen auf den Gräbern dreimal die Woche gegossen werden“, sagt Uwe Wetterling vom Bestattungshaus Wetterling. Auch daher gehe „leider der Trend zur Grünen Wiese, was aber auch eine Frage des Geldes ist“. Schließlich ist bei einem Urnengrab eine Einfassung Pflicht. Die koste mindestens 2000 Euro. „Vor 20 Jahren gab es vielleicht 20 Prozent Bestattungen auf der Grünen Wiese, jetzt sind es bis zu 70 Prozent“, so Wetterling. „Und eine Erdbestattung gibt es bei uns vielleicht einmal im Monat.“ Urnenbestattungen sind also der weitaus größte Prozentsatz. Die Zahlen der Stadt geben Wetterling dabei Recht.

Dieser Sinneswandel bei der Grabpflege war auch der Grund für die Stadt, die zwei neuen Möglichkeiten in Leopoldshall einzuführen. Bei der halbanonymen Bestattung befinden sich die Namen der Toten auf einer langen Stele. Bei der Grabstelle auf der Urnengemeinschaftsanlage für Paare, die in der Hohenerxlebener Straße in einem Kreis angeordnet ist, gibt es für jedes Grab einen eigenen Grabstein. Es gibt also einen konkreten Trauerort. Neu ist: „Die Stadt übernimmt die Pflege“, so Dorow. Daher sind die Kosten höher. 1500 Euro kostet die Grabstelle. Normale Reihengräber kosten hingegen je nach Größe und Laufzeit zwischen 350 und 600 Euro.

Bei den neuen Bestattungsmöglichkeiten können nun also auch Angehörige von weit her ruhigen Gewissens in Staßfurt eine Grabstelle mit Grabstein zurücklassen. Weil der Rücklauf positiv ist, will die Stadt auch auf anderen Friedhöfen diese Grabstellen einführen. „Aber das passiert Stück für Stück“, sagt Michaela Dorow. Es ist immer eine Kostenfrage. Der Wille aller Beteiligten ist aber da.