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Mehr Schüler Grundschul-Neubau ist eine Option

Auf dem Weg, ausreichend Platz für Grundschüler zu haben, denkt die Stendaler Stadtverwaltung auch über einen Schulneubau nach.

Von Donald Lyko 12.07.2016, 23:00

Stendal l Mit einem Brief an alle Stadträte hatte Schulleiterin Petra Brachmann im April den öffentlichen Blick auf fehlende Klassenräume und fehlende Räume für die Hortbetreuung in der Grundschule Nord gerichtet. Die Suche nach Lösungen für diese Schule hat sich nun zu einer generellen Frage entwickelt: Wie soll oder kann die Grundschullandschaft der Hansestadt Stendal der Zukunft aussehen? Dabei geht es um die Gebäudekapazitäten ebenso wie um Veränderungen in den Schuleinzugsbereichen. Erste Antworten hatte die Fraktion SPD/FDP/Piraten/Ortsteile mit einem Antrag bis zur Ratssitzung am Montag eingefordert. Die Fraktion wollte erfahren, welche Rolle die Änderung der Schuleinzugsbereiche, der Ausbau der dritten Etage der Ganztagsgrundschule Goethestraße, die Sanierung der Petrikirchhof-Grundschule oder als Ersatz ein Neubau in der Innenstadt in Planungen der Verwaltung spielen, um kurzfristig die Grundschule Nord zu entlasten.

„Wir prüfen, wie durch einen anderen Zuschnitt der Einzugsbereiche die Lasten so verteilt werden, dass eine ordentliche Beschulung und Hortbetreuung gegeben ist“, sagte Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU). „Der Prozess ist noch nicht abgeschlossen, er wird uns noch eine Weile beschäftigen“, erklärte der OB und kündigte eine ausführliche schriftliche Beantwortung inklusive aktueller Zahlen an. Die Sanierung der Petrikirchhof-Grundschule sei ebenso eine Option wie ein Neubau. Einen möglichen Standort nannte er nicht, doch es sei „wenig sinnvoll, weit entfernt vom jetzigen neu zu bauen“.

„Wir möchten kein Denkverbot“, forderte Reiner Instenberg, Vorsitzender der Fraktion SPD/FDP/Piraten/Ortsteile, für die Diskussion. Darum gehöre für ihn auch die Überlegung dazu, „ob es sinnvoll ist, die Grundschule Möringen mit aufzunehmen“. Nach dem Brief von Petra Brachmann und ersten Beratungen habe die Fraktion „schnell gemerkt: Wenn man an einer Schraube dreht, dann gerät das gesamte Konstrukt ins Wanken“, sagte Instenberg.

Möringen war ein gutes Stichwort für Hardy Peter Güssau, Vorsitzender der CDU/Landgemeinden-Fraktion: „Wir sollten die Ortsteile nicht aus dem Blick verlieren“, sagte er mit Hinweis auf die Fahrzeiten der Schüler. Eine Umland-Schule sei geschlossen worden auf der Basis von damaligen Zahlen. Jetzt mit den neuen Zahlen sollte sich die Stadt auf neue Wege aufmachen, appellierte er. Dabei dürfe nicht allein auf die Kernstadt geschaut werden, forderte Güssau. In der Diskussion müsse „alles auf den Tisch“, auch die Zukunft des Petrikirchhof-Schulgebäudes. Nachdem sie vor einigen Jahren auf der Kippe stand, sind die Schülerzahlen jetzt stabil. Und dennoch unterstütze er die Frage nach einem Neubau, so Güssau, „denn es geht um gute Bedingungen für die Schüler. In alten Gebäuden sind sie vielleicht nicht mehr zeitgemäß.“

Dafür, die Einzugsbereiche mittelfristig auf den Prüfstand zu stellen, sprach sich Helga Zimmermann (Fraktion Linke/Grüne) aus. Mit Blick auf die Möringer Grundschule sagte sie: „Kurzfristige Schließungen von Einrichtungen bringen uns in die Bredouille.“

Für die fehlenden Horträume in der Nord-Grundschule soll es kurzfristige Lösungen geben, kündigte Schmotz an. Eine Überlegung sieht vor, Hortkinder in Räumen des JFZ „Mitte“ zu betreuen. Zudem sind für den Übergang Container auf dem Schulgelände im Gespräch.

Die Fragen, wie sich die Grundschulen und Horte der Hansestadt für die Zukunft aufstellen sollen, stellen sich wegen der demografischen Entwicklung – die besser ist, als vor Jahren prognostiziert. „Das praktische Leben hat uns eines Besseren belehrt“, kommentierte Klaus Schmotz, dass mehr Kinder geboren wurden als erwartet. Im Fall der Grundschule Nord kommen nach der Schließung der Schul-Außenstelle Rochau Kinder aus Groß Schwechten hinzu. Und dann gibt es noch Flüchtlingskinder. Die sind zwar da, aber zum Beispiel bei Anträgen auf Stark-III-Fördergeld dürften sie in den Prognosen zu den Schülerzahlen nicht auftauchen, kritisierte Instenberg. „Man müsste auf das Land zugehen und sagen: Lasst uns doch 15 bis 20 Prozent dieser Kinder in den Demografiecheck einbeziehen“, schlug er während der Sitzung vor.

„Ich bin froh, dass das Thema endlich auf dem Tisch ist. Für mich ist es gar nichts Neues, was ich höre“, sagte Anette Lenkeit (Fraktion SPD/FDP/Piraten/Ortsteile), bis zum Ruhestand Leiterin der Ganztagsgrundschule. Seit Jahren hätten die Schulleiter auf die Probleme aufmerksam gemacht. Mit Interesse verfolgte sie die Aussagen zu den Einzugsbereichen. „Ich hatte bisher den Eindruck, dass man sich nicht daran heranwagt“, sagte die Stadträtin, die in den Einzugsbereichen „ein Thema mit höchster Brisanz“ sieht. Lenkeit: Das könne die Verwaltung allein nicht umsetzen, dabei sollten Elternvertreter und das Schulamt einbezogen werden.