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Pilotprojekt zur Renaturierung der Uchte kollidiert mit Interessen der Staatser Wassermühlenbesitzer Betreiber: "Wir sehen unsere Existenz bedroht"

Von Doreen Schulze 18.09.2010, 06:16

Für die Renaturierung der Uchte stehen Fördemittel bereit. Unter anderem sieht das Projekt vor, den alten Uchtelauf wieder herzustellen. Die Besitzer der historischen Wassermühle Staats sehen mit dieser Maßnahme aber Probleme auf sich zu kommen, denn eine Konsequenz daraus wäre ein geringes Wasserdargebot. Die Mühle hat dann an vielen Tagen zu wenig Wasser zum Mahlen.

Staats. Bereits im 12. Jahrhundert wurde der Wasserlauf der Uchte über Triebwerksgraben und Damm zur Wassermühle verlegt. Dieser Damm ist nun marode. Daher schränkte der Landkreis das Wasserrecht für die Mühle bereits ein, heißt, dass derzeit nur an 40 Tagen im Jahr die Mühle drehen darf.

In diesem Frühjahr waren Dammabbrüche zu beobachten. Über ein Pilotprojekt zur ökologischen Durchlässigkeit der Uchte besteht nun die Möglichkeit, den Damm zu sanieren. Das ist dringend notwendig für den ständigen Mühlenbetrieb und Vorausetzung für den Erhalt des uneingeschränkten Wasserrechts. Das brauchen Frank Hendriks und Desiree Boks, um ihr Vorhaben umsetzen zu können. Die Mühlenbesitzer wollen in einigen Jahren täglich mahlen und Workshops anbieten. Die Realisierung des Pilotprojekts soll ihnen dies ermöglichen.

Dennoch können sich Boks und Hendriks nicht über das Pilotprojekt freuen. Mit der Realisierung erhalten sie zwar uneingeschränktes Wasserrecht, aber für die Mühle fließt dann zu wenig Wasser. Denn: Das Projekt sieht vor, die Uchte in ihren ursprünglichen Lauf, den derzeitigen Lütgengraben, zurückzuverlegen. Der Triebwerksgraben fungiert dann als Hochwasserentlaster. Problem dabei ist das Wasserdargebot. Eine bestimmte Wassermenge ist im neuen Uchtelauf zu gewährleisten. Nur wenn dort genügend Wasser vorhanden ist, kann weiteres Wasser in den Triebwerksgraben und somit zur Mühle gelangen. Für die Mühlenbesitzer bedeutet dies, dass sie nur dann mahlen können, wenn genügend Wasser vorhanden ist. "Wir sehen unsere Existenz bedroht", so Hendriks.

"Viel Wasser können wir nicht versprechen", bestätigt Dr. Joachim Franke vom Umweltamt. Zu den Schautagen (Mühlentag und Tag des offenen Denkmals) darf extra Wasser aus der Uchte zugeführt werden. Wie viel Wasser an den übrigen Tagen zur Verfügung steht, "hängt von den natürlichen Bedingungen und dem Geschick der Betreiber ab", so Franke. Er verweist darauf, gegebenenfalls die Mühle per Motor zu betreiben. "Ein Mühlenrad wie in Disneyland", lehnen Desiree Boks und ihr Lebenpartner, der in Holland in einer historischen Mühle das Müllerhandwerk erlernt, aber ab. "Die Leute kommen, um zu sehen, wie das Wasser das Rad antreibt", so Hendriks. Am diesjährigen Mühlentag besuchten 351 Gäste das Denkmal. Hendriks berichtet, dass er ein Edelstahlrad einsetzen wird, dass für die gleiche Leistung wie ein Holzrad weniger Wasserantrieb benötigt.

Das Pilotprojekt wird zu 100 Prozent von der europäischen Union in Cofinanzierung vom Land gefördert. "Das ist die Chance, die Dämme zu sanieren und den Mühlenbetrieb aufrecht zu erhalten", macht Franke deutlich. Im kommenden Jahr kann es losgehen. "Gibt es in den kommenden Wochen kein Zeichen, dass die Maßnahme beginnen kann, sind die Fördermittel verloren", so Franke.

Hendriks und Boks holen sich Unterstützung von einem Sachverständigen und hoffen auf Hilfe vom Mühlenverein.