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Gedenkveranstaltung Historische Bedeutung in der Altmark: Otto von Bismarck noch immer in der Gesellschaft präsent

Historiker treffen sich anlässlich des 125. Todestages des „Eisernen Kanzlers“ zu einer Tagung im Schloss Döbbelin.

Von Tobias Hofbauer 31.07.2023, 06:43
Steffen Wendlik (von links), Chris Schulenburg, Norbert Lazay, Alexander von Bismarck, Thomas Roloff, Mathias Tullner und Konrad Breitenborn am Vormittag des 30. Juli 2023 vor dem Schloss Döbbelin.
Steffen Wendlik (von links), Chris Schulenburg, Norbert Lazay, Alexander von Bismarck, Thomas Roloff, Mathias Tullner und Konrad Breitenborn am Vormittag des 30. Juli 2023 vor dem Schloss Döbbelin. Foto: Tobias Hofbauer

Döbbelin - „Die Zeiten ändern sich.“ Mit dieser Aussage verbannte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) im Februar 2023 den Bismarckhering von der Speisekarte der Kantine im Auswärtigen Amt.

Mit dieser Episode eröffnete der Museumsfachmann und Historiker Konrad Breitenborn am Sonntag ein Treffen, zu dem der Landesheimatbund nach Döbbelin eingeladen hatte. Im Bismarck-Schloss ging um den „Eisernen Kanzler“ Otto von Bismarck und darum, wie dieser von der aktuellen Politik gesehen wird. Gleichzeitig war das Treffen eine Gedenkveranstaltung zum gestrigen 125. Todestag des Reichskanzlers.

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Das Bismarckhering-Verbot war aber nicht der einzige Aufreger. Monate zuvor, Ende November 2022, ließ die Außenministerin das Porträt Otto von Bismarcks abhängen und den Raum umbenennen. Diese Entscheidung wurde von vielen als respektlos gegenüber der Geschichte und als Versuch gesehen, die Erinnerung an Bismarck auszulöschen.

Der Landtagsabgeordnete und CDU-Kreischef Chris Schulenburg überreichte daraufhin beim politischen Aschermittwoch in Stendal seinem Parteikollegen Christoph Ploß ein Bild von Otto von Bismarck mit dem Auftrag, ihn wieder in Berlin aufzuhängen. „Heute ziert er die Räume des Bundestages“, verkündete Schulenburg bei der Gedenkveranstaltung am 30. Juli.

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Historiker Breitenborn gab in dem Zusammenhang eine weitere Geschichte zum Besten: „Der Raum für Direktorenbesprechungen, ein gelber Salon, wurde im Jahr 1973 zum 100-jährigen Bestehen des Auswärtigen Amtes in Bismarckzimmer umbenannt.“ Das Porträt von Bismarcks, das dort hing, sei im Jahr 1970 von einem Auktionshaus ersteigert und im Auswärtigen Amt aufgehangen worden – damals noch in Bonn. Heute liege das Bild im Kunstdepot der Regierung. Laut Konrad Breitenborn müsse Bismarck im Kontext seiner Zeit beurteilt werden. Es sei absurd, „ihn an heutigen Maßstäben zu messen“.

Unabhängig von der politischen Debatte ist die Präsenz Otto von Bismarcks in der deutschen Gesellschaft immer noch deutlich spürbar. Schulen, Straßen und Denkmäler tragen seinen Namen. „Sein Einfluss auf die deutsche Geschichte ist unbestreitbar“, so der Historiker – und auch seine Präsenz sei in der Gesellschaft immer noch spüren.