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Abgebrannt Strohpresse löste Feuerwalze in Bittkau aus

Ein Großbrand in Bittkau wurde von einer Strohpresse ausgelöst. Über ein Stoppelfeld fraß sich die Feuerwalze ins Dorf.

Von Birgit Schulze 01.07.2019, 19:15

Bittkau l Anwohner der Friedrich-Ebert-Straße hatten am Sonntagnachmittag die Feuerwalze auf sich zukommen sehen und Alarm geschlagen. Auch der Fahrer der Strohpresse, die in Brand geraten war, hatte den Notruf gewählt. Er konnte die Zugmaschine gerade noch abkoppeln, bevor 54.000 Quadratmeter Acker in Flammen aufgingen. Seit Freitag soll auf dem Feld gemäht worden sein und das war bei der Trockenheit mit Argusaugen beobachtet worden.

Als der heiße Wind am Glut-Sonntag mit fast 40 Grad Celsius hinzukam, landeten bereits die Strohhalme im Pool von Familie Brückmann. „Es klingt jetzt blöd, aber da dachte ich schon, hoffentlich bleibt‘s nur dabei“, sagt Nadine Brückmann. Wenig später stand sie mit dem Gartenschlauch an der Straße und versuchte, die Flammen, die Stoppeln und Grasstreifen erfasst hatten, von ihrem Haus fernzuhalten.

Auch Nachbar Hendrik Platz und viele andere Helfer schnappten sich alles, was Wasser fasst, und begannen zu laufen. Mit Eimern wurde das Wasser aus dem Pool geschöpft, Hauptsache das Feuer blieb weg. Dass die Feuerwalze sich ihren Weg durch ein nahes Wäldchen gesucht und in Richtung Robert-Blum-Straße durchgeschlagen hatte, bekamen sie erst später mit. Durch starke Winde griff die Walze auf vier Grundstücke über und schädigte sie teils sehr schwer. Ein Einfamilienhaus, zwei Scheunen, diverse Nebengelasse und Anpflanzungen der Gartengrundstücke brannten aus. Die Polizei spricht von sehr hoher Schadenssumme.

Bürgermeister Andreas Brohm, der am Abend selbst mit vor Ort gewesen war, redet inzwischen von „springenden Feuern“, die an unterschiedlichen Stellen aufflammten und die den Einsatz so schwierig gemacht hätten. Ein Großaufgebot an Feuerwehrkräften aus Tangerhütte, Tangermünde und Stendal war vor Ort, die Bundeswehr kam mit Löschtechnik, denn der in der Straße vorhandene Hydrant reichte längst nicht aus. So wurden rund fünf Kilometer Schlauchleitungen verlegt, sämtliche verfügbaren Tanklöschfahrzeuge bildeten einen fahrenden Wasserkreislauf und auch ein großer Tatra mit Tank von der Mahlwinkler „Panzerpower“ war im Einsatz.

Schon im März hatte der Gemeindewehrleiter im Stadtrat auf Probleme mit der Löschwasserversorgung im Elbbereich hingewiesen. Fast 90 Prozent aller Entnahmestellen seien weggefallen, hieß es damals. Der trockene Sommer im Vorjahr und veraltete Löschbrunnen spielten eine Rolle. Ob das auch beim Brand in Bittkau ein Problem war, ist noch offen.

Auch an der Thälmannstraße seien viele Anwohner selbst mit Schläuchen gegen neue Glutnester vorgegangen. Es sei ein unglaublich heißer Tag gewesen, aber grundsätzlich habe man Glück gehabt, dass es ein Sonntag gewesen sei und so viele Feuerwehrleute verfügbar gewesen seien, sagt der Bürgermeister.

Dort, wo gleich mehrere Gebäude in Flammen standen, liegt eine bedrückende Stille, gemischt mit beißendem Rauchgeruch in der Luft. Die direkten Nachbarn wollen kein Gespräch, huschen direkt auf ihr Grundstück zurück. Sie hatten Glück, denn eines der beiden am stärksten betroffenen Häuser ist nicht ausgebrannt, wie es am Sonntag noch hieß. Sie durften am Montag wieder in ihr Haus zurück. Das Feuer war darüber hinweggefegt.

Zehn Bewohner mussten die Nacht nach dem Feuer anderswo, zum Teil bei Bekannten und Verwandten, verbringen. Ringsum sind viele Schäden durch Hitze und Rauch entstanden. Nur die Bewohner des völlig ausgebrannten Eigenheims in der Robert-Blum-Straße stehen jetzt vor dem Nichts. Sie sind erst einmal privat untergebracht worden.

Am Abend startete der Ortschaftsrat Bittkau mit Unterstützung des Paritätischen einen Spendenaufruf. Unter der Kontoverbindung IBAN: DE04 810205000 007418 802; BIC: BFSWDE33MAG, (Konto des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes). Stichwort "Spende für Brandgeschädigte Bittkau" kann gespendet werden. Ansprechpartner ist Ratsmitglied Alexander Wittwer.