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Kulturpreis Starke Empfehlung auf Rang eins

Im dritten Anlauf haben es Nominierte aufs Treppchen geschafft. Und eine starke Empfehlung wird mit Stendals Kulturpreis 2019 geehrt.

Von Regina Urbat 24.11.2019, 18:00

Stendal l Einen erkenntnisreichen und unterhaltsamen Abend haben die mehr als 100 Gäste der Kulturpreisverleihung erlebt. Das wurde zur Begrüßung im Kleinen Haus am Theater der Altmark von Intendant Wolf E. Rahlfs den Nominierten, ehemaligen Preisträgern und vielen Kulturinteressierten auch so gewünscht. Und spannend wie in den Jahren zuvor war auch die 16. Auflage einer Veranstaltung, die zum festen Bestandteil des Stendaler Kulturkalenders gehört, wie Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU) sagte.

Ihm war es am Freitagabend vorbehalten, den mit 400 Euro dotierten 1. Kulturpreis 2019 der Hansestadt Stendal an Jutta Schulz zu überreichen. Dass sie es „wahrlich verdient hat“, machte Schmotz an ihrem jahrzehntelangen künstlerischen Schaffen in den Sparten Design, Malerei und Gestaltung fest. Ebenso an ihrer Tätigkeit als Leiterin des Kunstbereiches der Musik- und Kunstschule Stendal von 1995 bis 2012. Und dass sie ganze Generationen von Nachwuchskünstlern geprägt hat, verdeutliche „ihre starke Empfehlung“, so Schmotz. Jutta Schulz sei von 18 Personen für den Kulturpreis vorgeschlagen worden.

Insgesamt gab es in diesem Jahr 16 Nominierungen, was die Auswahl für die Jury nicht einfach machte. Mit der Verleihung des 2. Kulturpreises an Tigran Haszmanian „geht die Ehrung erstmals ins Ausland, nach Polen“, hob Joanna Sannemann als Laudatorin hervor. Die Leiterin der Volkshochschule Stendal freute sich, dass der Künstler aus der Partnerstadt Pulawy den 820 Kilometer weiten Anreiseweg nicht gescheut habe und sie ihn in die Arme schließen konnte.

Beide verbinde längst eine Freundschaft, zumal die Titelseiten der Programmhefte der Volkshochschule Werke von Haszmanian schmücken. „Seine zahlreichen, kreativen Zeichnungen und Bilder zeigen verschiedenste Ecken Stendals und interpretieren diese neu.“ Es sei ein großer Wunsch, seine Werke in einer Ausstellung in Stendal zu zeigen“, sagte Joanna Sannemann, die außerdem versicherte, dass der Preisträger fleißig Deutsch lerne. Sein akzentfreies „Dankeschön“ beim Empfang des Preises galt als erste Kostprobe.

Im dritten Anlauf auf die Bühne schafften es Jörg Hosang und Horst Paulus und ließen sich vom Laudator Rico Goroncy feiern. Ohne ihre Akribie, Besessenheit und ihren Wissensdurst „würde ein Stück Stendaler Sportgeschichte fehlen“, hob Goroncy das Wirken des Duos hervor, das in den Jahren zuvor schon zweimal zu den Nominierten gehörte. Von Hosang und Paulus wurde die Restauration des fast zerfallenen Jahn-Denkmals vorangetrieben und das neue Sportmuseum maßgeblich mit gestaltet. Ihr Preisgeld von 200 Euro stellen sie für die weitere Museumsausgestaltung zur Verfügung.

Der Kulturförderpreis ging an das Sinn-Phonie-Orchester unter der Leitung von Sebastian Socha. Wohl keiner als der Musikdirektor a.D., Michael Hentschel, hätte das Wirken besser würdigen können. Das Orchester biete Musikschülern wie Musikinteressierten jeden Alters eine Plattform, sich zu entwickeln. Und es „mischt sich hervorragend in das Kulturgeschehen der Stadt ein“, lobte Hentschel. Aktuell sei es das Musical-Projekt „Whistle Down the Wind“, das noch an diesem Donnerstag und Freitag im Großen Haus des Theaters zu erleben sei.

Das Rahmenprogramm gestalteten traditionsgemäß Preisträger des Vorjahres. Der Geschäftsführer der Stendaler Wohnungsbaugesellschaft, Daniel Jircik, war immer noch voller Überraschung, dass das städtische Unternehmen für die Kunst am Plattenbau geehrt wurde, und versicherte, dass es an neuen Ideen nicht mangelt, „nur uns gehen die exponierten Flächen fast aus“.

Die Malerin Waltraud Meyer hatte gegenüber dem Vorjahr ihre Sprache „wieder gefunden“, wie sie sagte, und nahm die Ehrung als Ansporn für ihr eigenes und ehrenamtliches Schaffen in der Künstlergruppe Altmark. Sie gab einen Vorgeschmack auf die neue Ausstellung und zitierte am Ende ihrer kurzweiligen Präsentation den Komiker und Autor Karl Valentin: „Kunst ist schön – macht aber viel Arbeit.“

Welche Bedeutung die Jütting-Stiftung für die Stadt Stendal hat, das machte deren Sprecher Michael Steenbuck deutlich. Sie fördert jährlich acht junger Musiker, die in der Reihe Kammermusikzyklus Konzerte in Stendals Katharinenkirche geben. Wegen der geringen Eintrittspreise „haben alle Bevölkerungsschichten Zugang zu einer hochwertigen Musik“, sagte Steenbuck.

Anspruchsvolle Musik, dafür sorgten diesmal Maike und Johannes Schymalla. Die Leiterin der Musik- und Kunstschule und der Domkantor gefielen vor allem mit Stücken für zwei Klaviere der Komponisten Witold Lutoslaswki und Sergej Rachmaninoff. Hervorragend durch den Abend führte Gastgeber Wolf E. Rahls. Der Theater-Intendant verstand es, mit kluger nachdenklicher Wortwahl auf jeden Programmteil einzustimmen und die Gäste nach gut zwei Stunden auf den Heimweg zu schicken.