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Auf dem Flugplatz Stendal-Borstel ausgebildet Ein Kindheitstraum wird wahr: Ultraleicht mit der Lizenz zum Fliegen

Schon als Junge will Diethard Kersten Pilot werden. Doch das Leben kommt dazwischen. Wie er sich auf dem Flugplatz Stendal-Borstel seinen Traum erfüllt hat.

Von Donald Lyko 20.11.2025, 07:00
Fluglehrer Ulrich Heißig (links) und sein ehemaliger Schüler Diethard Kersten vor dem Start im Ultraleichtflugzeug auf dem Flugplatz Stendal-Borstel.
Fluglehrer Ulrich Heißig (links) und sein ehemaliger Schüler Diethard Kersten vor dem Start im Ultraleichtflugzeug auf dem Flugplatz Stendal-Borstel. Foto: Donald Lyko

Stendal - Diethard Kersten kann sich noch gut an die Zeit erinnern, die mittlerweile ein halbes Jahrhundert zurückliegt. Als Junge blieb er auf dem Hof oder am Wegesrand stehen, wenn die Agrarflieger aus dem Nachbardorf starteten und landeten. Er schaute gen Himmel, wenn die großen Flugzeuge auf der Linie Westberlin–Hannover seine Heimat im heutigen Bördekreis überquerten. Damals, sagt der heute 63-Jährige, sei seine Leidenschaft für das Fliegen geweckt worden. „Ich war schon immer technikaffin.“ Doch es zogen Jahrzehnte ins Land, bis sich Diethard Kersten seinen Kindheitstraum erfüllte.

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Er hätte es gern in seinen Jugendtagen in der DDR in Angriff genommen. Es habe aber nur die Möglichkeit gegeben, Segelfliegen bei der GST, der Gesellschaft für Sport und Technik, zu erlernen, erzählt er. Der Flugsport hat ihn schon gereizt, der staatliche Ausbildungsrahmen aber nicht. „Das war nicht meins.“ Das Vorhaben ist erst einmal eingeschlafen. Studium, das Berufsleben und die Familie gingen dann vor.

Auf Empfehlung bei Fluglehrer Ulrich Heißig gelandet

Die Familie war es in gewisser Weise auch, die die alte Leidenschaft neu entfacht hat. Denn die beiden Söhne, interessiert am Segelfliegen, wollten zum Flugtag nach Gardelegen. Der Stadt, in der ihr Vater als Augenarzt arbeitet.

„Die Begeisterung war gleich wieder da“, sagt der 63-Jährige. Beim Blick auf die Flugzeuge und Piloten habe er sich gesagt: „Das will ich auch.“ Diesmal ließ er nicht wieder Jahre vergehen. Er meldete sich für eine Schnupperstunde im Motorflug an, „um zu schauen, ob das wirklich was für mich ist“. War und ist es. Kurz nach dem Probeflug stand für ihn fest, dass jetzt der Flugschein folgen soll. Aber wo? Und bei wem?

In der Fliegerszene der Altmark kennt gefühlt jeder jeden, und so bekam Diethard Kersten die Empfehlung, sich bei Fluglehrer Ulrich Heißig in Stendal zu melden. „So bin ich zur Ausbildung im Ultraleichtfliegen gekommen.“ Ein Anruf, ein erstes Treffen und das Angebot, Pilot für einen Tag zu werden. „Seine Art hat mir sofort gefallen“, sagt Diethard Kersten über die ersten gemeinsamen Stunden mit Ulrich Heißig.

Los ging es als „Pilot für einen Tag“: eine Stunde Theorie, eine Stunde gründliches Erklären des UL-Flugzeugs und eine Stunde selbst fliegen, mit dem Fluglehrer an der Seite. Vermutlich hätte es dieses besonderen Moments gar nicht bedurft, um die Entscheidung Diethard Kerstens endgültig zu machen: Ich werde Sportpilot. Oder wie es offiziell heißt: Luftsportgeräteführer.

