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Hochzeit im Wohnheim Chausseehaus Gehören zusammen: René und Mathias trauen sich

Von Doreen Schulze 16.07.2011, 06:32

René und Mathias Ellermann haben geheiratet. Am 7.7. gaben sich die beiden Bewohner des Wohnheims Chausseehaus für geistig behinderte Menschen das Ja-Wort.

Chausseehaus. "Meine Hochzeit war mir sehr wichtig. Für Mathias würde ich alles tun", sagt René Ellermann geb. Streckbein und sieht mit einem strahlenden Lächeln zu seinem Ehemann hinüber. Am 7.7. haben sich beide auf dem Standesamt in Arneburg das Ja-Wort gegeben. René und Mathias Ellermann sind eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingegangen.

Allein die Tatsache, dass es sich bei dieser Hochzeit um eine gleichgeschlechtliche Beziehung handelt, mag als etwas Besonderes betrachtet werden. Aber damit nicht genug. Das junge Paar lebt im Wohnheim Chausseehaus Hassel. Und: Beide Partner leben mit geistiger Behinderung.

"Es ist eher selten, dass sich Menschen mit geistiger Behinderung das Ja-Wort geben. Hinzu kommt das Leben im Heim. In diesem speziellen Fall kommt darüber hinaus noch hinzu, dass es sich um gleichgeschlechtliche Partner handelt", so Barbara Horak, pädagogische Leiterin in Chausseehaus. Es ist die zweite Hochzeit in der Behinderteneinrichtung Chausseehaus, die seit etwas mehr als zehn Jahren besteht. Ebenfalls in diesem Jahr ließen sich zwei heterosexuelle Partner trauen.

René und Mathias Ellermann lernten sich vor drei Jahren kennen. René lebt seit 2004 in der Einrichtung, 2008 kam Mathias dazu. Die beiden Männer wurden Zimmergenossen. "Wir haben uns gut verstanden. Aus Freundschaft wurde Liebe", erzählt René Ellermann, für den es selbstverständlich war, den Namen des von ihm geliebten Menschen anzunehmen.

Der Weg ins Standesamt war für beide kein leichter. Die gesetzliche Betreuerin René Ellermanns wollte der eingetragenen Lebenspartnerschaft nicht ihre Zustimmung geben. Schließlich schrieb Ellermann einen Brief an das Amtsgericht, in dem er seine Situation schilderte. Im Antwortschreiben wurde ihm erklärt, dass er für eine Hochzeit kein Einverständnis brauche. "Es steht niemandem zu, darüber zu entscheiden, ob zwei Menschen heiraten dürfen oder nicht. Bei anderen Paaren urteilen wir ja auch nicht", erklärt Horak. In Gesprächen mit beiden wurde über die Tragweite ihrer Entscheidung gesprochen. Dem Gang zum Standesamt stand dann endlich nichts mehr im Wege. "Ich freue mich, dass wir nun offiziell zusammengehören", so René Ellermann.

Im Arneburger Rathaus vollzog Standesbeamtin Ingrid Jankow die feierliche Zeremonie. Vor dem Rathaus stieß das junge Paar mit seinen Gäste an. Mathias trug seinen Angetrauten durch ein Herz, das in ein Laken geschnitten war. Im festlich geschmückten Saal in Chausseehaus feierten sie anschließend. Die Standesbeamtin zeigte sich gerührt vom Zusammengehörigkeitsgefühl des Paares. Über René Ellermann weiß sie, dass er ein großer Zirkusfan ist. Bei Veranstaltungen im Wohnheim jongliert er oft selbst. Daher lud Jankow das Paar ein, sobald wieder ein Zirkus in der Stadt ist, mit ihr dorthin zu gehen.