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Winterferien Legostadt erhält nie eine Schule

Fußballstadion, Traumhaus oder Bahnhof - In der Juri Gagarin Grundschule in Stendal bauen Kinder eine Legostadt.

Von Mike Kahnert 13.02.2020, 10:00

Stendal l Es steht null zu null im Fußballländerspiel zwischen Deutschland und Italien. Die Italiener sind im Ballbesitz. Foul. Deutschland sieht die Rote Karte. Ein Spieler beschwert sich mit hochgerissenen Armen beim Schiedsrichter. Es ist kein echtes Fußballspiel, sondern eine Szene, die sich im Stadion der Legostadt in der Juri Gagarin Grundschule in Stendal abspielt.

Isaak (10) und Jonas (10) bauen gemeinsam mit anderen Kindern des Hortes der Schule und des Kidsclubs vom Verein Lebendige Steine an der Legostadt mit. „Wir bauen noch einen Hotdogwagen dazu“, sagt Jonas und platziert zunächst einige dekorative Bäume vor dem Stadion. „Weil wir noch Essen für die Zuschauer brauchen“, sagt er. Isaak steht in einem Dortmundtrikot daneben. Der BVB ist sein Lieblingsverein. Er spielt selbst beim ASV Weiß-Blau in Stendal Fußball. Die Entscheidung ein Stadion zu bauen, viel daher leicht. Und wer gewinnt? „Das ist noch nicht entschieden“, sagt Isaak.

Samuel Kloft vom Verein Lebendige Steine unterstützt die kleinen Baumeister bei ihren Projekten. Rund 50.000 Legosteine stehen den Kindern zur Verfügung. Zirka 30.000 werden verbaut, schätzt Kloft. Das tolle für ihn: „Es ist immer unterschiedlich“, sagt der 38-Jährige.

Das Bauen dient dabei nicht nur der Unterhaltung. Räumliches Denken und Kreativität sollen mit der Errichtung der Legostadt gefördert werden. Verrückt sei, in diesem Projekt werde nie eine Schule gebaut, sagt Kloft schmunzelnd.

Und Fantasie beweisen die jungen Legobauer. In einem Schwimmbad darf sogar ein Einbrecher baden gehen, auf dem Dach eines Hotels steht eine Rutsche und gerade werden zwei Schweine mit schwerem Baugerät auf eine Farm gebracht. Die Farm ist aber bereits mit Tieren überfüllt. Nicht etwa aus Tierquälerei. Keines der vielen Bauernhoftiere wollten die Kinder auslassen, erklärt Samuel Kloft.

Für das Bauen gibt es feste Grundregeln, welche den Kindern an jedem Morgen erklärt werden, sagt Kloft. Sie sollen sich gegenseitig helfen, dürfen keine Legosteine mit nach Hause nehmen und bevor ein Bauprojekt beginnt, wird eine Kiste mit dem nötigen Baumaterial gefüllt und zum Platz gebracht.

Melina (7) und Michelle (8) bauen jeweils ein Hochhaus. Aber kein langweiliges Hochhaus. „Es soll aussehen wie ein Hundertwasserhaus“, sagt Michelle. Nicht etwa wegen Rundungen oder verrückter Formen. Knallbunt soll es sein. Michelle hat mit ihrer besten Freundin Melina gemeinsam die Idee gehabt.

Am Nachbartisch sitzt Vivian (6), die Schwester von Michelle. Sie baut an ihrem Traumhaus. Ein ganzes Viertel der Legostadt ist den Traumhäusern der Kinder gewidmet. Vivians besteht komplett aus schwarzen und weißen Steinen. „Das sind meine Lieblingsfarben“, sagt sie.

Doch was wäre eine Legostadt ohne eine vernünftige Infrastruktur? „Die Stadt braucht einen Bahnhof, damit die Leute auch in die Stadt kommen können“, sagt Ramon. Der Elfjährige, der später einmal mit Zügen arbeiten möchte, legt gerade die ersten Fundamente. In seiner mit Bauteilen gefüllten Kiste hebt er einen Legostein hervor. „Airport“, Flughafen, steht auf dem Stein. Somit steht eine Haltestelle fest. Der Bahnhof soll auf jeden Fall mit dem Flughafen der Legostadt verbunden werden, sagt Ramon.

Bis Freitag, 14. Februar, arbeiten die Kinder weiter an der Legostadt. Von 16 bis 17.30 Uhr können dann nicht nur Eltern, sondern alle Interessierten sich die Stadt der jungen Baukünstler im ersten Obergeschoss der Juri-Gagarin Grundschule in Stendal anschauen.