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Coronavirus Infektion von der Arbeit mitgebracht

Die Amtsärztin spricht über die aktuelle Situation. Pflegepersonal steckte sich im Krankenhaus Stendal und in einer Senioreneinrichtung an.

Von Bernd-Volker Brahms 23.04.2020, 12:32

Stendal l Wenn die Amtsärztin über die ersten Infektionen im Landkreis Stendal vor einigen Wochen spricht, dann meist verbunden mit dem Attribut „Urlaubsmitbringsel“ – unter anderem aus den österreichischen Skigebieten. Das hat sich in den vergangenen Wochen geändert, zur Übertragung kommt es jetzt in anderen Situationen – in Einrichtungen wie Pflegeheimen und Krankenhäusern zum Beispiel, aber auch über Montagearbeiter, die in Deutschland unterwegs sind, berichtete Dr. Iris Schubert gestern während einer Pressekonferenz im Landratsamt.

Für die Infektionsübertragung in Einrichtungen nannte sie zwei Beispiele: Trotz der Hygienemaßnahmen haben sich im Stendaler Johanniter-Krankenhaus drei Pflegekräfte angesteckt. Der zweite Ort ist „ein Pflegeheim außerhalb des Landkreises“, so die Leiterin des Gesundheitsamtes. In dieser Einrichtung arbeiten auch Bürger aus dem Landkreis Stendal – und sieben von ihnen haben die Infektion aus dieser Einrichtung in ihren Heimatlandkreis Stendal „mitgebracht“. Nach Volksstimme-Information handelt es sich dabei um ein Seniorenheim in Dolle (Landkreis Börde).

Insgesamt gab es mit Stand von gestern 89 Personen im Landkreis, die positiv auf Covid-19 getestet wurden. Bisher mussten zehn von ihnen stationär im Krankenhaus behandelt werden, sechs der Patienten sind verstorben. „Alle hatten Vorerkrankungen“, erklärte Iris Schubert. Für die ersten fünf Verstorbenen lag das Durchschnittsalter bei 85 Jahren, mit dem sechsten Verstorbenen ist es auf 80 Jahre gesunken. Bei diesem Corona-Toten handelt es sich um „eine Person über 60 Jahre“, sagte die Amtsärztin auf Nachfrage. Am Mittowch befanden sich im Landkreis Stendal aktuell 110 Personen in Quarantäne.

Sehr gut laufe es aktuell mit den Saisonarbeitern in der Landwirtschaft – vor allem zur Spargelernte sind viele im Land –, zog Iris Schubert eine erste Zwischenbilanz. Sechs Betriebe, die zusammen 114 Saisonarbeiter beschäftigen, haben sich beim Gesundheitsamt gemeldet. Seither gebe es „einen sehr engen Kontakt“, auch mit dem Kreisbauernverband Stendal. Die Regeln würden eingehalten, „es gibt bisher keine Befunde, dass es ihnen schlecht geht“, sagte die Amtsärztin, die die Pressekonferenz noch einmal für einen Appell nutzte: „Halten Sie Abstand! Gehen sie herzlich miteinander um, aber auf Abstand.“ Denn die ab heute geltende Maskenpflicht beim Einkaufen sowie in Bussen und Bahnen sei „nur eine Krücke, aber keine Garantie“.

Deutlich begrüßt wird das Maskengebot von Landrat Patrick Puhlmann (SPD). Er sei anfangs skeptisch gewesen, was eine allgemeine Maskenpflicht angeht, weil viele dann leichtsinniger werden könnten, was den Abstand zueinander angeht. Ein Gespräch mit Freunden in Jena, wo er studiert hat, habe ihm aber gezeigt, dass Masken Wirkung zeigen: Jena hatte schon vor einiger Zeit die Maskenpflicht eingeführt und zehn Tag lang keine Neuinfektion gehabt. Das mache Hoffnung, dass das Tragen einer „textilen Barriere“ – denn neben medizinischen oder selbtgenähten Masken können es auch Schals oder Tücher sein – eine Maßnahme ist, die wirkt. „Am Ende gilt: Besser eine Maske als ein Shutdown. Wir sollten alles tun, um das Leben so schnell wie möglich wieder hochfahren zu können“, so Patrick Puhlmann. Die Pflicht, einen Mund-Nase-Schutz zu tragen, gilt ab heute auch für Besucher der Stendaler Kreisverwaltung.

Abstand halten heißt es ab heute auch wieder in den Schulen – zumindest für die Abschlussklassen, die zur Prüfungsvorbereitung die Schulbank drücken dürfen. Der Landkreis als Träger hat in den vergangenen Tagen mit dem Sekundarschulen und Gymnasien die notwendigen Vorkehrungen bezüglich des Busverkehrs getroffen, informierte Denis Gruber (parteilos), 1. Beigeordneter des Landkreises.

In der Schule wird während des Unterrichts und der Pausen auf die Einhaltung der Abstandsregeln geachtet, zudem wurden die Toiletten mit ausreichend Seife und Papiertüchern für die notwendige Handhygiene ausgestattet, so Gruber. Stichwort Hygiene: Die bisher übliche Routinereinigung in den Schulen wurde auf einen täglichen Rhythmus von Montag bis Freitag erweitert. Zu dieser sogenannten Unterhaltungspflege gehören das Abwaschen der Tische, die Toilettenreinigung sowie die Kontrolle, ob ausreichend Seife und Papier zum Abtrocknen vorhanden sind.

Ab dem heutigen Donnerstag sind die Schulbusse wieder nach dem regulären Fahrplan unterwegs – zumindest vormittags bis nach der 6. Unterrichtsstunde. Für nachmittags wurde das Angebot teilweise auf Rufbusse umgestellt. Detaillierte Informationen gibt es unter www.stendalbus.de. Im Übrigen dürfen die Busfahrer laut Straßenverkehrsordnung keine Masken tragen, wie Stendalbus mitteilt. Für die Mitfahrer gilt Maskenpflicht.

Wie baue ich mir eine Maske.