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Ein Schloss für die Öffentlichkeit

Das aus dem 17. Jahrhundert stammende Briester Schloss war bis zur Enteignung 1945 jahrhundertelang Sitz der Familie von Bismarck. Seit 1997 ist die Familie wieder ansässig und nach und nach wird das Objekt saniert. In wenigen Wochen wird es für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

Von Rudi-Michael Wienecke 19.08.2015, 01:01

Briest l Sechs Wochen lang herrschte Ruhe auf der Baustelle Schloss Briest. Bauherrin Maren von Bismarck war in Neuseeland, empfing ihr fünftes Enkelkind. Tochter Caroline, Geigerin im neuseeländischen Staatsorchester, hatte Hanna entbunden. „Ein Wonneproppen“, schwärmt die Oma von ihrer Enkeltochter. Nun ist die Großmutter zurück in der Altmark und kümmert sich wieder um die vielen Baustellen im, am und um den Komplex.

Im Frühjahr wurde bereits mit der umfassenden Rekultivierung des Gutsparkes begonnen. Das Areal wird so wiederhergestellt, wie es vor 1945 war. Schwerpunkt ist die Wiederbelebung eines Grabensystems, durch welches das Wasser in der Landschaft gehalten wird. Nach der Melioration vor Jahrzehnten verschwand es in einem Rohrsystem, wurde abgeleitet und ging somit der Briester Flora verloren. Neben der Deutschen Stiftung Denkmalschutz unterstützt auch Lotto-Toto dieses Umweltprojekt, zu der auch die Rekultivierung des Teiches gehört, mit der aus Naturschutzgründen allerdings erst im Herbst begonnen werden kann.

Wie einst soll auch das Schloss von einem Wassergraben umgeben werden. Weiterhin plant Maren von Bismarck vor dem Schloss ein sogenanntes Schmuckbeet mit einjährigen Pflanzen. Dies entsteht nach dem Vorbild auf historischen Fotos, die aus der Zeit vor der Enteignung 1945 stammen.

In dem Jahr wurde eine jahrhundertealte Familientradition unterbrochen, die von Bismarcks mussten ihr Gut verlassen. Erst 1997 gelang der Rückerwerb des Areals. Seitdem wird die Anlage nach und nach saniert mit dem Ziel, sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Dies sei schließlich auch eine Bedingung von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und Lotto-Toto, die bereits mehrere Projekte des Fördervereins Briest-Tangerhütte unterstützten, so Maren von Bismarck. Dank dieser Geldgeber tat sich im vergangenen halben Jahr auch im Schloss einiges. Im Erdgeschoss wurden die Fußböden rekonstruiert beziehungsweise nach historischen Vorbild wieder hergestellt. Besonders stolz ist Maren von Bismarck darauf, dass das Material, Eiche und Douglasie, aus dem eigenen Wald stammt.

Im alten Glanz strahlen nun auch die Türen aus Pappelholz mit Schellacklasur. Im Obergeschoss stießen die Fachleute vom Denkmalschutz sogar auf Türen mit Bierlasur. Sie stammen aus Zeiten, als Arbeitszeit weniger kostete als edle Hölzer. Mit heute fast vergessener Technik wurden Maserungen aufgemalt. Heute gelten derartige Holzarbeiten als besonders wertvoll.

Aktuell werden vom Förderverein drei Räume im Erdgeschoss für öffentliche Ausstellungen vorbereitet. Thema wird die Geschichte und der Werdegang der Familie von Bismarck sein. Besonders freut sich Maren von Bismarck darüber, dass Möbel, die im Stendaler Winckelmann-Museum aufbewahrt wurden, wieder ihren Weg nach Hause finden.

Die ersten Gästegruppen, darunter die Deutsche Burgenvereinigung, werden bereits im September erwartet. Der Tag des offenen Denkmals wird gleich zweimal begangen. Sowohl am 12. als auch am 13. September können sich Gäste zwischen 10 und 17 Uhr über die Fortschritte im Briester Schloss informieren.

Im Rahmen von „Bismarck trifft ...“, einem Projekt des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt und der Otto-von-Bismarck-Stiftung Schönhausen anlässlich des 200. Geburtstages des Eisernen Kanzlers, trifft die Wanderbüste Otto von Bismarcks am 3. Oktober in Briest ein. Der Reichsgründer trifft also seine Vettern. Ab 15 Uhr hält Professor Justus Ulbricht einen Vortrag zum Thema „Der Eiserne Kanzler und seine Deutschen“. Es geht um den Bismarck-Mythos und die nationale Identität im 19. und 20. Jahrhundert. Da die Zahl der Plätze begrenzt ist,w wird um Anmeldung für diese Veranstaltung gebeten. Die Mail-Adresse lautet: marenvb@web.de.