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Gegen-Demo Der Domplatz als friedliche Insel

Etwa 300 Bürger folgten der Einladung zum bunten Fest auf dem Domplatz in Stendal. Hier gab es Musik, Spiele und markige Reden.

Von Nora Knappe 27.03.2017, 01:01

Stendal l Es kommt nicht immer auf das Wieviel an, sondern vor allem auf das Ob und Wo: Ob man also am Sonnabend bei geifernden Rechten mitlief und applaudierte oder ob man bei einem fröhlichen, bunten Fest auf dem Domplatz mitfeierte. Für rund 300 Stendaler stellte sich diese Frage gar nicht – selbstverständlich entschieden sie sich für den Domplatz. Für manch einen hätten es noch mehr sein können, die sich bei diesem ungefährlichen, freundlichen Miteinander sehen ließen – für die Initiatoren vom Netzwerk „Herz statt Hetze“, für die vielen Akteure und Mitmacher aber war es einfach schön zu sehen, dass der bunte Gegenpol zu dem braunen Aufmarsch auf so viel Resonanz stieß.

Doch nicht nur das Angebot zum Mitsingen, Mitmalen, Basteln und Spielen, zum Musikhören und Waffel-Essen hielt die Menschen auf der sonnenbeschienenen Domplatz-Insel. Drei Redner ergänzten die Festatmosphäre durch Standpunkte und Denkanstöße. In Stendal sei „kein Platz für Gewalt in Gedanken, Worten und Taten“, sagte Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU), der eine stabile Demokratie aber auch dazu aufgefordert sieht, mit „diesen anderen Zielen und Ideen, die ich nicht teile, die wir nicht teilen“, umzugehen, sich damit auseinanderzusetzen. Und dazu brauche es den Zusammenschluss der Bürgerschaft.

Viel Applaus für ihre deutlichen Worte bekam Juliane Kleemann (SPD), die die „sogenannten Patrioten“ als „Monokulturalisten“ bezeichnete, die „gegen uns und unsere Art zu leben“ marschierten. Der Streit um die Demokratie sei in vollem Gange, „wir sind mittendrin, und ohne Auseinandersetzung geht es nicht, aber nicht mit Hass, sondern mit Vernunft und Überlegtheit“.

Landtagsabgeordneter Wulf Gallert (Die Linke) bezog sich vor allem auf die Instrumentalisierung von Flüchtlingen: „Die Sorgen und Wut von Hartz-IV-Empfängern und anderen Benachteiligten kann ich verstehen, aber die prekäre Beschäftigung war vorher nicht besser, dafür kann man jetzt nicht die Flüchtlinge verantwortlich machen.“ Und er fand eine klare Einordnung derer, die unter dem Label „Thügida“ in Stendal demonstrierten: „Das sind keine besorgten Bürger, das sind Hardcore-NPD-Anhänger.“