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Stadtrat schreibt Stadtentwicklungskonzept nach zehn Jahren fort Wird das Plattenbau-Wohngebiet Am Tierpark komplett abgerissen?

Von René Kiel 23.09.2011, 06:28

Die Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzeptes von 2001/2002 und die Zusammenlegung der Stadtumbaugebiete Altstaßfurt, Mitte und Leopoldshall zum Stadtumbaugebiet Kernstadt hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung mit 25 Ja-Stimmen bei acht Gegenstimmen und einer Enthaltung beschlossen.

Staßfurt. Als wesentliche Erfahrung der Stadtentwicklung in Staßfurt in den letzten zehn Jahren bezeichnete der Projektleiter der Sachsen-Anhaltischen Landesentwicklungsgesellschaft mbH (SALEG), Horst Müller, die Neugestaltung des Bergschadensgebietes mit dem Stadtsee und den IBA-Prozess.

Die Einwohnerzahl der Kernstadt habe sich in dieser Zeit allerdings negativer entwickelt als ursprünglich angenommen. Müller: "Wir müssen wegen dieser Entwicklung damit rechnen, dass der Wohnungsbedarf rückläufig bleibt." Eine Umkehr wäre nur möglich, wenn VW in Staßfurt ein neues Werk mit 5000 Arbeitsplätzen bauen würde.

Notwendig sei deshalb aus Sicht der SALEG eine weitere Aufwertung der Innenstadt: "Man wird sich auch dort von Wohnungen trennen müssen", so Müller, wobei das Hauptaugenmerk beim Abriss auf den DDR-Plattenbausiedlungen liege.

Der Geschäftsführer der Wohnungsbaugenossenschaft, Hagen Ringström, forderte eine Aufwertung auch der Wohngebiete Staßfurt-Nord und Am Tierpark und bat die Stadt dafür um Unterstützung. Die Genossenschaft habe seit 1990 rund 30 Millionen Euro in ihren Staßfurter Wohnungsbestand investiert und damit maßgeblich zur Gestaltung der Stadt beigetragen. "Durch unsere Aufträge haben wir langfristig 200 bis 250 Arbeitsplätze jährlich gesichert", sagte Ringström.

Die Genossenschaft habe zwar Wohnungen vom Markt nehmen können. Es sei aber nicht möglich gewesen, eine Aufwertung der Wohngebiete vorzunehmen, da die Stadt ihre Eigenmittel nicht aufbringen konnte. Dadurch habe sich die Kommune nicht an ihr eigenes Konzept gehalten. Das sehe man Am Tierpark. Das Gebiet sehe zersiedelt aus.

Harald Jahns (FDP) hält die Einwohnerprognose des Stadtentwicklungskonzeptes für die Kernstadt für zu pessimistisch. "Wenn man das so fortschreibt, wären wir in 60 Jahren ausgestorben", sagte er und plädierte dafür, die privaten Grundstücksbesitzer in den Prozess mit einzubeziehen. Darüber hinaus sprach sich seine Fraktion dafür aus, das Stadtumbaugebiet von der Salzrinne bis zur Erich-Weinert-Siedlung und bis auf die andere Seite der Kalistraße auszudehnen. Der Antrag der FDP, die Vorlage noch einmal in die Verwaltung zurück zu verweisen, fand keine Mehrheit.

Jochen Meyenberg (Fraktion Linke/offene Liste) sagte, das Stadtentwicklungskonzept müsse ein Signal nach Magdeburg sein.

Der Fraktionschef der Unabhängigen Wählergemeinschaften, Hartmut Wiest, hält den Entwurf für ungenau oder sehr offen formuliert, was die Zukunft der Standorte anbelangt. "Es gibt keine Konzeption, die das Ergebnis des IBA-Prozesses einbezieht", sagte er. Darüber hinaus gebe es Unklarheiten über die Förderung.

Die Fraktion SPD/Grüne sprach von einer Analyse. Erschüttert habe die Genossen die Aussage im neuen Stadtentwicklungskonzept, dass die Stadt den Bevölkerungsrückgang und seine Auswirkungen akzeptieren und sich darauf einstellen müsse. "Das ist für uns Ohnmacht und das wollen wir nicht", so Fraktionschef Michael Hauschild.

Der Chef des Bau- und Wirtschaftsausschusses, Klaus Stops (CDU) sagte, er teile die Bedenken von Ringström und verwies auf die Passage, die einen langfristigen Abriss des Wohngebietes Am Tierpark vorsieht.

Es werde nicht so laufen, dass die Stadt jemanden zwingen werde, seine Wohnungen an diesem Standort zu beseitigen, versicherte der zuständige Fachbereichsleiter der Stadt, Wolfgang Kaufmann.