1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Bausemer will Landrat werden

Landratswahl Bausemer will Landrat werden

Den gebürtige Havelberger Arno Bausemer tritt für die AfD bei der Landratswahl am 10. November an. Der Kandidat gibt sich optimistisch.

Von Bernd-Volker Brahms 03.10.2019, 01:01

Stendal l Mit einer flammenden Rede stimmte der 36-jährige Arno Bausemer seine Anhängerschaft der AfD auf die Landratswahl ein, die am 10. November im Landkreis Stendal stattfindet. Er wolle „die Ärmel hochkrempeln“, statt dass immer nur Sonntagsreden gehalten würden. Er sehe eine realistische Chance, dass der Stendaler AfD-Kreisverband deutschlandweit mit ihm den ersten Landrat stellen könnte.

Die hiesige AfD wird ohnehin von einer Euphoriewelle getragen, nachdem 2015 Matthias Büttner in Stendal als AfD-Stadtrat gewählt wurde. 2016 folgte die Wahl von Ulrich Siegmund in den Landtag. 2017 holte Matthias Büttner auch noch das Bundestagsmandat. Und in diesem Jahr zog die AfD erstmals in den Kreistag ein – und das gleich mit acht Vertretern. Im Stendaler Stadtrat sind sieben Mandatsträger dabei, die von Arno Bausemer als Fraktionsvorsitzendem angeführt werden.

„Es wird im Landkreis nur verwaltet“, sagte Bausemer, der Ende vergangener Woche bei der offiziellen Nominierung 42 Ja-Stimmen erhielt. Zwei AfD-Mitglieder stimmten gegen ihn, drei enthielten sich. Einen Gegenkandidaten gab es nicht.

Der Landkreis Stendal habe die höchste Pro-Kopf-Verschuldung in Sachsen-Anhalt, sagt Bausemer. Die Quote liegt bei 761 Euro (im Landesdurchschnitt bei 431 Euro). Das müsse sich ändern.

In Sachen Wirtschaftsförderung sei jahrelang nichts gemacht worden. Auch sei ihm unlängst „eine Zahl sauer aufgestoßen“, sagte Bausemer bei der Nominierungsveranstaltung in der Geschäftsstelle in Stendal. Lediglich 6,5 Prozent derjenigen, die Arbeitsmaßnahmen absolvieren, würden letztlich auch in den ersten Arbeitsmarkt gelangen.

Von einigen Mitgliedern wurden Bausemer auch Themen mitgegeben. Er solle sich darum kümmern, dass keine weiteren Schulen geschlossen werden und dass Bahn- und Busverbindungen erhalten bleiben. Auch schnelle Internetanbindung wurde gefordert.

Arno Bausemer verwies darauf, dass er selbst seine Erfahrungen mit weiten Schulwegen gemacht habe. Er sei in Hohengöhren aufgewachsen, habe die Schule in Schönhausen besucht und sein Abitur in Tangermünde abgelegt. Schulschließungen werde es mit ihm nicht geben, versprach er.

Politisch sozialisiert wurde er durch seinen Vater Arnold Bausemer, der schon für die FDP im Kreistag gesessen hat. Zuhause konnte er auch erleben, was es bedeutet, sich als Kleinunternehmer mit einem Öko-Geflügelhof durchzuschlagen.

Auch Arno Bausemer engagierte sich wie sein Vater zunächst bei der FDP, ehe er Anfang 2016 in die AfD eintrat und dort schnell Posten übernahm. Seit Ende 2016 gehört er zum Landesvorstand. Er ist Wahlkoordinator beim Landesverband. „Da bin ich auch stolz drauf“, sagt Stendaler, der Politikwissenschaft und Journalistik studiert hat. Nach Aufenthalt in Saarbücken und Studium in Leipzig machte er ein Volontariat beim MDR.

Seit November 2017 arbeitet der 36-Jährige als Büroleiter beim Landtagsabgeordneten Oliver Kirchner, der die AfD-Fraktion in Magdeburg anführt. Mittlerweile hat Bausemer sich nicht nur in die Landespolitik, sondern auch in die Lokalpolitik eingearbeitet. Vor der Kommunalwahl war er oftmals als Zuhörer bei Stadtrats- und Kreistagssitzungen dabei und stellte auch das eine oder andere Mal Fragen. Auch jetzt hat er schon für die ersten Sitzungen Vorlagen erarbeitet.

Im Stadtrat ging es dabei um ein behindertengerechtes Rathaus, Straßenausbaubeiträge und nicht abgehängte FDP-Plakate. Im Kreistag brachte die AfD in der ersten regulären Sitzung das Thema Müllgebühren, das Schullandheim Klietz, eine nachhaltige Umweltpolitik durch Blühwiesen sowie einen Prüfauftrag zur geplanten Landesaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Stendal ein.

Letzteres Thema sprach Bausemer auch bei der Nominierungsversammlung seiner Partei an. „Es kommt zu wenig Druck vom Kreis“, sagt er, wohl wissend, dass der Bau der 30 Millionen Euro teueren Einrichtung durch das Land erfolgt. „Wir wollen das verhindern“, sagt er. Mit einer Fraktionsdelegation hätten sie sich die schon bestehende Gemeinschaftsunterkunft am Möringer Weg angesehen und diese als ausreichend befunden.

Bausemer ging auch auf den Fall der vor kurzem nach Serbien abgeschobenen jungen Frau ein, die der Landkreis nach einem Beschluss des Verwaltungsgerichtes noch am selben Tag zurückholen musste (die Volksstimme berichtete). „Das sind nicht die Leute, die abgeschoben werden sollen“, sagte Bausemer. Er habe ganz andere auf seiner Liste.

Mit seiner durchaus hemdsärmeligen Art hat sich Arno Bausemer nicht nur Freunde gemacht. Schon zu FDP-Zeiten hat er mehr oder minder gegen den Kreisvorsitzenden Marcus Faber interveniert. Und auch bei der AfD gab es bei der Nominierung zwei Gegenstimmen, obwohl es keinen Gegenkandidaten gab. Und auch sein Wahlergebnis bei der Kreistagswahl war überschaubar. Bausemar erhielt 832 Stimmen – und damit die wenigsten von den insgesamt acht Mitgliedern, die es in den Kreistag schafften.