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Wiedereinweihung des kulturhistorisch bedeutenden Instruments in Eichstedt / Staatsminister signiert Orgelpfeife Nach 50 Jahren wieder Orgelklänge zum Lobe Gottes

Von Doreen Schulze 28.05.2014, 03:21

Eichstedt l "Sie klingt wunderschön", sagt Adelheid Schmersau erfreut, Vorsitzende des Förderkreises St. Katharinenkirche Eichstedt, der sich die Restaurierung der Helbig-Orgel in Eichstedt auf die Fahnen geschrieben hat. Das Projekt ist vollbracht.

Am Sonntag erklang das Instrument, das bislang etwa ein halbes Jahrhundert lang still blieb und nun aufwändig restaurierte ist. Sechs Jahre dauerte es von der Gründung des Förderkreises über Spendensammlung und Sanierung bis hin zur Wiedereinweihung. Am Sonntag war es soweit. Pfarrer Jörg Drafehn, der das Vorhaben mit auf den Weg brachte, führte durch den Festgottesdienst. Vom wunderbaren Klang des restaurierten Instruments konnten sich die Gottesdienstbesucher überzeugen, Kantorin Susanne Reischel spielte.

Gerührt vom Orgelklang zeigte sich Staatsminister Rainer Robra, Schirmherr der Orgelsanierung. "Von Herzen teile ich die Freude, die diese Kirche heute erfüllt", beschrieb Robra. Am Sonntag hörte er erstmals den Klang der Eichstedter Orgel. Für ihn war dies ein besonderes Erlebnis, spielte doch bereits sein Großvater Walter Robra als Kantor dieses Instrument. In seiner Festrede lobte der Staatsminister den Tatendrang des Förderkreises, insbesondere die Begeisterung Adelheid Schmersaus. "Die Bewahrung der Geschichte gelingt immer da, wo Menschen sich engagieren", erklärte Robra. Den Eichstedtern wünscht er, dass nun, wo die Orgel restauriert ist, die Gemeinschaft im Ort erhalten bleibt.

Der Gemeinschaftssinn im Hinblick auf die Kirchenorgel besteht schon seit rund 50 Jahren. Schon als in den 1960er Jahren die Orgel nicht mehr spielbar war, wollte die Kirchengemeinde diese überholen lassen, wie sich Andreas Schwerin, Vorsitzender der Kirchengemeinde, erinnerte. Damals gab es keine Ersatzteile. Eine kleine Orgel wurde angeschafft, "damals ein umstrittenes Projekt, sollte doch von dem gesammelten Geld die historische Orgel restauriert werden", so Schwerin.

2008 erfolgte dann der zweite Anlauf, der Förderkreis gründete sich. "Als wir damals die Idee hatten, wusste ich nicht, was für ein steiniger Weg vor uns lag", berichtete Adelheid Schmersau. Zunächst wurden Gelder gesammelt. Ab 2011 bauten die Mitarbeiter der Orgelbaufirma Schuke das Instrument in zwei Bauabschnitten auseinander, überholten es und bauten es wieder zusammen. "Nun soll die Orgel zum Lobe und zur Ehre Gottes erklingen", erklärte Andreas Schwerin.

Im Anschluss an den Gottesdienst signierte der Staatsminister die Orgelpfeife, für die er Pate steht. Der Orgelsachverständige Christoph Lehmann erläuterte das Instrument. Er begutachtete es 2008. Damals war es in desolatem Zustand mit ausgebauten Pfeifen. Am Nachmittag erklang das kulturhistorisch bedeutsame Instrument beim Festkonzert. Kulturhistorisch bedeutsam ist die Orgel deshalb, weil sie das einzige noch fast vollständig erhaltene Instrument des Tangermünder Orgelbauers Johann Georg Helbig ist.

Finanzielle Unterstützung erhielt der Förderkreis von der Europäischen Union aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER), der Landeskirche, dem Kirchenkreis, der Kirchengemeinde, der politischen Gemeinde, der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck, Spendern, Sponsoren sowie Stiftungen. Insgesamt beliefen sich die Mittel auf rund 155 000 Euro.