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Stendals Kreissparkasse lichtet Fahrzeugpark aus der Burmeister-Zeit Ein Van, ein Traktor, ein Schlegelmulcher

40 Fahrzeuge umfasst der Fuhrpark der Kreissparkasse Stendal. Im Zuge
der Aufräumarbeiten nach der Strafanzeige gegen den Ex-Vorstandsvorsitzenden Dieter Burmeister soll er jetzt auf 30 reduziert werden - und ist damit im Sparkassen-Vergleich immer noch überdimensioniert.

20.11.2013, 01:15

Stendal l Wer in New York ein Großraumtaxi bestellt, hat gute Chancen, in einen Toyota Sienna steigen zu können. Die ausladende Limousine prägt das Straßenbild in der Weltstadt an der Ostküste der Vereinigten Staaten.

Der Van wird seit Ende 1997 vom japanischen Automobilhersteller Toyota in den USA ausschließlich für den amerikanischen Markt gefertigt. Ein Exemplar des 5-Türers mit einer imposanten Länge von 5,08 Metern gibt es aber auch in der östlichen Altmark - derzeit allerdings weitgehend ungenutzt.

Die Kreissparkasse hatte unter Ex-Vorstandschef Dieter Burmeister ein bordeauxrotes Modell mit Meilen- statt Kilometeranzeige auf dem Tacho am 24. Mai 2011 aus den USA importieren lassen. Warum? "Nicht nachvollziehbar", antwortet der heutige Landrat und Sparkassen-Verwaltungsratsvorsitzende Carsten Wulfänger (zum Zeitpunkt der Anschaffung noch nicht im Amt) auf die Frage der Volksstimme. Auch der Sinn erschließt sich dem Christdemokraten nicht: "Ein besonderer Zweck ist nicht erkennbar."

Kraftstoffverbrauch ist "nicht zeitgemäß"

39.972 Euro kostete der Wagen, der jetzt im Garagenkomplex des Stendaler Kreditinstituts an der Arneburger Straße sein Dasein fristet. Denn die Sparkasse hat "keine Verwendung für einen 7-Sitzer", wie der Verwaltungsratsvorsitzende betont.

Der Sienna ist eines jener "überzähligen Fahrzeuge", die die Kreissparkasse nunmehr "zu marktüblichen Preisen" veräußern will. Eines sollten Interessenten indes bedenken: Der Kraftstoffverbrauch ist "nicht zeitgemäß", so Wulfänger weiter. 14,1 Liter innerorts und 9,6 Liter (jeweils auf 100 Kilometer) außerorts sind es laut Herstellerangaben.

Man bekommt aber ein Auto, bei dem selbst in der dritten Reihe Erwachsene "noch ordentlich sitzen" können, wie ein Autotester für den "Spiegel" festgestellt hat. Die beeindruckende Dimension des Wagens wird deutlich, wenn man die zweite und dritte Sitzreihe zurückklappt - dann ist "der Laderaum so groß, dass es darin beinahe ein Echo gibt", beschrieb das Nachrichtenmagazin den "praktischen Minivan".

Der US-Import gehört zu den Kuriositäten, die unter Burmeisters Verantwortung angeschafft wurden und recht untypisch für ein Geldinstitut sind. Neben einem Austin-Oldtimer - offiziell "für Marketingzwecke" (Volksstimme berichtete) - befinden sich darunter auch ein Allrad-Traktor und ein Schlegelmulcher. Sie sind beide im Jahr 2010 gekauft worden. Die Volksstimme fragte nach: "Für welche Zwecke wurden diese angeschafft? Für welche wurden sie dann eingesetzt?" Wulfängers Antwort: "Eine Notwendigkeit für diese Anschaffungen ist nicht erkennbar." Mulcher werden eigentlich zur Brachflächen- oder Landschaftspflege eingesetzt. Beide sollen nun verkauft werden.

Noch zu haben ist auch der Austin Seven "Box Saloon". Der Oldtimer aus den 30er Jahren hatte zuletzt einen Motorschaden, der aber wieder repariert ist. Seinen letzten großen Auftritt in der Region hatte das Liebhaberstück Ende Juli des vergangenen Jahres als Startfahrzeug bei der 1. Arendsee-Altmark-Classic-Tour. Damals auf dem Beifahrersitz: Gerhard U. - jener inzwischen geschasste Abteilungsleiter für den Fuhrpark und die sparkasseninternen Bauvergaben, durch dessen manipulierte Bau-Rechnung zum Jahresbeginn die ganze Affäre ihren Anfang nahm.

Sparkasse Altmark West hat nur sechs Fahrzeuge

Nach der Auswertung der Sonderprüfung des Ostdeutschen Sparkassenverbandes hatte der Verwaltungsrat am 30. September umgehend Konsequenzen gezogen. Dazu gehörten nicht nur eine fristlose Kündigung Burmeisters und eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft. Eine weitere Konsequenz ist eine Reduzierung des 40 Fahrzeuge umfassenden Fuhrparks "innerhalb des nächsten halben Jahres um ein Viertel".

Dieser gilt als überdimensoniert. Unter der Ägide von Bur-meister hatten etliche leitende Mitarbeiter ein Dienstfahrzeug zur Verfügung gestellt bekommen. Dies ging soweit, dass der ehemalige Vorstandschef schriftlich verfügte, dass selbst der leitende Innenrevisor "mit einem zeitgemäßen Auto unterwegs sein sollte".

"Mit Geschenken kann man sich Zustimmung erkaufen", kommentiert ein Kenner der Stendaler Kreissparkasse die jahrelange Praxis. Nach seiner Einschätzung reichen für das Kreditinstitut "zehn bis zwölf Fahrzeuge". Über zehn verfügt die Kreissparkasse im Jerichower Land, 13 sind es bei der Börde-Sparkasse.

Dass es noch sparsamer geht, zeigt die Sparkasse Altmark West: Sie besitzt lediglich sechs Fahrzeuge - zwei Dienstwagen für die beiden Vorstände sowie vier Fahrzeuge, die für Kurierfahrten im nur unwesentlich kleineren Geschäftsgebiet und für Kundenbesuche eingesetzt werden.