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Coronavirus Kaum Kinder in der Notbetreuung

Behörden erkennen verantwortungsvollen Umgang der Eltern im Landkreis Stendal mit der landesweiten Regelung.

Von Bernd-Volker Brahms 27.03.2020, 19:13

Stendal l Vereinzelt flitzen Kinder noch durch die Schulen und Kitas des Landkreises Stendal. „Notbetreuung“ heißt das Schlagwort. Regulär werden rund 10.000 Schüler und rund 7000 Kita-Kinder im Landkreis betreut. Doch im Zuge der Corona-Krise wurden die Kinder vor nahezu zwei Wochen nach Hause geschickt. Es werden derzeit lediglich Kinder betreut, deren Eltern beide in sogenannten systemrelevanten Berufen tätig sind, sei es nun als Ärzte, Krankenschwestern, Müllwerker oder auch Bäcker, Lebensmittelverkäufer oder Journalisten. Für Eltern aus dem Gesundheits- und Pflegesektor gilt seit dieser Woche, dass es dort reicht, wenn ein Elternteil dort arbeitet.

Aber wie stark wird die Notbetreuung tatsächlich angenommen? Die Zahlen des Bildungsministeriums und des Landkreises überraschen. Im gesamten Landkreis sind an den staatlichen Schulen lediglich 39 Kinder an 13 Schulen in der Notbetreuung, sechs Kinder an zwei Förderschulen sowie jeweils eine Schülerin an einer Sekundarschule und eine an einer Gemeinschaftsschule. In den kommunalen und privaten Kitas sind es immerhin rund 350 Kinder bei 106 Einrichtungen.

Bei den Zahlen ist zu berücksichtigen, dass eine Notbetreeung lediglich für Kinder unter 12 Jahren angeboten werden muss, von daher relativieren sich die Zahlen für die Sekundar- und Gemeinschaftsschulen. Dort sind lediglich die Fünft- und Sechstklässler potenziell in der Notbetreuung.

Hals über Kopf hatte die Landesregierung vor zwei Wochen kurzfristig die Schließung aller Schulen und Kitas im Land angeordnet. Eltern und Pädagogen wurde damit vor große Aufgaben gestellt. Mittlerweile wurde festgelegt, dass die Schulen und Kitas nicht vor dem 20. April wieder öffnen.

„Wir haben das Gefühl, dass die Notbetreuung tatsächlich nicht übermäßig in Anspruch genommen wird“, sagt Amtsleiterin Kathrin Müller vom Kreisjugendamt. Es werde verantwortungsvoll mit dem Instrument umgegangen. Man beobachte tagesaktuell, wie sich in den Kindertageseinrichtungen des Landkreises die Zahlen entwickeln, so Müller. Die Zahl der zu betreuenden Kinder schwankt dabei je nach Einrichtung zwischen Null und 17. Möglicherweise werden die Zahlen mit der neuen Verordnung in der kommenden Woche etwas hochgehen. „Aber die Kinder können in Kleinstgruppen betreut werden“, sagt Müller. Das sei der Anspruch, den man stellen müsse. Es sei nicht zulässig, dass Kinder an einer Einrichtung zusammengezogen werden. Jedes Kind muss dort in die Notbetreuung sein, wo es regulär betreut wird.

Man habe in dieser Woche den Kreis der Familien, die Notbetreuung in Anspruch nehmen können, deutlich ausgeweitet, sagt Pressesprecherin Britta Krause aus dem Sozialministerium. Inwiefern sich dies auf die Zahl der zu betreuenden Kinder auswirken werde, sei aktuell nicht zu ermessen. Ziel sei es aber, dass das Personal aus dem Gesundheits- und Pflegesektor arbeitsfähig bleibt und die Leistungsfähigkeit nicht dadurch gefährdet werde, dass es keine Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder gebe.

Während die Kitas im Zuständigkeitsbereich des Landkreises liegen, ist das Land für die Schulen zuständig. Wie oben dargestellt liegt die Zahl der betreuten Schulkinder im Landkreis derzeit gerade einmal bei 47 Kindern. Immerhin gibt es 23 öffentliche Grundschulen. „Bei uns werden zwei Kinder betreut“, sagt beispielsweise Schulleiterin Monika Teichert von der Juri-Gagarin-Schule in Stendal Stadtsee. „Eine Schule ohne Schüler ist wie eine Erdbeertorte und Erdbeeren“, sagt Teichert. Sie wünscht sich die normalen Zeiten schnell wieder zurück.

Für die privaten Schulen liegen dem Ministerium keine Zahlen vor. „Wir betreuen täglich bis zu 13 Kinder“, sagt Andy Zimmer, der Geschäftsführer der Bilingualen Grundschule Altmark in Stendal. Zu normalen Zeiten gehen rund 200 Kinder in die Schule.

Auch bei der privaten Kita des Färberhofs in Stendal sind derzeit täglich 12-14 Kinder zu betreuen. „Viele Eltern arbeiten im medizinischen Bereich“, sagt Geschäftsführerin Marika Mund. Regulär werden im Färberhof 82 Kinder betreut.