Praxisstunden werden individuell abgesprochen

Im Herbst 2017 begann die Ausbildung, im März 2018 legte er die Theorieprüfung ab und im Juni desselben Jahres die praktische. Großen Anteil am Erfolg habe sein Fluglehrer gehabt. „Uli ist ganz strukturiert“, sagt Diethard Kersten und spart nicht mit weiteren Attributen: „Umgänglich, freundlich, verbindlich, zuverlässig.“ Man wachse in der gemeinsamen Zeit persönlich zusammen. Aus der Flugschüler-Fluglehrer-Beziehung ist eine Kameradschaft, eine Freundschaft geworden. „Wenn ich heute fliege, dann meist zusammen mit Uli“, sagt Diethard Kersten. Die Kameradschaft unter Leuten, die dasselbe Hobby teilen, schätzt er auch am Aero-Club Stendal, dessen Mitglied er ist.

Was ihm an der Ausbildung besonders gefallen hat: „Wir waren eine kleine Runde an Flugschülern, eine sehr intensive Konstellation, die gut für die theoretische Ausbildung ist.“ Alle seien darauf fixiert gewesen, das Ziel möglichst schnell zu erreichen. Und alle profitieren davon, dass Uli Heißig im Theorieunterricht richtig aufblüht. Er gibt gern sein Wissen weiter – das aus den Lehrbüchern und das aus eigener Erfahrung.

Der Weg zur Pilotenlizenz beginnt mit einer fliegerärztlichen Untersuchung. Ist die erledigt, stehen 60 bis 80 Stunden Theorie (am besten in der Gruppe) und mindestens 30 Stunden Praxis an. Vor allem die Flugstunden stimmt Ulrich Heißig mit jedem Flugschüler individuell ab, „denn die meisten sind berufstätig, da soll es auch passen“.

Diethard Kersten betreibt das UL-Fliegen heute als reinen Hobbysport. Schon allein damit, die Sportpilotenlizenz erworben zu haben, hat sich sein Kindheitstraum erfüllt – unabhängig davon, wie oft es hoch in den Himmel geht. Er fasst es so zusammen: „Es ist kein Haben, sondern ein Sein.“

Als Lizenzinhaber muss er innerhalb von zwei Jahren zwölf Flugstunden und eine gewisse Anzahl an Starts und Landungen nachweisen. Meistens ist er mit dem Ultraleichtflugzeug über der Altmark unterwegs, aber auch nach Eisenach ging es schon einmal – weil die Söhne dort ein Festival besuchten.

Auf die Frage nach den Kosten für die Ausbildung bleibt er die Antwort nicht schuldig: „Circa 6.000 Euro.“ Er fügt aber hinzu: „UL-Fliegen ist nicht elitär, alle Berufsgruppen sind vertreten.“

Das kann Ulrich Heißig nur bestätigen. Zu ihm kommen meist Männer Ende 40, Anfang 50, die nach einem Hobby suchen, wenn die Kinder aus dem Haus sind und es beruflich gut läuft. Die einfach Lust darauf haben, sich wie Diethard Kersten den Traum vom Fliegen zu erfüllen. „Die Nachfrage ist steigend“, sagt der Stendaler. Im letzten Kurs hatte er fünf Teilnehmer. Fast alle haben mit einem halbstündigen Schnupperflug oder als „Pilot für einen Tag“ begonnen. „Ganz viele hatten es als Geschenk zu Weihnachten bekommen“, berichtet Ulrich Heißig, der als Fluglehrer am Standort Stendal für die Flugsport-Berlin Ultraleichtflug GmbH tätig ist.

Seine Geschichte ist eine, die viele seiner Schüler ähnlich erlebt haben. Er war in seinen 40ern, als er im Jahr 2000 bei einem Flugplatzfest eine C42 starten und landen sah. Im gleichen Jahr machte er den Flugschein für UL-Flugzeuge, im Folgejahr legte er mit einem Fluglehrer-Lehrgang nach. Seit der Pensionierung vor mehr als zehn Jahren ist er Fluglehrer in der Flugschulfiliale Stendal.

Informationen gibt es im Internet unter www.flugsport-berlin.de.