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Heimatgeschichten Ein Altmärker im Urlaubsparadies

Ulrich Klingebeil aus Grieben hat sich mit seiner Cocktailbar in Warnemünde einen Traum erfüllt. Hier bekommt er oft Besuch aus der Heimat.

10.08.2017, 16:05

Grieben/Warnemünde l Ulrich Klingebeil ist ein Gemütsmensch. So wirkt er jedenfalls in seiner Cocktailbar „Cuba“ an der Strandpromenade von Warnemünde. Die Gäste kommen und gehen, es ist ein Gewusel, aber mixt in aller Ruhe Cocktails, nimmt Bestellungen auf und hat immer Zeit für die Gäste. „Woher kommt Ihr?“, „Wo wollt Ihr noch so hin?“. Es sind wahrscheinlich typische Fragen eines Gastronoms an seine Kundschaft, der sein Geschäft in einer Touristenhochburg betreibt – die Bar von Ulrich Klingebeil ist die direkte Verbindung von der Strandpromenade zum Alten Strom 124 in Warnemünde. Dort, wo die Passagierschiffe anlegen, die Fischerboote, die Ausflugsschiffe.

Und dann plötzlich wechselt die Szenerie, die Dialoge nehmen eine ganz andere Richtung an. „Ach, hallo! Was machst Du denn hier?!“ „Wir waren gerade in der Nähe und wollten vorbeischauen.“ „Das ist toll! Super! Setzt Euch, ich mix‘ Euch was!“ Wer jetzt nicht so schnell umschwenken konnte: Ulrich Klingebeil kommt aus der Altmark, genauer gesagt aus Grieben bei Tangerhütte. Hier ist er aufgewachsen - als Kind einer Gastronomenfamilie. Seine Eltern führten in vierter Generation die Gaststätte „Bauernschänke“, zu DDR-Zeiten eine von drei, heute die einzige Gaststätte in Grieben. Hier hat er das Gastronomenhandwerk quasi in die Wiege gelegt bekommen. „Ich wollte nie was anderes machen“, sagt der 72-Jährige. „Aber es hat mich damals schon an die Ostsee gezogen“, so Klingebeil. Warum, kann er gar nicht sagen. Und nun lebt er hier. In Warnemünde. Fernab der Heimat. Und hier passiert es ihm manchmal „und zwar öfter als se denken, könnse glauben!“, dass Ulrich Klingebeil von Freunden aus der alten Heimat besucht wird. Freunde, die in Warnemünde Urlaub machen, Grüße aus der Heimat mitbringen und mit „Kennste noch...?“ und „Weißte noch...“ dafür sorgen, dass gemeinsame Erinnerungen erhalten bleiben.

So wie Martina Kopski aus Grieben, die Grüße von der Verwandtschaft mitbringt und erzählt, was sich im Ort so alles getan hat. Und Christa Wiese aus Tangerhütte, die sich an Urlaube zu DDR-Zeiten erinnert, an denen sie mit ihrer Familie immer nach Warnemünde gefahren und bei Ulrich Klingebeil untergekommen ist. Der hat nämlich nicht nur eine Cocktailbar, sondern auch Ferienwohnungen, die ihm seinen Lebensunterhalt sichern.

Anfang der 60er-Jahre ist er an die Ostsee gekommen, hat hier gelernt – Kellner – und erste Berufserfahrung gesammelt.

Dann geht er zurück nach Grieben. Jetzt nicht mehr allein, sondern mit Frau und Kind und übernimmt die Gaststätte in Grieben, das seine Eltern betrieben haben. Aber das Fernweh ist zu groß. „Das Meer hat mich gerufen“, sagt Ulrich Klingebeil. Er gibt die Gaststätte auf. Packt seine Sachen und seine Familie und wagt den Neuanfang in seiner Wahlheimat Warnemünde. Mit einer kleinen Cocktailbar an der Strandpromenade in Warnemünde. In seinem Paradies, das er gerne Freunden und Bekannten aus der Heimat zeigt, wenn sie ihn mal wieder besuchen.