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Einmaliges Geschäftshaus am Schadewachten wird wiederbelebt Die Vitrinen werden immer an Schütze & Berndt erinnern

Von Reinhard Opitz 03.09.2011, 04:30

Ein Geschäftshaus, wie es kein zweites gibt in Stendal, wird nach fast 20-jährigem Leerstand wiederbelebt: das ehemalige Bekleidungsgeschäft Schütze und Berndt, Schadewachten 19. Der Bauherr wird die Besonderheiten des Hauses, vor allem die einmalige Geschäftszone im Erdgeschoss, wieder so herrichten, wie sie war.

Stendal. Die Tür rechts der beiden Schaufenster und des Ladeneingangs ist lange nicht bewegt worden. Vor allem nicht nach oben. Doch die in Stendal einmalige Anlage funktioniert noch. "Man kann sie komplett mit Rahmen in die Höhe schieben", macht Bauherr Jens Mörchen auf die Besonderheit des von ihm erworbenen Hauses Schadewachten 19 aufmerksam.

Dann gewährt die Falltür Eintritt in einen beiderseits von Vitrinen flankierten Gang, eine stimmungsvolle Passage aus alten Zeiten. Was Schütze und Berndt in dieser gläsernen Straße einst dem Spaziergänger und potenziellen Kunden präsentierten, steht noch in leicht verblasster goldener Schrift über den Vitrinen: Gummimäntel, Lodenmäntel, Sportwesten, Normal-Wäsche, Gardinen, Schürzen, Unterwäsche, Wäschestoffe, Seidenstoff.

Diese Werbeanlage, die sich mit zwei kupferüberdachten Vitrinen an der Außenfassade zum Schadewachten fortsetzt, soll Stendal erhalten bleiben. "Das Haus ist ein Einzeldenkmal, da wird es nach außen hin keine sichtbaren Veränderungen geben", sagt der Bauherr. Die qualitätsvolle Fassade aus Klinkern und Stuck, die gusseisernen Säulen in der Ladenzone, der vordere Bereich des Ladens und die Vitrinen - das alles ist trotz fast 20-jährigen Leerstands gut erhalten und wird wieder hergerichtet. Einen Laden à la Schütze und Berndt allerdings, bis Anfang der 1990er Jahre von Monika Bettge geführt, wird es hier nicht wieder geben.

Jens Mörchen, der in Sichtweite am Südwall eine Steuerberatung betreibt, wird mit seinen eigenen Büros hier einziehen. In den beiden Etagen darüber werden die zwei jeweils etwa 90 Quadratmeter großen Wohnungen wieder hergerichtet.

Mehrmals mit Verlust weiterverkauft

Mörchen rechnet in den nächsten Tagen mit der Baugenehmigung. Umfangreiche Laden- und Lageranbauten, die sich nach hinten fast bis zum Südwall zogen und denen zum größten Teil schon die Dächer fehlten, durfte er in den zurückliegenden Tagen bereits abreißen. Dafür plant er einen kleineren neuen Anbau, der seine Bürofläche auf etwa 200 Quadratmeter verdoppeln soll.

Das Gründerzeithaus steht seit 1992 leer. Seitdem ist es nach Kenntnis von Jens Mörchen vier oder fünf Mal verkauft worden. "Immer mit Verlust", wie er sagt. Die Konzepte seiner Vorgänger, die häufig Gastronomie vorsahen, seien bei den Banken nicht auf Gegenliebe gestoßen.

Vor Wintereinbruch möchte Mörchen die Rohbauarbeiten abgeschlossen haben. Einen Einweihungstermin könnte er dann im Februar nächsten Jahres ansetzen.