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Kinonacht In die Zukunft und zurück

Am Mittwoch liefen im Uppstall-Kino alle drei Teile von „Zurück in die Zukunft“ - und begeisterten nicht nur das Publikum der 80er.

Von Thomas Pusch 23.10.2015, 01:01

Stendal l Michael J. Fox ist der Held meiner Teenagertage gewesen. Für mich war er in den 80ern das, was Hugh Grant dann etwa zehn Jahre danach wurde. Das filmische Versprechen, dass das Leben voller Abenteuer, Humor und Romantik steckt. Stellvertretend dafür steht wohl kaum ein Film so wie Zurück in die Zukunft. Wie toll ist das denn, eine Zeitmaschine! Und dazu ein verrückter Professor. Und eine verliebte Freundin. Das fanden das Publikum und die Fimemacher vor 30 Jahren so toll, dass es noch einen zweiten und dritten Teil des Films gab.

In Teil zwei landet Marty McFly (Fox) zusammen mit Doc Brown und seiner Freundin Jennifer am 21. Oktober 2015 in der Zukunft. Das war Anlass für das Uppstall-Kino, an jenem Tag ab 18 Uhr alle drei Teile zu zeigen. Zu den rund 160 Zuschauern im Saal gehört neben mir auch Caroline Stock. Sie hat die Eintrittskarte bei der Volksstimme gewonnen und soll erzählen, wie der 30 Jahre alte Streifen spielt, dessen Gegenwart im Jahr 1985 sie nicht einmal erlebt hat.

Zunächst einmal erscheint aber Doc Brown mit einer aktuellen Nachricht auf der Leinwand. „Deine Zukunft ist das, was du daraus machst, also mach sie zu etwas Gutem“, ruft er auf. Und wenige Minuten später erscheint Doc Brown leibhaftig im Saal 1 des Stendaler Kinos. Allerdings ist es diesmal nicht Schauspieler Christopher Lloyd, sondern Kinochef Günther Tyllack. Der weist darauf hin, dass der Film etwas später beginnt, weil noch nicht alle in der Schlange mit Nachos, Popcorn und Getränken versorgt sind. „Aber das kann uns Zeitreisenden ja egal sein“, meint er und der Applaus gibt ihm recht.

Applaus wird es überhaupt sehr viel an jenem Abend geben. Nach jedem Teil wird geklatscht, als die Zeitmaschine in Form eines schnittigen DeLoreans das aktuelle Datum erreicht und auch, als Doc Brown / Tyllack gegen Ende nochmal vors Publikum tritt. Überhaupt herrscht eine freundliche, fast schon familiäre Atmosphäre im Kino. Symbolisch dafür stehen Vater Marco (46), der mit seinem Sohn Benny (26) im Kino ist. Benny trägt sogar ein Back-to-the-Future-T-Shirt, beide sind sich einig, dass die Filme Kult sind und Marco erzählt, dass bei Familienfeiern ab und zu ein paar Teile geschaut werden.

Die Familienfeier im Saal 1 beginnt mit einer halben Stunde Verspätung und was mit im ersten Teil der Trilogie wie noch nie zuvor auffällt, ist das fast schon dreiste Product-Placement. Kein Hersteller, keine Marke bleibt verborgen, teilweise wird auch auf das Produkt gezoomt, um den Namen richtig groß im Bild zu haben. So weiß der Zuschauer, welche Cola Marty trinkt, von welcher Firma sein Radiowecker ist, welchen Walkman er benutzt, wo Doc seine Burger kauft, wie die Tankstelle gleich bei Docs Labor heißt und auf was für Reifen der Delorean rollt. Na klar ist das Werbung, aber irgendwie vermittelt es auch das Gefühl, auch ohne Zeitmaschine wie Marty McFly sein zu können, wenn man wenigstens die gleiche Brause trinkt.

Die Geschichte ist schnell erzählt. Vom Jahr 1985 geht es 30 Jahre zurück, Marty sorgt dafür, dass seine Eltern sich ineinander verlieben, um seine eigene Zukunft zu retten, dann geht es zurück in die 80er. Kurz vor dem Ende des Films kommt der Doc eingeschwebt und nimmt Jennifer und Marty wieder zurück in die Zukunft – „Es geht um eure Kinder.“

Zwischen Teil eins und zwei sind Appetit und Durst bei den Kinobesuchern offenbar noch sehr groß, die Schlangen wieder sehr lang. Doc Tyllack und seine Mitarbeiter arbeiten im Akkord, nur einer kann durchschnaufen, Aushilfskraft Alexander Nikodemus Kinderreich. Der 22-Jährige studiert an der Fachhochschule Kindheitswissenschaften. Er ist riesiger Filmfan, daher ist das Jobben im Kino für ihn ein Hauptgewinn. Zurück in die Zukunft war für ihn schon immer ein höchst sympathischer Film. Gesprägt hat ihn allerdings ein anderer Streifen. „Mein erster Film war mit fünf Jahren ,Das Imperium schlägt zurück‘“, erzählt er. Für die Premiere des siebten Teils der Star-Wars-Saga im Dezember hat er Karten für zwei Kinos; um 0.01 Uhr im Uppstall, am Abend im heimischen Baden-Württemberg, in Ulm.

Vor dem zweiten Teil läuft ein Werbespot für Hoverboards, die schwebenden Skateboards, die es im Jahr 2015 nur angeblich auf jede Straße geschafft haben. Auch fliegende Autos gibt es im realen 2015 nicht, ebenso ist das Faxgerät keine Massenerscheinung, sondern so gut wie ausgestorben. Das Internet und Smartphones waren den Filmemachern nicht eingefallen, aber dass auf einem Plakat für Surfurlaub in Vietnam geworben wird, der im Produktionsjahr 1988 sicherlich unvorstellbar war, ist ein weitsichtiges Detail.

Ein anderes Detail war ein Kinoplakat für den 19. Teil vom Weißen Hai. Und eben dafür gibt es einen Trailer, der die Fortsetzungsmanie der Filmindustrie auf die Schippe nimmt. Da gibt es den Robo-Hai, den Cyber-Hai, den Hai im All, den Vorläuferfilm, die Fortsetzung zum Vorläuferfilm...

Für mich war der dritte Teil auch immer so etwas wie überflüssige Fortsetzung. An dem Abend hat es aber gepasst, da schien auch der Wilde Westen im Jahr 1885 nicht überflüssig und fast ist die lange Nacht schon zu früh zu Ende. Aber die Uhr sagt 0.30 Uhr und Caroline möchte erstmal ihre Gedanken sammeln.

Der Tag gestern hat auch früh für sie begonnen, um 7 Uhr begann die 21-Jährige mit der Arbeit in der Havelberger Stadtverwaltung. Am Nachmittag zieht sie aber ein positives Resümee. „Die Filme sind zwar rund 30 Jahre alt, aber sie wirken nicht so, auch von den Effekten her nicht“, meint die begeisterte Kinogängerin. Und die Witze würden auch immer noch sitzen – schallendes Gelächter hat es ein ums andere mal gegeben.