Aus Lehmkuhle wird Naherholungsidyll Als Beeses Kolk zum Freibad wurde
Vor 100 Jahren errichtete der Bismarker „Männer-Turn-Verein 1863“ das Naturbad im Landkreis Stendal. Das runde Jubiläum wird Mitte August gefeiert.

BISMARK. - Bismark „seit 1925 Freibad ‚Kolk‘, Badesaison von Mai bis September“ – diese Information ist seit 100 Jahren einem hölzernen Hinweisschild auf dem weitläufigen Gelände des Bismarker Naturbades zu entnehmen. Auf Initiative und unter Mithilfe der Mitglieder des Bismarker „Männer-Turn-Vereins 1863“ (MTV) entstand 1925 die heutige Badeanstalt „Freibad Bismarker Kolk“. Auf dem Gelände befand sich im 19. Jahrhundert eine Lehmkuhle, die zur Landwirtschaft Woltersdorf gehörte. Die angegliederte Ziegelei stellte zu Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 die Produktion ein.
In den Folgejahren füllte sich die Lehmkuhle allmählich mit Quell- und Niederschlagswasser und so entstand ein Wasserloch – umgangssprachlich auch als Kolk bezeichnet. Laut Wikipedia wird ein Kolk, regional auch Kulk oder Tumpf, als eine kleine wassergefüllte Vertiefung beschrieben.
Helmut Riesner (Jahrgang 1939), langjähriges Mitglied des Fördervereins „Freunde des Bismarker Kolks“, verweist mit dem Blick auf die Entstehung des Naturbades auf die Gehne-Chronik. Otto Herrmann hatte mit Renate Pieper die dreibändige „Chronik der Stadt Bismark“ von Friedrich Gehne aus dem Sütterlin transkribiert. Der Bismarker Gehne hielt die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts in seiner Heimatstadt handschriftlich fest.
„Im Frühjahr 1925 errichtete der MTV in Beeses Kolk, einem sechs Morgen großen Teich, eine Schwimmanstalt, die derselbe durch Errichtung eines 25 Meter langen u. 15 Meter breiten Planschbeckens sowie Anlage weiterer Umkleideräume und Anpflanzungen nach der Chausseeseite ausbaute“, schreibt Friedrich Gehne. „Wenn sich die Eigentumsverhältnisse des Teiches zur Zufriedenheit geklärt haben u. die gärtnerischen Anlagen, die den Teich an der Straßenseite einrahmen, herangewachsen sein werden, so kann hier mit Unterstützung der Behörden eine der schönsten Badeanlagen im Kreise entstehen.“
„Bislang war im Zusammenhang mit der Entstehung des Freibades am Kolk immer von Woltersdorf die Rede. Die hatten aber keine Ziegelei“, stellt Helmut Riesner fest. Wenn Zeitzeuge Friedrich Gehne aber von Beeses Kolk schreibt, sollte das die korrekte Erzählung sein. „Das Land ringsum gehörte aber Woltersdorf“, so Riesner.
Fotografien aus den 30er Jahren zeigen, dass es im Laufe der Folgejahre nur wenige Veränderungen auf dem Kolk-Gelände gab. Die Betoneinkleidung an der Ostwand wurde Anfang der 60er Jahre von Bismarkern in sogenannter Feierabendarbeit vorgenommen. Ein schwerer Badeunfall im Jahr 1967 war dann die Ursache für grundlegende Umbauarbeiten.
An der nordwestlichen Seite des Kolks wurden Unmengen von Sand aus der Kiesgrube Karritz herangefahren. Hier entstand der heutige Strand. Jahre später wurden die Treppenstufen, Startblöcke und der Sprungturm errichtet.
Volksstimme-Mitarbeiterin Helga Klein berichtete 1995 im Rahmen des 70-jährigen Bestehens des Bismarker Freibades: Anfang der 1950er Jahre erlebte der Kolk laut vieler Bismarker seine beste Zeit. Da soll es sogar eine Wasserballmannschaft gegeben haben.
Im Jahr 2014 drohte die Schließung der öffentlichen Badeanstalt. Auf Initiative zahlreicher Bismarker gründete sich der Förderverein „Freunde des Bismarker Kolks“. Er organisiert bis heute unter anderem das Kolk- und Neptunfest sowie Beachvolleyball-Turniere. Im laufenden Jahr soll am Wochenende 16./17. August das 100-jährige Bestehen des Freibades Kolk gefeiert werden.
Das Naturbad am Bismarker Kolk war über Jahrzehnte nicht nur ein Ort der vielfältigen Freizeitgestaltung, sondern sorgte an sommerlichen Tagen für die notwendige Erfrischung. Aber vor allem lernten Tausende Kinder im Kolk unter Anleitung erfahrener Schwimm-Meister wie Herbert Köller (1961, 1964 bis 1967), Gerhard Jorns (1970 bis 2011) und Volker Gille (2012 bis 2023) schwimmen. Zudem wurden zahlreiche Rettungsschwimmer ausgebildet.
Der Bismarker Kolk misst 1,5 Hektar, davon wird jeweils die Hälfte zum Baden und zum Angeln genutzt. Die tiefste Stelle beträgt zwölf Meter. Dass es sich bei dem Wasser im Kolk um Niederschlag und nicht um Grundwasser handelt, liegt an einer etwa 15 Meter großen Schicht Geschiebemergel. Das Niederschlagswasser staut sich auf dem Mergel und bildet den Badesee. Der Grundwasserleiter befindet sich bei circa 13 Metern unter der Geländeoberfläche.



