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Kultur Eine ungewöhnliche Visitenkarte: Buch „Kunst in der Altmark. Anders sehen“ erschienen

Die Kunst der Altmark anders sehen – Dabei helfen 17 Künstlerinnen und Künstler, die in einem Projekt der Hochschule Magdeburg-Stendal interviewt wurden. Die Ergebnisse der Gespräche sind jetzt in einem Buch erschienen. Zudem soll es im Herbst eine Ausstellung im Kunsthaus Salzwedel geben.

Von Donald Lyko 20.05.2021, 15:50
Für die Ausstellung wurde auch deren Kurator Prof. Günter Mey, der das Forschungsprojekt an der Hochschule Magdeburg-Stendal geleitet hat, in Szene gesetzt.
Für die Ausstellung wurde auch deren Kurator Prof. Günter Mey, der das Forschungsprojekt an der Hochschule Magdeburg-Stendal geleitet hat, in Szene gesetzt. Foto: Günter Wallbrecht

Stendal - Perspektiven in der Heimat, Angstfreiheit, die Stendaler Jugendkultur zwischen 1950 und 1990 – für seine Arbeit an der Hochschule Magdeburg-Stendal hat sich der Sozialwissenschaftler Prof. Günter Mey in den vergangenen Jahren immer wieder Themen gesucht, bei denen er die wissenschaftliche Arbeit seines Studenten-Teams mit den Geschichten der Menschen vor Ort verknüpfen kann. Meist mit dem Ziel, diese Geschichten auch nach außen zu erzählen – mit Ausstellungen, Gesprächsrunden, Tagungen oder Publikationen.

Eine solche liegt nun auch für sein neuestes Forschungsprojekt vor: die Kunst in der Altmark. Nicht zu verwechseln mit dem Begriff Altmark-Kunst. „Ein solches Label trägt nicht angesichts der vielfältigen künstlerischen Positionen und Stile“, sagt der Wissenschaftler mit Blick auf die sehr verschiedenen Positionen und sehr unterschiedlichen Pfade, über die die 17 Künstler und Künstlerinnen in den Interviews berichten.

Ausstellung mit Video- und Audiocollagen ab Oktober in Salzwedel

Nachdem er im Jahr 2018 die Idee formuliert hatte, sich mit der Kunst in der Altmark und ihren Akteuren zu beschäftigen, ging es mit einer Projektstudie los. Ein kleines Projektteam legte den Grundstein, suchte mit seinen Recherchen nach möglichen Protagonisten. Das führte unter anderem zu etablierten Initiativen und Kulturstätten wie dem Kunsthof Dahrenstedt, dem Kunsthaus Salzwedel, der Künstlerstadt Kalbe und dem Festival Wagen& Winnen.

Als die Mitwirkenden gefunden waren, führten Günter Mey und seine Projektassistentin Ines Hnatek mit mehr als 20 Künstlern Interviews. 17 von ihnen wurden für die Ausstellung und das Buch ausgewählt. Es sollte ein Begleitbuch für die Ausstellung sein, nun ist es Monate vor der geplanten Ausstellung auf dem Markt – und kann so Lust machen auf die Ausstellung.

Erschienen ist „Kunst in der Altmark. Anders sehen“ im Mitteldeutschen Verlag Halle. Auf den 256 Seiten gibt es neben 150 Abbildungen – dafür war die Stendaler Fotografin Jasmin Schubert mit im Boot – vor allem die Interviews mit den Künstlerinnen und Künstlern. Günter Mey hat sich bewusst für dieses Format entschieden, damit die Ansichten und Aussagen der Befragten unkommentiert nachgelesen werden können.

Für die Ausstellung, die ab 1. Oktober im Kunsthaus Salzwedel und anschließend in Auszügen in der Landesvertretung in Berlin gezeigt werden soll, sind zudem vom Hamburger Filmemacher Günter Wallbrecht Audio- und Videocollagen und Installationen erarbeitet worden. Der Stendaler Grafik- und Kommunikationsdesigner Thomas Laleike hat in fünf Ateliers 3D-Rundgänge produziert, mit VR-Brillen können die Arbeitsplätze der bildenden Künstler besucht werden. Diese verschiedenen Wege, den Akteuren und ihrem Schaffen zu begegnen, hat zum Zusatz „Anders sehen“ im Buch- und Ausstellungstitel geführt.

Hejo Heussen vom Kunsthof Dahrenstedt: Kunst wird sichtbar gemacht

Wenn Roman Pliske das Buch zur Hand nimmt, schlagen gleich zwei Herzen in seiner Brust höher. Das des Geschäftsführers des Mitteldeutschen Verlages, der in der Publikation eine „sehr ungewöhnliche Visitenkarte der Künstler der Altmark“ sieht, und der selbst als langjähriger Kenner des sachsen-anhaltischen Landesnordens die Region dank des Projektes noch besser kennengelernt hat. Und dann schlägt noch das Herz des Historikers in ihm höher: „Ich bin gespannt, was mit dem Buch später passiert, wie die Menschen in etwa 20 Jahren damit umgehen. Es ist auch ein Zeitdokument und eine wichtige Quelle.“

Einer der Interviewten ist Hejo Heussen vom Kunsthof Dahrenstedt. Seit etwa 2005 wirbt er immer wieder für einen „Künstlerpfad“ durch die Altmark, der Interessierte von Kunstort zu Kunstort führt. „Mein Ansinnen war immer, Kunst sichtbar zu machen“, sagt Heussen. Am Hochschulprojekt inklusive Buch und Ausstellung gefällt ihm sehr gut, dass die Trennung zwischen Ost- und Westaltmark wegfällt, dass die Kunst gesamtaltmärkisch gesehen und sichtbar gemacht wird.

Der Wunsch aller Beteiligten spiegelt ein bisschen die Projektgeschichte von Ines Hnatek wieder, die ganz offen an die Interviews herangegangen war und nun sagt: „Ich bin persönlich sehr inspiriert worden und habe für mich einen Zugang zur Kunst gefunden.“