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Einsturzgefahr Stendaler Brücken auf Prüfstand

Das tragische Unglück von Genua bewegt die Menschen auch im Landkreis Stendal. Könnte eine Brücke auch bei uns einstürzen?

Von Thomas Pusch 16.08.2018, 01:01

Stendal l Eine Brücke, die von einem Moment auf den anderen einstürzt, Autos und Lastwagen mit in die Tiefe reist, den Tod von mindestens 40 Menschen verursacht – die Bilder aus Genua haben für Entsetzen gesorgt. Auch im Landkreis Stendal gibt es zahlreiche Brücken von beeindruckenden Ausmaßen. Insgesamt gibt es über 50 Brücken, fast alle liegen in der Verantwortung des Landkreises. Eine Ausnahme ist beispielsweise die Elbbrücke bei Tangermünde. Da sie im Zuge einer Bundesstraße verläuft, ist für sie der Landesbaubetrieb zuständig.

Im Gespräch mit der Volksstimme erläuterte Thomas Müller, Leiter des Straßenbauamtes des Landkreises, welche Kontrollmechanismen verhindern sollen, dass sich in Deutschland eine ähnliche Tragödie abspielt. Geregelt ist die sogenannte Bauwerksprüfung mit der DIN-Vorschrift 1976. Jährlich finden Besichtigungen durch Mitarbeiter der Kreisverwaltung statt, alle sechs Jahre eine sogenannte Hauptprüfung, mit der ein externes Brückenprüfbüro beauftragt wird.

Diese Prüfung wird höchst umfangreich in Text und Bild dokumentiert. Am Abschluss stehen eine Schulnote – „Wenn sie schlechter als eine Vier ist, muss sofort gehandelt werden“ – und Handlungsempfehlungen. Das können einspurige Verkehrsführung, Begrenzungen von Geschwindigkeit und Last oder auch eine Neubauempfehlung sein. „Das heißt nicht automatisch, dass sie einsturzgefährdet ist, aber dass sich eine Sanierung nicht mehr lohnt“, erläuterte Müller. Bei sorgfältiger Wartung habe eine Brücke eine Lebensdauer von 80 Jahren. Im Landkreis gibt es aber auch noch wesentlich ältere Bauwerke. So stammt die Brücke bei Ferchlipp über den Tauben Aland etwa von 1900, die Brücke in Jerchel über den Graben und jene in Uchtdorf über den Mühlgraben wurden um 1920 gebaut.

Das heißt aber nicht, dass sie deswegen mit einer schlechten Zensur abgeschnitten haben. Die beiden Brücken aus den 20er Jahren haben eine 3,0 bekommen. Nicht unbedingt eine berauschende Zensur, aber eben auch keine beunruhigende. Die Brücke Ferchlipp hingegen schnitt nur mit einer 3,5 ab, für sie gibt es auch eine Neubauempfehlung wie auch für zwölf weitere Brücken.

„Das wird Stück für Stück abgearbeitet, wie gesagt, eine Neubauempfehlung heißt nicht, dass akute Einsturzgefahr besteht“, wiederholte der Amtsleiter. Zwei Brücken bei Dobbrun stehen unter anderem auf der Liste. An der einen wird derzeit gebaut, die andere ist in der Ausschreibung, soll im kommenden Jahr in Angriff genommen werden.

Trotz aller Kontrollmechanismen gab es allerdings im Landkreis Stendal auch schon einmal eine einsturzgefährdete Brücke und es musste sofort gehandelt werden. „2011 hat der Prüfer für die Brücke zwischen Falkenberg und Seehausen befunden, dass dort keine Maßnahmen wie Verengung der Fahrbahn ausreichen, sie musste umgehend gesperrt werden“, beschrieb Müller. Da ging dann nichts mehr, ein Riss war die Hauptursache. Seit 2014 rollt der Verkehr wieder über den Tauben Aland – auf einer neuen Brücke.