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34. Isetta-Jahrestreffen in Tangerhütte Knutschkugelfahrer verbreiteten gute Laune

Von Birgit Schulze 30.08.2010, 17:33

"Die Menschen hier sind total nett und sehr offen", sagt Judith Lange. Die blonde Frau im Petticoat mit Blümchenmuster ist gemeinsam mit Partner Ekkehard Grimm aus Offenbach im Isetta-Klub Deutschlands aktiv. Dieser feierte am Wochenende in Tangerhütte sein 34. Jahrestreffen und war damit zum ersten Mal im Osten Deutschlands zu Gast.

Tangerhütte. Sie haben fast eine Woche lang rund um Tangerhütte eine Menge für das Image ihres Lieblingsmobils getan. Rund 130 Isetten, sowie 600er BMWs, die im Volksmund oftmals auch "Isetta" genannt werden aber ein Nachfolgemodell sind, sowie einige 700er BMW waren zum 34. Jahrestreffen gekommen. Einige Teilnehmer rollten schon am Dienstag oder Mittwoch an. Und das trotz anhaltenden Regens.

Vorsitzender Norbert Schardt nahm am Freitagabend bei der Eröffnung alle Schuld für das Wetter auf seine Kappe und bedankte sich bei den Schirmherren, Dr. Klaus Kaufmann und Dr. Frank Dreihaupt, sowie dem Ortsbürgermeister Tangerhüttes, Gerhard Borstell, für die Unterstützung. Gleichzeitig versprach er: "Wir werden dieses Wochenende mit Sicherheit nicht vergessen." Rund 260 Teilnehmer waren aus ganz Deutschland angereist. Insgesamt hat der Isetta-Klub 1250 Mitglieder.

Unterstützung gab es aber auch von vielen helfenden Händen, fasste Kaufmann zusammen: "An vielen Kleinigkeiten merkt man, dass hier alles im Miteinander geht. Die Stadtwirtschaft, aber auch die Mitarbeiter des Kulturhauses fassen zu, es gibt eine tolle Unterstützung von der Gemeinde. Wir können nur Positives über unsere Gastgeber sagen."

Mit im Einsatz waren auch der ADAC-Ortsverein Tangerhütte, die Bürgerschützen und die Mitglieder des Vereines für historische Fahrzeug- und Werkstattechnik sowie der MZ-Klub Tangerhütte. Ein buntes Rahmenprogramm am Schloss, in der historischen Automobilwerkstatt von Thomas Kühnel oder an der Griebener Bockwindmühle sorgte schon am Freitag für Unterhaltung. Am Sonnabend beteiligten sich fast alle Fahrzeuge an der großen Altmarkrundfahrt.

<6>Im Automobilmuseum kamen viele Isettafreunde aus dem Staunen kaum heraus. "Das ist eine tolle Werkstatt, hier gibt es so vieles, das es eigentlich nicht mehr gibt", sagte Ekkehard Grimm. Im Gespräch mit Thomas Kühnel wurde über historische Fahrzeugtypen und Bauweisen gefachsimpelt. Doch bislang stand noch keine Isetta in der alten Automobilwerkstatt. Bislang, denn Ekkehard Grimm zog kurzerhand ein Modell aus der Tasche und überreichte es an den strahlenden Werkstattbesitzer. Der hatte zuvor noch für eine Extra-Showeinlage gesorgt und eine Runde auf dem Hochrad präsentiert.

Und auch wenn es nach der langen Anreise manchen Schaden gab – viele Isetta-Fans tuckerten natürlich mit dem Rollermobil nach Tangerhütte –, seien die bis zum Start der Ausfahrt sicher behoben, schätzte der zweite Vorsitzende, Wolfgang Seier ein.

Auch Klaus-Dieter Lötzke aus Uelzen hatte gleich bei seiner Ankunft ein technisches Problem. Doch schließlich gibt es im Isettaklub viele Fachleute. So wie den technischen Sachverständigen Harald Kursawe, der gemeinsam mit Klubmitglied Adolf Brandes eine technische Unterweisung zum Selbermachen gab.

"Genau das ist schließlich Sinn und Zweck unserer Treffen: Sich auszutauschen und etwas für sich mitzunehmen", sagt Schatzmeister Ernst Jesper. Was man selber machen kann und wie man Verschleißteile an den zwischen 40 und 60 Jahre alten Fahrzeugen ersetzt, das erläuterten die beiden Fachleute am Beispiel der Radaufhängung.

Ein Teilemarkt und das gemütliche Beisammensein unter Gleichgesinnten gehörte natürlich ebenso zum Jahrestreffen wie das Repräsentieren in der Region. So zeigten sich die Isettas schon am Mittwoch am Seniorenwohnpark und am Kinderheim, rollten auch in den folgenden Tagen immer wieder durch die jüngste Stadt der Altmark und brachten viele zum Stehenbleiben und Staunen.

Die kleinen "Knutschkugeln" oder "Schlaglochsuchmaschinen", wie Eingeweihte sagen, haben eben ein fröhliches Image und das auch im Osten Deutschlands, an dem die Zeit des Wirtschaftswunders und der Rollermobile eigentlich vorbei gegangen war. Trotzdem gibt es sie inzwischen auch in den neuen Bundesländern und es finden regelmäßige Ost-Treffen der Isetta-Fahrer statt.

1999 etwa war Schirmherr Dr. Klaus Kaufmann bei einem solchen in Zittau gewesen, erzählte er am Freitagabend. Und spannte einen Schirm von eben diesem auf, unter dem er mit dem zweiten Schirmherren, Dr. Frank Dreihaupt, sowie Gerhard Borstell stand und sagte: "Wir wurden hier herzlich aufgenommen. Von A bis Z – von der Altmark bis nach Zittau!"