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Gymnasiallehrer Albrecht Franke arbeitet an einem Buch über Genthiner Antikriegs-Autor Edlef Köppen und sein größter Fan

Von Sibylle Sperling 13.06.2012, 03:22

Der Stendaler Albrecht Franke ist ein Edlef-Köppen-Fan. Viel zu wenig Beachtung hat der aus Genthin stammende Schriftsteller gefunden, findet Franke. Doch das soll sich ändern: Franke plant ein Buch über ihn.

Stendal l Ein junger Mann zieht begeistert in den Krieg. Ein paar Jahre später kehrt er völlig verstört wieder zurück und sagt: "Krieg ist befohlener Mord." Dass der aus Genthin stammende Schriftsteller Edlef Köppen diese Erfahrung in einem Antikriegsbuch verarbeitet hat, ist kein Zufall: Es ist auch seine Geschichte, die Geschichte eines jungen Mannes, der den Ersten Weltkrieg erlebt und mit schweren Verwundungen überlebt hat. "Bemerkenswert", findet Albrecht Franke Köppens "Heeresbericht" und wagt gleichzeitig einen Vergleich mit einem sehr populären Buch über den Ersten Weltkrieg: "Der Roman ist Remarques ,Im Westen nichts Neues\' im Rang überlegen."

Ein dickes Manuskript liegt vor Franke, darin befinden sich Texte über Köppen und über den Ersten Weltkrieg. Daraus soll ein Buch entstehen. "Ich wollte schon immer über Köppen schreiben und habe mich viele Jahre mit dem Schriftsteller beschäftigt", sagt Franke, der auch den Schreibzirkel am Winckelmann-Gymansium leitet. Doch Franke schrieb nicht.

Umzug des Köppen-Neffen war Auslöser für das Buchprojekt

Erst vor einem Jahr gab es für den Stendaler Gymnasiallehrer den Auslöser: als der Neffe von Edlef Köppen, Klaus-Peter Köppen, nach Tangermünde zog. "Wir nahmen wieder Kontakt auf und einigten uns, etwas über seinen Onkel zu machen." Die beiden Männer hatten bereits zu DDR-Zeiten miteinander Kontakt, doch als der Pfarrer Klaus-Peter Köppen nach Magdeburg zog, verloren sie sich aus den Augen.

Franke blättert in seinem Manuskript und zieht ein A-4-Blatt hervor. Er zeigt auf einen Text. "Hier habe ich auch ein Schriftstück von ihm über seinen Onkel. Er schreibt etwas über das Gedicht ,Anruf\'." Der Text von Köppens Neffen soll genauso in Frankes Buch wie Texte der Autoren Gert Loschütz oder des Stendalers Wolfgang Eschker. Die meisten Autoren, die an dem Buch mitwirken, kommen aus Sachsen-Anhalt. Aber es gibt auch Autoren aus Bayern und Baden-Württemberg. Sie schreiben über Köppen oder den Ersten Weltkrieg. Der Lyriker Thomas Böhme hat den Köppen-Fan Albrecht Franke nicht nur mit einem Text versorgt. "Durch ihn bin ich auf ein faszinierendes Buch über den Ersten Weltkrieg von G. F. Jünger aufmerksam geworden. Es ist toll."

Mit seinem eigenen Buch will Albrecht Franke nicht nur den Blick auf einen unbekannten Schriftsteller, sondern auch auf den Ersten Weltkrieg lenken, dessen Beginn sich am 1. August 2014 zum hundertsten Mal jähren wird. "Außerdem strebe ich eine lebendige Konfrontation mit Köppen an." Denn die Art des Schreibens, für die sich Köppen in den zwanziger Jahren entschied, sei neu und sehr modern gewesen. "Eine literarische Leistung", findet Franke. "Köppen hat den fiktiven Handlungssträngen über die Erlebnisse des Kriegsfreiwilligen originale Dokumente entgegensetzt." So schildert er im "Heeresbericht" einen Gasangriff und konterkariert diesen mit dem Speiseplan des Offizierscasinos. Edlef Köppen hat in seinem Roman, der autobiografische Züge trägt, auch Zitate aus Tageszeitungen eingearbeitet. Dass der "Heeresbericht" nicht so viel Beachtung wie Remarques Klassiker gefunden hat, begründet Franke so: "Köppen hatte einfach Pech, dass sein Buch erst 1930, kurze Zeit nach Remarques Antikriegsroman, erschien."

Vielleicht kann Franke der Popularität des früh verstorbenen Schriftstellers nun auf die Sprünge helfen. Er arbeitet jedenfalls mit Nachdruck daran. Rückendeckung bekommt er von der Genthiner Stadtbibliothek, die nach Edlef Köppen benannt wurde. Und Franke konnte noch mehr Mitstreiter für sein Vorhaben gewinnen: das Literaturhaus in Magdeburg und den Mitteldeutschen Verlag.

"Zum Ende des Jahres soll mein Buch erscheinen, und es wird zeitgleich eine Ausstellung im Magdeburger Literaturhaus über Köppen und andere Autoren geben."

Albrecht Franke ist noch auf der Suche nach weiteren Texten über Edlef Köppen oder über den Ersten Weltkrieg. Kontakt über Mail: albfra@arcor.de