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Nachbarschaftsstreit Poller sind Stein des Anstoßes

Poller trennen den Uchtewall in Stendal. Jüngst wurden sie versetzt, sehr zum Ärger von Grundstückseigentümerin Gabriele Badendick.

Von Thomas Pusch 18.11.2016, 09:33

Stendal l Gabriele Badendick wirkt nicht wie eine Frau, die sich schnell aus der Ruhe bringen lässt. Was nun aber vor ihrem Grundstück an der Wahrburger Straße passierte, lässt sie jedoch fast verstummen. „Da sind Poller direkt in die Flucht meiner Grundstücksgrenze gesetzt worden“, beklagt sie sich beim Vor-Ort-Termin mit der Volksstimme. Erste und sehr sichtbare Auswirkung: Auf der Zufahrt zu ihren Garagen ist ein Wendekreis entstanden, der laut Badendick kräftig genutzt wird. „Es gibt auch mehrere handwerkliche Betriebe in der Nachbarschaft, deren Fahrzeuge drehen hier, wenn sie in Richtung Wahrburger Straße rausfahren“, erläuterte sie.

Unverständlich ist ihr, wieso die Poller um knappe zehn Meter in ihre Richtung versetzt wurden. Ihr Nachbar, vor dessen Grundstück die Vorgängerpoller eingelassen waren, habe ihr gegenüber verneint, für eine Versetzung plädiert zu haben. Er habe lediglich angemerkt, dass die alten mit Sand gefüllten Betonringe beschädigt seien und daher eine Gefahr darstellen würden.

Ähnlich heißt es auch in einer Antwort der Stadt auf eine Volksstimme-Anfrage: „In der Straße Uchtewall in Wahrburg sind im Oktober Betonringe, die der Sperrung der Straße lange Zeit als Provisorium dienten und stets Ort starker Vermüllung waren, durch verkehrsübliche Poller ersetzt worden.“ Der Standort sei um etwa sieben Meter versetzt, unter Beteiligung der unmittelbar betroffenen Anlieger gewählt worden.

Kein Anlieger müsse durch diese Maßnahme seine gewohnte Fahrtrichtung ändern. Die Beeinträchtigung sei somit nicht stärker als bisher.

Dem kann die Grundstückseigentümerin nun so ganz und gar nicht zustimmen. Zum einen sieht sie im Nutzen der Garagenauffahrten als Wendekreis sehr wohl einen Nachteil, zum anderen bestreitet sie, überhaupt an der Wahl des neuen Ortes beteiligt worden zu sein. Lediglich habe sie aus dem Tiefbauamt ein Schreiben bekommen, in dem ihr das Versetzen der Poller mitgeteilt worden sei. Dagegen legte sie Widerspruch ein. „Der zuständige Sachbearbeiter erklärte mir, dass das die falsche Wortwahl gewesen sei“, sagte sie. Stattdessen hätte sie um einen Gesprächstermin bitten müssen, um einen Alternativvorschlag zu unterbreiten, sieht sie sich ein wenig dem Amtsschimmel aufgesessen.

Besonders enttäuscht, dass über ihren Kopf hinweg entschieden wurde, ist Gabriele Badendick, weil sie im Uchtewall eine alte Bekannte ist, auch wenn sie selbst dort nicht mehr wohnt. „Ich bin 60 Jahre alt, mein Urgroßvater hat hier vor 100 Jahren das Haus und eine Scheune gebaut, damals einen Laden und eine kleine Landwirtschaft betrieben“, erzählte sie. Es gehe doch wirklich um eine überschaubare Zahl von Eigentümern, die in dem Abschnitt des Uchtewalls von den Pollern betroffen seien, „warum muss man uns denn auseinanderdividieren“, fragt sie.

Noch mehr stellt sie sich allerdings die Frage, warum denn überhaupt Poller den Uchtewall teilen müssten. Wenn es um die Verkehrsberuhigung ginge, könnten doch auch Durchfahrt-verboten- oder ähnliche Schilder aufgestellt werden. „Zur Beruhigung dienen die Tempo-30-Schilder, die an den beiden Enden des Uchtewalls aufgestellt sind“, erklärte Stadtsprecher Klaus Ortmann auf Anfrage. Allerdings solle der Uchtewall vor Schäden durch Durchgangsverkehr geschützt werden.

Nicht zuletzt hält Badendick die Poller in der unbeleuchteten Straße auch für eine Unfallgefahr. Doch dies teilt die Stadt nicht. „Sackgassenschilder an den Zufahrten zum Uchtewall zeigen beidseitig an, dass hier alsbald ein Hindernis die Durchfahrt versperren wird“, antwortete Ortmann. Die Poller stünden auf dem unbefestigten Teil des Weges und seien aufgrund ihrer Dimension rechtzeitig und deutlich sichtbar, soweit die zulässige Höchstgeschwindigkeit eingehalten werde.