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Feuerwehr Kameradschaft leidet unter Corona

Auch die Arbeit der Tangerhütter Feuerwehr wurde 2020 vom Corona-Virus bestimmt.

Von Rudi-Michael Wienecke 01.01.2021, 02:00

Tangerhütte l „Stillstand bei der Feuerwehr ist ein Rückschritt“, gibt der Tangerhütter Ortswehrleiter Heiko Steinig-Pinnecke unmissverständlich zu verstehen. In diesem Jahr war die Truppe aber weitgehend zum Stillstand gezwungen. Die Maßnahmen zur Einschränkung der Pandemie lähmten das Ausbildungsgeschehen. „Es gibt aber Dinge und Handgriffe, die müssen regelmäßig trainiert werden“, so der Feuerwehrchef. Unter den aktuellen Bedingungen sei dies nicht möglich.

Konnte während des ersten Lockdowns im Frühjahr die wöchentliche Ausbildung noch in kleinen Gruppen aufrecht erhalten werden, darf aktuell das Feuerwehrgerätehaus nur vom Wehrleiter und dem Gerätewart betreten werden. Der übrigen Mannschaft ist dies nur im Ernstfall erlaubt. Treffen sich die Einsatzkräfte sonst 55- bis 60-mal pro Jahr zum Dienstabend, waren es in diesem Jahr nur 26 am Standort.

Zwischen beiden Coronawellen konnten alle fünf Wehren des Zuges einmal miteinander trainieren, eine gemeinsame Ausbildung gab es auf Kreisebene. Glück hatten 23 Frauen und Männer, die sich qualifizieren wollten.

Gerade noch vor dem zweiten Lockdown konnten sie ihren Truppmannlehrgang beenden. „Natürlich leidet auch die Kameradschaft unter dem Virus“, so Steinig-Pinnecke. Die Ehrenamtlichen würden die Gespräche miteinander vermissen. Auch die sonst übliche Nachbesprechung von Einsätzen falle aktuell weitgehend aus.

Erschwert wird die Arbeit der Feuerwehrfrauen und -männer zudem durch die Maßnahmen zum Selbstschutz. Müssen sie ausrücken, werden bereits vor dem Betreten des Gerätehauses die Masken aufgesetzt und Handschuhe angezogen. Nach jedem Einsatz werden die Fahrzeuge gründlich desinfiziert.

69-mal wurden die Tangerhütter in den vergangenen zwölf Monaten alarmiert (siehe Kasten), etwa so oft wie im Vorjahr. In Erinnerung blieb Steinig-Pinnecke ein Einsatz am 7. März in Uchtdorf. Nach einer Verpuffung geriet auf einem Privatgrundstück eine Scheune in Brand, die Feuerwehr konnte in dieser Nacht ein Übergreifen der Flammen auf das benachbarte Wohnhaus verhindern.

Auch den Brand eines Schulbusses in Schelldorf, am 2. September, hat der Wehrleiter noch im Gedächtnis. Der Fahrer konnte den Bus noch vor der Haltestelle stoppen, die vier Kinder verließen zügig den Bus und der Fahrer konnte, obwohl bereits die Flammen züngelten, sogar noch die Schultaschen der Kinder retten. Das Fahrzeug brannte vollständig aus.

Was die Technik betrifft, haben die Tangerhütter Einsatzkräfte viele Wünsche. Laut Fahrzeugkonzept der Einheitsgemeinde sind in naher Zukunft ein neues Tanklöschfahrzeug sowie ein neues Löschfahrzeug vorgesehen. „Unsere Drehleiter ist auch schon in die Jahre gekommen“, so Steinig-Pinnecke.“ Wunsch und Wirklichkeit sind aber zweierlei Dinge. „Letzten Endes diktiert der Haushalt“, ist der Wehrleiter Realist.

Zum Vorjahr keine Veränderungen gibt es bezüglich der personellen Situation in der Einsatzabteilung. „35 Kräfte sind einfach zu wenig. Wir brauchen mehr Leute, auch Quereinsteiger“, so der Wehrleiter. Wiederum choronabedingt sei es in den vergangenen zwölf Monaten aber auch schwierig gewesen, neues Personal zu werben. Entsprechende Veranstaltungen, wie der „Tag der offenen Tür“, mussten gestrichen werden.

Gesichert ist dagegen der Feuerwehrnachwuchs. Mit 30 Jungen und Mädchen stößt die Kinderfeuerwehr der Tangerhütter nach wie vor an ihre Kapazitätsgrenzen und 21 junge Damen und Herren warten in der Jugendwehr darauf, in die Fußstapfen der Aktiven treten zu können. Auch was die regelmäßigen Treffen angeht, „hat die Jugend uns Älteren etwas voraus“, zieht Steinig-Pinnecke den Hut vor der Kreativität dieser Generation. So habe es die Jugendwehr geschafft, ihre Dienste online abzuhalten – Knotenkunde am Rechner. Dieses Angebot werde sehr gut angenommen und sei nun auch das Vorbild für die Älteren. Ziel sei nämlich, wenigstens den Leitungsdienst der Tangerhütter Wehr online zu organisieren.