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Hitzewelle Stendaler trotzen dem Hochsommer

Der Sahara-Sommer hat Stendal voll erwischt. Bei Temperaturen jenseits der 35 Grad fällt jeder Schritt schwer.

Von Antonius Wollmann 26.06.2019, 20:00

Stendal l Ein bisschen Abhilfe schafft der Schirm immerhin. Er spendet Schatten, damit die Bauarbeiter an der Ecke Sperlingsberg/Schadewachten nicht komplett in der brennenden Sonne schuften müssen. Am bisher heißesten Tag des Jahres sind sie natürlich wieder im Gange. Diesmal unter besonders schwierigen Bedingungen. Schon wer nur ein paar Minuten in der Sonne steht, dem läuft der Schweiß in Strömen runter. Und das am Vormittag „Hitzefrei gibt es für uns natürlich nicht“, sagt einer der Arbeiter und zuckt mit den Schultern. Was muss, das muss halt. Auch wenn er zugibt: „Die Hitze ist schon brutal. So extrem hab ich es selten erlebt.“ Viel trinken müsse man dabei auf jeden Fall.

Sein Kollege Habib Gazikhani versucht die Umstände so gleichmütig wie möglich hinzunehmen. „Ich kann nicht viel dran ändern“, sagt er schlicht. Einen Stein nach dem anderen legt er. Dass er bereits um sechs Uhr in der Früh angefangen hat, merkt man ihm in der Mittagszeit äußerlich kaum an. Immerhin lagern hinter ihm in einem Eimer zwei Wasserflaschen. Dabei gibt es auf dem Bau verschiedene Hilfsmittel, um sich der Hitze zu erwehren. Nasse Handtücher haben sich zum Beispiel die Arbeiter auf einer Baustelle an der Hallstraße um die Köpfe gebunden.

So viel Flüssigkeit wie möglich zu sich zu nehmen, ist auch ein Rezept von Corinna Thier, um den Temperaturen zu trotzen. Auf dem Marktplatz verkauft sie Broiler. „In meinem Wagen sind es in der Nähe des Grills locker mehr als 50 Grad“, berichtet sie. Bis zu sechs Liter Wasser trinke sie deshalb zur Zeit täglich. Anders als sonst hat sie am Mittwoch bereits um sieben Uhr ihren Stand geöffnet, dafür schließt sie früher. Der Grund ist natürlich die Hitze. „Heute ist wenig los. Bei diesem Wetter zieht es die Menschen nicht auf den Marktplatz.

Bis 14 Uhr hier zu stehen, macht wenig Sinn.“ Das sei mit ihrem Chef abgesprochen. „Der hat auf jeden Fall Verständnis dafür“, sagt die Verkäuferin. Bei ihrer Kollegin Sandra Kujath vom Fleischer-Stand sieht es ähnlich aus. „Die Waren leiden unter diesen Umständen. Wir machen deshalb auch um 12 Uhr Schluss.“ Mit dieser Einschätzung liegen die beiden genau richtig. Kurz nach der Mittagszeit wirkt die Innenstadt wie ausgestorben. Auch in den Cafés am Platz herrscht gähnende Leere. Nicht mal am Wasserspiel – eigentlich bei Kindern sehr beliebt für kurze Abkühlung – ist etwas los.

Beim Sommerfest des Borghardt-Stifts an der Osterburger Straße müssen die Bewohner wenigstens nicht in der Sonne sitzen. Im Zelt ist es kurz nach 14 Uhr einigermaßen erträglich. Ein Bewohner teilt außerdem selbst hergestellte Fächer aus. Die sind in der Tat gefragt. Elimar Brandt, Geschäftsführer der Borghardt-Stiftung, spricht nicht umsonst von der Sahara-Hitze. Deshalb hält er den offiziellen Teil auch nicht länger als unbedingt nötig.

Nicht gerade kühl ist es auch in „Reginas Wasch- salon“. Besonders in der Nähe der Heißmangeln – der Name ist Programm – steigen die Temperaturen schon beim normalen Betrieb auf knapp 36 Grad. Bei hochsommerlichen Verhältnissen alles andere als angenehm. Mitarbeiter Rüdiger Alm hat aber einen Trick entwickelt, um damit umzugehen. Auf die Maschinen ist stets ein Ventilator gerichtet. So wird die heiße Luft gleich abgelenkt.

So entwickelt jeder kreative Ideen, um mit den tropischen Bedingungen so gut wie möglich umzugehen.